Heutiges Jour-Fixe

Guten Morgen zusammen. Beginnen wir mal den "Jour-Fixe" Thread....

An wichtigen Daten stehen heute Nachmittag (14:30 h MEZ) aus den USA der "Philly Fed Manufacturing Index und die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstüzung" an.

Da die meiner Meinung nach fiktive "drohende FED Leitzinserhöhung" wie ein Damoklesschwert über den Märkten zu hängen scheint und die geschickte FED-Kommunikation diese "Furcht" aufrecht erhält, ist es umsomehr sehr wichtig, sich selbst die Frage zu stellen, ob eine "gefährliche" Leitzinserhöhung unter den gegebenen Umständen (US-Staatsverschuldung, Roll-Over eines grossen Anteils der US-Staatsanleihen in den kommenden vier Jahren etc.) überhaupt erfolgen kann und damit diese Schwarzmalerei an den Märkten überhaupt eine Basis hat.

Meines Erachtens ist die hohe Volatilität den Futures geschuldet, die schon lange die Kasse-Preise machen - der Schwanz wedelt also mit dem Hund und nicht umgekehrt - und man sollte sehr vorsichtig agieren, wenn man in dem Bereich aktiv ist. Kleine Hebel und viel Zeit (bei Optionen bzw. Optionsscheinen) können daher meines Erachtens oftmals vor kurzfristigen "Zock"-Verlusten schützen.

Ich persönlich sehe weiterhin auf Jahresendbasis den Goldpreis bei 1350 $ / oz., Rohöl bei 50 $ / barrel, DAX 11.000, Dow Jones 17.500, Nasdaq 5.000.

Auch habe ich eine sehr spekulative Anleihe mit einem hohen Default-Risiko im Auge, es handelt sich dabei um den im Oktober fälligen Bond der staatlichen Öl-Gesellschaft Venezuelas der aktuell um die 60 % notiert und eigentlich nur eine Chance auf Rückzahlung hat, wenn der Ölpreis steigt und damit die Venezolanische Wirtschaft wieder die dringend benötigten finanziellen Mittel erhält. Derzeit wird ja von einem bevorstehenden Default Venezuelas gesprochen - fast alle Deviseneinnahmen stammen aus dem Ölhandel.

Das ist alles meine persönliche und private Meinung und beginne damit den täglichen Jour-Fixe Thread.

Macht´s gut und viele Grüsse.

Franjo
Mitglied seit 8 Jahre 8 Monate

SPOMI die ZMP-Mitarbeiter haben reagiert und die Spam´s gelöscht. Besten Dank dafür.....

Benedikt, EUR/JPY Long hört sich gut an und ich denke selbst an 125er bzw. 126er Call OS mit Laufzeit bis Ende März / Mitte April. Meines Erachtens schlägt immer mal wieder die "FED-Zinserhöhungspanik" in einer kurzfristigen Dollarstärke durch, um dann doch wieder relativ schnell in die andere Richtung umzuschlagen (das geht nun schon seit Anfang 2015 so).

Erstmal den Freitag abwarten. Die US-Arbeitsmarktzahlen werden den Ton angeben. ADP war heute stark. BLS dürfte auch über den Erwartungen liegen, aber das wird nicht ausreichen um daraus weitere FED-Zinserhöhungen abzuleiten. Ich kann diesbezüglich immer wieder nur die Frage in den Raum stellen: Wie will man die Zinsmehrkosten bezahlen ? Und komme immer wieder zum Schluss, dass die Zentralbank dem Staatshaushalt kaum in den Rücken fallen wird......

Schönen Abend noch an alle und viele Grüsse.

Franjo
Mitglied seit 8 Jahre 8 Monate

Vielleicht hat der ein oder andere Samstag Vormittags auf dem TV-Sender RT International schon einmal den Keiser-Report gesehen.

https://www.youtube.com/watch?v=RbOQZ-92pqc

Max Keiser diskutiert über interessante Themenbereiche aus Ökonomie und Politik.

