tradexxx
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Risiko Management für Profis

Ich würde gerne mehr über euer Risiko-Management erfahren. Wie geht ihr mit den Risiken im Handel, in eurer Gesamt-Strategie und Einzelpositionen um?

Wie schützt ihr euch vor langen Verlust-Serien - bzw. habt ihr hierfür einen Notfallplan?

Habt ihr sowas wie eine Risiko-Roadmap - z.B. unterschiedliche Risiko-Toleranz in unterschiedlichen Markt-Phasen?

deriva
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@tradexx,

beruflich als Risk Manager vorbelastet, habe ich für die einzelnen Märkte / Devisen; FI; Commodities/ spezifische Risikorichtlinien ausgearbeitet. Die Assets werden nach SAR gehandelt (breakouts als auch Trendfolge). Nach dem jeweiligen Ansätzen erhält jede Position entweder a priori oder a posteriori (Swing mit second through) einen Drehstop. Beim letzten Verfahren verwende ich noch zusätzlich einen Havariestop. Auch wenn meine Systeme im Vorfeld von Crashs bereits short waren (z.B.9.11.01), einen Super Gau nach Börsenschluß können die nicht absichern.

Des weiteren gibt es diverse worst case – Routinen, u.a. werden präventiv alle Order-ID aufgeschrieben. Bei Erfordernis kann auch ein zweiter Trader einspringen.

Die Handelsüberwachung erfolgt bereits in Gewinnphasen. Hier wird laufend die avg. win / avg. loss –Ratio und der Profitfaktor mit den historischen Daten verglichen. In DD-Phasen wird der Handel entweder bei Unterschreitung eines 3er MA oder nach einem second through eingestellt. Letzteres ist insoweit wichtig, denn nach einer Verlustserie kann eine Zwischenerholung einsetzten, aber falls danach das letzte Equity-Tief unterschritten wird, erfolgt ein Ausstieg.

Gruß deriva

tradexxx
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Danke für deinen Beitrag, Deriva. Dein Management von Draw Down-Phasen ist sehr interessant.

Möchte Derivas Beitrag gerade Einsteigern als exemplarisches Beispiel empfehlen, wie wichtig ein ausgefeiltes Risikomanagement ist. Und das Risikomanagment ALLE Bereiche abdecken sollte. Selbst Notfallpläne für PC-Probleme oder Ausfall des Traders.

Sonst noch jemand bereit uns in die Wissenschaft seines persönlichen Risikomanagments einzuführen?

tradexxx
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Nur ein einziger Beitrag dazu?

Roti
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Hallo deriva,

danke für deinen Beitrag aber was bitteschön ist ein 'Havariestop', ist das ein Kurstrailingstop oder was genau meinst Du damit?

Auch mit deiner Aussage "erhält jede Position entweder a priori oder a posteriori (Swing mit second through) einen Drehstop" würde ich gerne wissen was mit priori und posteriori gemeint ist?

Man kann ja nur lernen!

Beste Grüße

Roti

Gast

@ deriva

Sorry, jetzt muss ich doch mal wieder den Oberlehrer heraushängen – Pisa lässt grüßen.

Super Gau gibt es nicht. GAU heißt Größter Anzunehmender Unfall. Eine Steigerung ist nicht möglich und lächerlich. Will dich nicht belehren, aber wenn ich in der Presse von Super Gau lese, dann weiß ich, welch Kindes der Journalist ist.

Auch „das ist der einzigste ...“ kann nicht gesteigert werden, wenn man es auch oft hört. Es ist und bleibt der „einzige“! Nix für ungut – sogar gerlernte Germanisten haben damit Probleme.

@ tradexx

Ad Risiko-Management: Ich lege keine Stop-Loss Orders mehr in den Markt. Regelmäßig wurde ich und wird jeder, der das noch macht, „abgefischt“! Wenn ich verkaufe, dann nur noch taggleich mit Limit.

