benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 8 Monate

Demographischer Wandel vs. Produktivitätssteigerung

Ein sehr interessanter Beitrag zum Thema Altersarmut.


Massenarmut im Alter durch demographischen Wandel“ scheint das zentrale Thema für den Wahlkampf 2017 zu werden.

Der medial-politische Komplex könnte aber ebenso gut verkünden: „Massenwohlstand im Alter durch Produktivitäts­steigerung“, was isoliert betrachtet natürlich ebenso falsch ist. Erst wenn man beide Faktoren einander gegenüberstellt, lassen sich realistische Prognosen wagen.

Bild entfernt.

Egal wie und wieviel fürs Alter gespart wird – sei es umlagefinanziert durch die gesetzliche Renten­versicherung oder kapitalgedeckt durch festverzinsliche Papiere, sei es durch Aktien, Immobilien, Edelmetalle, Lottoscheine, Papiergeld oder Sonstiges – grundsätzlich gilt:

Es kann immer nur das verteilt und verbraucht werden, was produziert wird!

Produziert wird aber immer mehr – obwohl es demographischen Wandel schon immer gab seit Bismarck 1889 die gesetzliche Rentenversicherung eingeführt hat. Das totgeschwiegene Thema heißt Produktivitäts­­steigerung! In Deutschland stieg die Produktivität je Erwerbstätigenstunde zwischen 1991 und 2011 um 35 %. Es wird dank technologischem Fortschritt mit immer weniger Arbeit immer mehr produziert.

Berechnung: Laut Prognosen des Statistischen Bundesamts sinkt die Anzahl der Erwerbstätigen in Deutschland im Zeitraum 2020 bis 2060 innerhalb von jeweils 20 Jahren zwischen 10 und 21 % (je nach Basisjahr und Szenario, Quelle: 13. koordinierte Bevölkerungs­­vorausberechnung, Seite 57). Gemäß dem ungünstigsten Szenario würden also 20 Jahre nach dem Basisjahr nur noch 79 % der ursprünglichen Erwerbstätigenzahl zur Verfügung stehen. Bei einem weiteren Anstieg der Arbeits­produktivität je Erwerbstätigen­stunde um ca. 35 % innerhalb von 20 Jahren (wie 1991 bis 2011 gemäß Pressemitteilung des statistischen Bundesamts und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 2015, Seite 50) wird selbst im ungünstigsten Szenario 20 Jahre später rund 7 % mehr produziert (im mittleren 14 % und im günstigsten Szenario 21,5 %). Da die Gesamtbevölkerung im selben Zeitraum um ca. 5 bis 10 % schrumpfen soll, ergibt sich je nach Szenario eine Steigerung der produzierten Gütermenge, die pro Kopf in Deutschland zur Verfügung steht, zwischen 12 und 35 %.

Wir werden also, wenn man nicht nur die Demographie isoliert betrachtet, sondern auch die Produktivitäts­­steigerung berücksichtigt, den materiellen Wohlstand unserer Gesellschaft nach aktuellem Stand der Prognosen auch langfristig deutlich erhöhen. Das sagt jedoch nichts über das Verteilungsproblem aus. Und das lässt sich lösen, indem man nicht mehr hauptsächlich die Arbeit, sondern auch die Maschinen (also das Kapital) und das Geldsystem (z.B. durch Plan B) zur Finanzierung des Gemeinwesens heranzieht.

Mit einem schönen Gruß an die Gewerkschaften, die dieses Thema nie aufgreifen,

Ihr Rico Albrecht, April 2016

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John Meriwether
Mitglied seit 9 Jahre 9 Monate

Gedankenübertrag ? Genau darüber habe ich mir heute "den Kopf zerbrochen" ... naja, nicht ganz, aber es ist in Sachen Arbeitslosigkeit das berühmte " ... und der Rest ???" .

Denn selbst wenn alle offenen Arbeitsplätze in Deutschland in kürzester Zeit aus dem Pool erwerbsfähiger Arbeitsloser und Langzeitarbeitsloser (<- Hartz IV Empfänger) besetzt werden ... die Bundesagentur für Arbeit rechnet im Augenblick mit ca einer Million offener Stellen ... gut 1,5 Millionen Menschen würden ohne Arbeit bleiben. Es kann aufgrund der genannten enormen Produktivitätssteigerungen echte Vollbeschäftigung nie wieder geben ! Eine Minderheit kann aufgrund von Vermögensverzehr und / oder passivem Einkommen gut oder sogar sehr gut leben, z.B. geradezu überdimensionl an Rekordgewinnausschüttungen der großen Konzerne teilhaben (Familie Quandt), viele bleiben auf die Solidarität der Einzahler angewiesen. Deshalb hoffe ich, dass das bedingungslose Grundeinkommen, Version "finanzierbar", kommen wird, lest dazu : http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/weltwirtschaftsforum/sap-vorstand…

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 8 Monate

>John M.

Es wird beim Grundeinkommen immer davon gesprochen das es Geld gibt ohne zu arbeiten.

Tja, was ist denn dann Harz4 , Ein Euro Jober usw.

All diesen gigantischen Verwaltungsapparat und die damit zusammenhängenden Probleme und Ungerechtigkeiten könnte man damit einsparen.

Zugegeben, der erste Gedanke zum Grundeinkommen war bei mir Schwachsinn, denn Geld ohne Produktivität kann es nicht geben, betrachtet man es aber unter dem Aspeckt der Einsparung macht die ganze Sache für mich schon wesentlich merh Sinn.

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John Meriwether
Mitglied seit 9 Jahre 9 Monate

@ benedikt54 : freut mich, dass Du Dich ein wenig dafür begeistern kannst - ich hoffe wirklich auf eine "Grasroots Bewegung" hier in Deutschland, allerdings muss es natürlich in einer Höhe gezahlt werden, die dem Existenzminimum entspricht, also ca 50% - 60% des durchschnittlichen Nettoeinkommens und es müssen Vermögende davon ausgenommen werden. Multimillionäre mit BGE, häh ?

Hartz IV ist wirklich ein Bürokratiemonstrum - so ist das halt in Deutschland, hier ist wirklich jeder Lebensbereich "en détail" geregelt. Das verrückte ist, auch Menschen, die wirklich überhaupt keine Chance mehr auf Beschäftigung haben, werden bzw. müssen in Weiterbildungsmaßnahmen gepackt werden, Bewerbercoaching u.ä., weil es halt das entsprechende SGB so vorsieht !

Wenn man die ganz großen Trends der letzten Jahrzehnte zusammenfasst, käme bei mir folgendes raus ... immer besser werden allgemeine Lebensbedingungen (dazu präsentiere ich Dir http://www.fool.com/investing/general/2016/01/21/why-does-pessimism-sou… ), die m.E. vor allem der IT Revolution zu verdanken sind, die wiederum a) enormen Wohlstand in privater Hand kreiiert hat für Unternehmer, Finanzinvestoren und natürlich auch Arbeitnehmer in entsprechenden Unternehmen und b) eben auch maßgeblich für die Produktivitätssteigerungen mitverantwortlich ist.

Ein breiter Sockel am Fuß der Wohlstandspyramide hat keine Möglichkeit, zu Wohlstand zu kommen - weil einfach Talent(e) und daraus resultierende Möglichkeiten als Unternehmer oder eben Trader / Investoren fehlen UND der primäre Arbeitsmarkt dicht ist. Bewirb Dich mal hier in Deutschland als einfacher Arbeiter ... es ist fast aussichtslos, leider !

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John Meriwether
Mitglied seit 9 Jahre 9 Monate
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