Schaue ich mir immer gerne an. Auch weil man automatisch noch einen schönen Ausblick auf Tower Bridge und Themse hat :o)

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SPOMI
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

beim L. Williams code hat sich noch ein Schlingel spam eingeschlichen...

auch wenn deine Sicht auf Staatsverschuldung von Ex-Yu und Weimarer Republik geprägt ist, so zeigt doch das Beispiel Japan, dass auch andere Szenarien denkbar sind. Die Bilanzsumme der EZB schrumpfte auch in den vergangenen Jahren bei Tilgungen, natürlich nicht stark. grundsätzlich ist Ökonomie und Geld eine Frage des Vertrauens; noch glauben alle an USD, EUR, JPY. Grüsse SPOMI

Franjo
Mitglied seit 8 Jahre 8 Monate

Hallo SPOMI.

Du bringst als Gegenargument Japan. Benedikt nimmt es auch als Beispiel. Viele andere Forummitglieder haben ebenfalls Japan als Gegenargument zu meiner These genommen.

Kann man FED / EZB - QE mit dem japanischen QE 1:1 vergleichen ? Sie ähneln sich vielleicht etwas, aber sind doch meines Erachtens nach von Grund auf verschieden.

Die FED wie auch die EZB kaufen Staatsanleihen um die allgemeinen Marktzinsen im unteren Bereich zu lassen und blähen damit ihre Aktiv-Seite der Bilanz auf. Wir alle wissen, dass die Zinsen der Papiere aufgrund mangelnder Nachfrage durch die Decke gehen würden. Das passt dann nicht zu den offiziellen 0 % Leitzinsen (z.B.: kurzfristig 0 % - langfristig 10 Jahre 7 % (aufgrund mangelnder Nachfrage).

Die Japaner haben ihren Focus bei QE woanders -sagen wir auf der Passiv-Seite der Bilanz- sie versuchen ihre Wirtschaft mit Geld zu fluten. Finanzieren aber nicht den Staat, wie es bei FED und EZB den Eindruck macht.

Wenn also der Staat niedrige Zinsen braucht und er diese nur über QE erhalten kann, so baut sich hier ein riesiges inflationäres Gefahrenpotential für später auf.

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Franjo,

Vorab mal Danke für die Diskussion und den Gedankenaustausch. Das kann man nämlich sonst nirgendwo, selbst innerhalb der Bank machen sie immer nur ungläubig grosse Augen. 

Also:    

In den Verträgen von Maastrich wurde eine direkte Staatenfinanzierung ausgeschlossen. Die Begründung liegt so das die Banken sagen das dies die Inflation massiv anheizen würde. Nun, wenn der Staat finanziert gibts Inflation, tuns die Banken gibts die nicht, so deren Logik. Die Realität sieht wohl so aus das sich die Banken hier ein risikolsoses Geschäft an Land gezogen haben. Geld fürs Nichtstun.

Jetzt zum Thema.

Die EZB stellt den Banken 500 Mrd. und mehr zu fast Null Zins zur Verfügung.

Diese kaufen dafür Anleihen von Italien, Griechenland usw.  

Diese Länder kaufen damit unsere Waren und Dienstleistungen was unserer Wirtschaft zugute kommt. (Gewinne der Unternehmen usw)

Diese Leistungsbilanzdefizite können aber nicht getilgt werden.

Die Banken haben nun uneinbringliche Forderungen in Ihren Bilanzen. 

Durch QE übernimmt nun die EZB diese Forderungen der Banken und entlässt sie aus dem Risiko.

Würde nun die EZB die Verbindlichkeiten der Staaten erlassen hätte sich nichts geändert. Nicht anders sind ja die bisherigen Schuldenschnitte zu verstehen.

Man hat die Kredit abgeschrieben. Aus die Maus. Hat sich dadurch irgendwie eine Art Inflation entwickelt.