/W

tradexxx
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@Ölprinz,

jetzt muss ich dich korrigieren. Der Begriff SUPER GAU kommt aus der Kerntechnik und die Verwendung ist zutreffend.

Ein SUPER GAU bezeichnet den grössten Unfall in einer kerntechnischen Anlage, der von Sicherheitssystemen nicht mehr unter Kontrolle zu bringen ist und bei dem (im Unterschied zum einfach GAU) große Mengen radioaktiver Substanzen und Strahlung in die Umgebung gelangt. Letzteres macht den Unterschied zwischen GAU und SUPER GAU aus. Die Wortwahl ist also völlig korrekt.

Gast

@tradexx
ich bin promovierter Physiker, dieser Begriff ist inkorrekt!
/W

tradexxx
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Habe noch mal im Lexikon nachgeschaut. Dort wird GAU und SUPER GAU ebenso beschrieben und unterschieden.

Ist aber auch nicht das Thema hier. Überlassen wir diese Streitfrage den Physiker-Boards.

Wer hat noch was zum Risiko-Management beizusteuern?

deriva
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@Roti,

ich habe hier unterschiedliche Ansätze vorgestellt und diese nicht weiter untersetzt.
1.Mit dem Stop – And – Reverse (SAR) bin ich immer im Markt.

2.Der a priori - SAR (oder Drehstop) für die laufende Periode wird anhand des Parabolic SAR- Wertes der unmittelbar davor liegenden Zeiteinheit eingegeben.

3.Der a posteriori Stop ist nichts anderes als ein Trailingstop. Nachdem sich ein Swingpunkt ausgebildet hat wird beim zweiten Erreichen des Swingpunktes die Position gedreht. Das hat den Vorteil, dass die Stops adaptiv zum Marktgeschehen und nicht starr eingegeben werden. Als Absicherung vor dem GAU in diesem Fall (bis zum Erreichen des Swingpunktes existiert kein Stop), wird der sogenannte Havarie Stop verwendet. Z.B. im S&P sind das 30 Punkte, im FESX ca. 70 Punkte und im EUR/USD 70 pips.

@Ölprinz,

ich stimme Dir zu, dass Super-GAU eine Wortschöpfung der Medien ist, um Ereignisse zu dramatisieren, aber von der Bedeutung her sinnlos, da es von einem grössten anzunehmenden Unfall nicht noch eine Super-Version geben kann.

In der elektrischen Netztechnik gibt es das heuristische „n-1“-Kriterium. Der Ausfall eines jeden beliebigen Netzelements muß ohne Kaskadenbildung beherrscht werden. Alle mir bekannten black outs hatten mehrere Ausfälle zur Ursache – und konnten deshalb nicht präventiv verhindert werden.

Der Unfall im amerikanischen Kernkraftwerk Three Mile Island wurde durch mechanisches Versagen und Fehlbedienungen der Betriebsmannschaft ausgelöst. Es handelte sich hierbei um einen grössten nicht anzunehmenden Unfall mit einer Radioaktivitätsstufe von INES 5.
Ein ebenfalls größter nicht anzunehmender Unfalll war bekanntlich Tschernobyl (INES7), wo das Bedienungspersonal im unterkritischen Reaktorzustand bei Abfahren des Blockes zusätzlich die Bremsstäbe gezogen und die Eigenbedarfsautomatiken (Kühlung !) außer Betrieb genommen hat, um das Abfangen im Eigenbedarf zu testen.

Man sieht also, daß es auf vielen Gebieten ein Risk Management gibt.

Gruß deriva

renard
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@Ölprinz

Möchte auch mal gern Oberlehrer sein: "dann weiß ich, welch Kindes der Journalist ist." --> wes Geistes Kind! (Pisa läßt grüßen.)

Beste Grüße von Oberlehrer zu Oberlehrer.
renard

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.

Jetzt registrieren

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich