FAO: Getreideernte 2015/16 um 1,5 % niedriger, Versorgung gesichert
Die Landwirtschafts- und Ernährungsabteilung der Vereinten Nationen (FAO) schätzt die kommende Getreideernte (ohne Reis) 2015/16 auf rd. 2.009 Mio. t und damit rd. 43 Mio. t niedriger als im Vorjahr ein. Gemessen am langfristigen Trend bleibt das Ergebnis leicht unterhalb der zu erwartenden Prognoselinien.
Die globale Weizenernte wird auf 719 Mio. t (Vorjahr 730 Mio. t) geschätzt und erreicht damit ein gut durchschnittliches Ergebnis. Der weltgrößte Erzeuger EU bleibt mit rd. 8 Mio. t hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Für Russland und die Ukraine schätzt die FAO zusammen rd. 7 Mio. weniger. In den USA soll die Weizenernte nur unwesentlich besser ausfallen.
Im Falle des übrigen Getreides wird die Ernte auf 1.290 Mio. t (Vorjahr 1.324 Mio. t) um 34 Mio. t niedriger veranschlagt. Den größten Anteil am Rückgang werden für die USA mit -12 Mio. t vorausgesagt. In der EU soll das Ernteergebnis für die Ernte ohne Weizen um 8 Mio. t zurückfallen, zu einem erheblichen Teil auf eine geringere Maisernte zurückzuführen. In den beiden südamerikanischen Staaten Brasilien und Argentinien werden zusammen um 6 Mio. t geringere Maisernten vorausgesagt.
Auf der Nachfrageseite wird ein Verbrauchsvolumen von rd. 2.014 Mio. t um rd 5 Mio. t höher als die laufende Ernte geschätzt. Gemessen an den vorhergehenden Jahren geht damit der Verbrauchszuwachs ein wenig zurück, bleibt aber immer noch auf der langjährigen Trendlinie.
Beim globalen Weizenverbrauch schätzt die FAO ein Volumen von 716 Mio. t (Vorjahr 712 Mio. t) deutlich unterhalb des Ernteergebnisses. Die vielen kleinen Verbrauchssteigerungen finden sich in fast allen Importregionen wieder. Das bevölkerungsreiche China hat dabei den größten Steigerungsbedarf von fast 3 Mio. t.
Im übrigen Getreidesektor wird eine Verbrauchssteigerung von 1.285 Mio. t auf 1.298 Mio. t vorausgeschätzt. Ein Mehrverbrauch wird den USA in Höhe von 5 Mio. t aufgrund höheren Tierbestände und der Bioethanolproduktion zugeschrieben. Für die EU werden rd. 3 Mio. t mehr veranschlagt. Chinas Futtergetreideverbrauch soll um 2 Mio. t steigen. Die gleiche Zunahme wird auch für Brasilien mit wachsenden Geflügelbeständen zugrunde gelegt.
Für die globale Getreidebilanz errechnet sich ein leichter Bestandsabbau von 469,4 Mio. t auf 458,5 Mio. t. Gemessen am Verbrauch beträgt damit die preisentscheidende Versorgungskennzahl „stock to use ratio“ 22,08 „ nach Rechenmethode der FAO. Gegenüber dem ablaufenden Jahr 2014/15 mit 23,5 % ist zwar ein Rückgang festzustellen, der aber noch wenig gesichert ist und im guten Mittelfeld der langjährigen Ergebnisse liegt.
Im Ergebnis läßt sich festhalten, dass die um 43 Mio. t niedrigere Welternte 2015/16 durch die Steigerung der Anfangsbestände um knapp 40 Mio. zum größten Teil ausgeglichen wird. Die Anschlussversorgung vom laufenden ins kommende Jahr sollte also problemlos möglich sein. Selbst kleinere Ernteausfälle könnten verkraftet werden.
Aufgrund der engen Zusammenhänge zwischen Versorgung und durchschnittlichen Getreidepreisen ist bei Zugrundelegung der FAO-Schätzung mit einem festen Kursniveau für 2015/16 zu rechnen. Das schließt eine vorübergehende Preisschwäche um die Erntezeit herum nicht aus.
Der Hinweis sollte nicht fehlen, dass der Schätzungstermin Mai noch beachtlich vor dem tatsächlichen Ernteergebnissen liegt.