Die Inflation die man erkennen kann ist die Gewinnsituation der Unternehmen. (Assett Inflation), aber in den Verbraucherpreisen kommt da nichts an, dazu wäre eine Beteiligung an der Produktivität notwendig und da weigert man sich ja bekanntlich auf Teufel komm raus.

Franjo
Mitglied seit 8 Jahre 8 Monate

Kein Thema, Benedikt. Geht mir genauso. Suche ich einen neuen Gedankenimpuls finde ich ihn am ehesten hier bei den TMW-Kollegen.

Die Bankangestellten machen ihren Job schon gut, es sind aber letztendlich Angestellte die ihre Bankausbildung gemacht (Theorie gelernt) haben und nun im Idealfall bis zur Rente nach der Pfeife des Vorstands tanzen (ich rede hier mal von kleinerern Regionalbanken).

Wird es komplexer muss man zum Spezialisten. Und die finde ich hier und das schon jahrelang :o)

Mit Leuten in Vermögensverwaltungen -die ebenfalls Spezialisten sind- könnte man sicherlich auch Gedankenaustausch betreiben. Ist aber nur in den seltensten Fällen so ungzwungen wie hier möglich, wenn keine Geschäftsbeziehung besteht. Also ist meine Devise, hier mal auf TMW was gepostet und Meinungen der Forummitglieder angehört. Dann bildet sich schon eine Richtung heraus, wenn man vorher nur im Nebel gestanden hat....

Ich komme nochmal kurz auf Deinen Beitrag zurück. Nehmen wir doch als Beispiel eine Privatperson, die seit Jahren Aktien besitzt, die im Laufe der Jahre kräftig im Wert gestiegen sind.

Diese Person muss nun an Ihrem Haus eine kostspielige Renovierung durchführen und verkauft dafür nun einen Teil ihrer Aktien, die -bedingt durch die von Dir erwähnte Asset-Inflation- im Wert kräftig gewachsen sind.

Also, Aktien wurden verkauft und mit dem Erlös wurden die Handwerker bezahlt. Der Erlös aus dem Aktienverkauf (die im Wert durch die Asset-Inflation gestiegen imens gestiegen sind) ist nun also im Kapitalkreislauf der Wirtschaft gelandet. Wie bekommt man dieses Geld aus dem Kreislauf wieder heraus, wenn das wirksamste Mittel dafür -nämlich Zinserhöhungen durch die Zentralbanken- tabu ist ?

Ich persönlich glaube wirklich, dass man aktuell schon versucht Preise wo es geht zu bremsen (Mieten, Löhne etc). Aber die Vergangenheit hat oft genug gezeigt, dass Preiskontrollen nur eine bestimmte Zeit machbar sind und danach in rasantem Tempo ein inflationärer Dammbruch entsteht......

Man kann nicht glauben, dass man jahrelang eine Nullzinspolitik fährt, obendrauf noch Staatsfinanzierung mit QE betreibt (reden wir nicht um den heissen Brei, es ist einfach Staatsfinanzierung) und dann so tun will, als lebe man wie früher in einer Welt in der die Zentralbank eine Politik der Geldwertstabilität betreibt und Preise dauerhaft niedrig bleiben.

Es gibt also offiziell keine Inflation. Naja, die gab es ja im östlichen Teil Deutschlands vor 1990 auch nicht....Bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen sicher nicht, aber....

Ich muss ganz ehrlich sagen, mir schlackerten die Ohren, als ich vor kurzem den Preis für 100 Gramm Pistazien sah. Stolze 3,99 für 100 Gramm (!). Und was sind schon 100 Gramm (!).

Pistazien waren aber zu DM Zeiten lange nicht so teuer wie heute. Warum ? Weil es eventuell eine Spezialität ist, die ruhig teuer sein darf ? Also billige geröstete Erdnüsse aus der Dose, statt teurer Pistazien ?

