Chinas Getreide- und Reisversorgung: 44 % Endbestand gemessen am Verbrauch.
Die Sicherstellung der Versorgung mit Nahrungsmittel für eine wachsende Bevölkerung mit steigenden Einkommen ist ein hohes politisches Ziel in China. Die politischen Vorgaben haben eine Zielgröße um die 35 % Endbestände zum Verbrauch gesetzt, eher etwas drüber als drunter.
Mittlerweile erreichen Reis- und Getreidebestände rd. 44 % des Verbrauchs, eine Dimension, die auch für chinesische Verhältnisse nicht mehr wünschenswert ist. Im Falle des Weizens liegen nach den Rechenunterlagen 79 Mio. t von jährlich verbrauchten 117 Mio. t auf Lager. Die Jahresernte 2015/16 wird auf 130 Mio. t geschätzt.
Erreicht wurde diese Entwicklung durch hohe Garantiepreise iin Höhe von 350 $ je t, die weit über den Marktpreisen liegen. Die staatlichen Aufkaufläger füllten sich. Der steigende Getreidebedarf im Inland wurde aber in jüngerer Zeit durch billige Importe von Gerste und Sorghum sichergestellt. Verzweifelte Versuche des Staates, etwas verbilligtes Getreide wieder aus den Lägern an die Verbraucher (u.a. Schweineproduzenten) zurück zu verkaufen, schlugen weitgehend fehl, weil die angebotene Ware zu wenig wettbewerbsfähig war.
In der Zwischenzeit werden Zweifel daran laut, ob die eingelagerte Ware denn auch in vollem Umfange verwertbar ist. Die teilweise provisorisch eingerichteten Läger sind wenig geschützt vor Verderbnis aller Art. Manche Vorratsbestände sollen auch nur noch auf dem Papier existieren.
Die hohen Getreidepreis- und Einkommensgarantien sind nicht nur versorgungspolitisch bedingt, sondern sollen auch dazu beitragen, die Landflucht aus den ärmeren Regionen zu hemmen. Allerdings bedeuten hohe Getreidepreise auch hohe Futterkosten für die ausgeprägte chinesische Schweinefleischerzeugung, die immer noch zu beachtlichen Teilen zur Hausversorgung beitragen. Im Jahre 2014 wurden aufgrund der Unwirtschaftlichkeit der Schweinefleischerzeugung rd. 12 % der Sauen geschlachtet, deren Ferkel heute für die Mast fehlen. Der Rückgang der Fleischerzeugung hat die Schweinepreise auf Werte über 3,60 €/kg getrieben. Der fehlende Futterverbrauch hat die Futtergetreidevorräte nochmal aufgestockt.
Die politischen Änderungen sehen eine stufenweise Rückkehr der Garantiepreise auf Marktkursniveau bis zum Jahre 2017 vor. Gleichzeitig sollen die Billigimporte alternativer Futtermittel strenger reglementiert werden. Mehr Getreide aus den Vorratslägern soll zur Bedarfsdeckung herangezogen werden, um die angestauten Überschüsse auf ein versorgungsgerechtes Niveau wieder abzubauen.
Überlegungen, überschüssige Ware auf dem Exportweg loszuschlagen, scheiterten an den hohen Kosten für Lagerung, Transport und vor allem Finanzierung. Solche Aktionen passen auch nicht ins politische Bild Chinas.
Die hohen Getreidevorräte sind fast ausschließlich für Chinas Vorsorge bestimmt. Sie stehen nicht für den internationalen Versorgungsbedarf zur Verfügung. Für eine zutreffende Beurteilung einer globalen Versorgungslage sollte man daher Chinas Reserven ausklammern. Rechnet man die entsprechenden Zahlen heraus, erscheint die weltweite Versorgung nur noch im Licht einer Durchschnittssituation. Im risikoreichen El Niño-Jahr könnte diese Einschätzung nochmal (Preis-)Bedeutung erlangen.