IGC schätzt Welternte 2015/16 etwas höher als im Vormonat, aber erheblich niedriger als im Vorjahr
In seiner monatlichen Veröffentlichung zum neuesten Stand der Ernteschätzung für das Wirtschaftsjahr 2015/16 prognostiziert der Internationale Getreiderat (IGC) eine Weltgetreideernte (ohne Reis) von 1.970 Mio. t. Im Vorjahr lag der Wert bei 2.011 Mio. t. Dennoch bleibt das geschätzte Ergebnis über dem mehrjährigen Durchschnitt.
Die Ernte teilt sich auf in rd. 710 Mio. t Weizen, 966 Mio. t Mais und ein Rest von rd. 295 Mio. t auf die anderen Getreidearten, wie Gerste, Roggen, Hafer, Sorghum u.a..
Die Weizenernte 2015/16 mit 710 Mio. t bleibt deutlich hinter dem Vorjahr mit 721 Mio. t zurück. Die jüngste Schätzung fiel zum Vormonat etwas schwächer aus, weil Abstriche bei den Ernten in Kanada, USA und der EU gemacht werden mussten.
Auf der Verbrauchsseite werden weltweit 711,5 Mio. t Weizen veranschlagt, rd.5 Mio. t höher als im Vorjahr. Die hohen Überhangbestände von anfangs 202 Mio. t sollen nur um 1 Mio. t abgebaut werden. Aus den Zahlen ist zunächst eine hohe globale Versorgungslage ableitbar. Beim genaueren Hinschauen ist die Versorgungsicherheit jedoch weniger günstig einzuschätzen. Das läßt sich aus den niedrigen Überhangbeständen der größten Exportländer ablesen, deren Reserven für zusätzlich auftretenden Importbedarf schwächer geworden sind.
Die Schätzung der globalen Maisernte mit 966 Mio. t liegt um 36 Mio. t niedriger als das Vorjahresergebnis. Zum Vormonat wurde das Ergebnis aufgrund günstiger Ernteaussichten in China (+5 Mio. t) jedoch angehoben.
Auf der Verbrauchsseite wurden 972 Mio. t Mais geschätzt. Bei der Verwendung für Futter, Industrie und menschliche Ernährung wurden die Bedarfszahlen gekürzt. Die weltweiten Überlagerungsbestände werden um 6 Mio. t abgebaut. Auch in diesem Fall errechnet sich zwar eine gute globale Versorgungslage. Legt man jedoch die Zahlen für die größten Exportländer zugrunde, deren Überhangbestände um 12 Mio. t zum Vorjahr abgebaut werden, wird deutlich, dass die Versorgungssicherheit doch erheblich geringer ausfällt.
Die Versorgungslage für Getreide insgesamt sieht ähnlich aus. Mit knapp 22 % Endbestand zum Verbrauch (nach IGC-Rechenmuster) liegt das Ergebnis zwar unter dem vorjährigen Rekordjahr, aber immer noch im oberen Mittelfeld. Hinsichtlich der Zuverlässigkeit der weltweiten Versorgungslage sind jedoch Abstriche zu machen. Die noch bleibenden Risiken der noch ausstehenden Ernten werden durch das deutlich geringere Reservepotenzial der Überhangbestände in den Exportländern weniger abgefedert als in den letzten Jahren.
Die Börsenkurse haben die Talfahrt der letzten Wochen wieder abgebrochen und befinden sich auf dem Weg der Konsolidierung, das zurzeit dem Niveau der Monate Mai und Juni 2015 entspricht. Nachdem die günstigen Wetteraussichten in den USA und Kanada sehr stark in den Vordergrund der Einschätzungen gestellt wurden, werden jetzt auch wieder die kritischen Stimmen lauter, die auf die noch ausstehenden Risiken eines El Niño-Wetterphänomens, politischer und wechselkursbedingter Unsicherheiten verweisen. Weitere bedeutende Informationen zur Einschätzung der Versorgungslage tragen das Potenzial einer Kurswende in sich.