Beim Käse genau das gleiche Spiel. Der Kilopreis von Parmesan liegt irgendwo bei 15 - 20 Euro. Muss es denn Parmesan sein, es geht ja auch der billige "Fake"-Käse für einen Bruchteil des Preises. Und, und, und......

Fleisch essen ist ungesund. Ja, sicher. Vor allem für den Geldbeutel. Also schön auf den Fleischkonsum verzichten, damit vom mageren Einkommen noch genug übrig bleibt. Auch eine Form der Preiskontrolle.

Ich weiss nicht, wie oder nach welchen Kriterien die Inflationsrate berechnet wird und wie man dann auf diese minimal-Raten kommt.

Ich kann nur sagen, dass die Inflationsraten für den Alltag kräftigst gestiegen sind und das ist -meines Erachtens- die wahre und gültige Inflationsrate. Ob es nun der Friseur, das Schwimmbad, die Strassenbahn, die Auto-Inspektion, die Nebenkosten für Haus oder Wohnung, die Müllgebühren, und so weiter, und so weiter, und so weiter sind. Alles ist teurer geworden und es hat sehr wohl ein Kaufkraftverlust stattgefunden der mitnichten mit Lohn- oder Rentenerhöhungen kompensiert worden ist.

Und meine Prognose für die Zukunft ist, dass dies noch schlimmer wird, da die Löhne und Renten zwar steigen werden, aber ich fest davon überzeugt bin, dass die Preise noch einen Tick schneller steigen werden.

Das ist mein persönlicher Ausblick.......

Viele Grüsse und noch eine gute Zeit.

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SPOMI
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Franjo hat schon recht, dass es in einigen Produkt bereichen (Freizeit, Essen,...) zu deutlichen Preissteigerungen gekommen ist. die extremsten Steigerungen gabs aber im Bereich (sicherer) assets wie Immobilien in Grossstädten oder Aktien. solange gespart wird und Kaufzurückhaltung geübt wird, wird es wahrscheinlich keine Inflation geben.

Meine Meinung, aber man weiss ja nie.... SPOMI

Myrrdin
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Vielen Dank für Eure Diskussion, an der ich mich mangels Fachwissen als einfacher Ingenieur leider nicht beteiligen kann. Lese aber sehr gerne mit und lerne dabei.

Mit besten Grüßen, Myrrdin

scorpion260
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@Myrrdin

So ein Quatsch.
Egal, ob Ingenieur, oder promoviert, oder einfacher Mensch.
Das trägt doch nicht zum Verständnis über Börse, und volkswirtschaftliche Zusammenhänge bei.
Deine Beiträge sind doch genauso fundiert;-).

Ansonsten rate ich dazu, benedikt54 zuzuhören.
Es ist im Prinzip genauso, wie er es sagt.

Scheint so, als hätte die Erosion, die hier seit Jahren stattfindet, einen Boden gefunden.
Trendumkehr setzt ja immer dann ein, wenn alle meinen, sie kommt nicht mehr.....

@benedikt

Bulle gegen Bär.
Der ewige Zweikampf.
Wird sich wohl nie ändern;-))))))).

Franjo
Mitglied seit 8 Jahre 8 Monate

Guten Abend Myrrdin. Scorpion hat absolut Recht.

Du gehörst doch auch schon zum TMW-Urgestein, schreibst auch schon jahrelang interessante Beiträge und hast auch immer gute Platzierungen in der TMW-Beliebtesten Mitglieder Liste erhalten.

Niemand ist meines Erachtens in diesem Forum besser oder schlechter gestellt als alle anderen. In dieser Hinsicht sind wir alle gleich. Für mich sind Deine Beiträge immer willkommen.

Noch einen schönen Abend und viele Grüsse.

p.s.: Ja Scorpion. Der Turnaround hat offensichtlich schon stattgefunden......   :o)

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