Müssen wir uns wieder an gemäßigtere Getreidepreise gewöhnen?
Die Getreidepreise haben im letzten Jahr erheblich nachgegeben. Auch für die neue Ernte wird nach aktuellem Kenntnisstand kaum mit wesentlich besseren Kursen zu rechnen sein. Sind die Zeiten hoher Getreidepreise vorbei?
Blickt man auf die Jahre 2002/03 bis 2013/14 zurück, stellt man stark schwankende Preise auf einem durchschnittlich hohem Niveau fest. Das Mittel für US-Weizen fob Golf lag bei 185 €/t. Die Spannbreite reichte von 130 bis 260 €/t. Dabei ist ein enger Zusammenhang zwischen der Versorgungslage gemessen an den Endbestandszahlen und den Preisen herzustellen.
Für den 10-Jahreszeitraum 2002/03 bis 2012/13 wurden durchschnittlich 330 Mio. t Getreide je Jahr überlagert. Bezogen auf den jeweiligen Verbraucherrechnet sich ein Endbestand von knapp 20 % in einer Bandbreite von 17 bis 24 %. Bei Versorgungszahlen von über 20 % sind deutlich unterdurchschnittliche Preise zu beobachten, bei darunter liegenden Werten gehen die Preise weit über die 200 €/t-Marke.
In den letzten 4 Jahren sind die globalen Endbestände absolut und relativ stark gestiegen. Die Mengen erreichen wieder das Niveau Anfang des 2. Jahrtausends jedoch mit dem Unterschied, dass die Relation zum Verbrauch bei 24 % stehengeblieben ist im Vergleich zu 32 % zum Jahrtausendwechsel. Damals notierten die Weizenkurse um die 100 €/t, heute sind es rd. 135 €/t.
Forscht man nach den Ursachen der in jüngerer Zeit wieder steigenden Endbestände so ist zwischen Produktion und Verbrauch zu unterscheiden.
Auf der Produktionsseite sind eine um rd. 10 Mio. ha gestiegene Erntefläche und ein von 3,2 auf 3,7 t/ha höherer Ertrag festzustellen. Beides zusammen liefert einen Erntezuwachs von 320 Mio. t im Vergleich zum Durchschnitt des vorigen Jahrzehnts. In den letzten 4 Jahren sind keine größeren Missernten in den zentralen Anbaugebieten eingetreten.
Auf der Verbrauchsseite errechnet sich für die gleiche Zeitspanne eine Steigerung von nur 286 Mio. t. Ein maßgeblicher Grund sind die seit 2011 nur noch mäßig steigenden Verbrauchszahlenvon Mais für die US-Bioethanolanlagen. In der vorausgegangenen Zeitspanne von 2004 bis 2010 betrug der jährliche Mehrverbrauch an Mais zwischen 8 bis 12 Mio. t.
Ein weiterer wichtiger Grund sind die weniger stark steigenden Tierzahlen in der jüngeren Zeit, allen voran China mit rückläufigen Schweine- und Geflügelbeständen.
Für die Preisbildung ist mitentscheidend, dass die Steigerung der Vorratsbestände zum weitaus überwiegenden Teil in China stattgefunden hat. China stellt jedoch seine Vorräte nicht für den Export zur Verfügung.
Die führenden Exportstaaten auf Weltebene verfügen jedoch über ausreichend hohe Exportmengen, um den Bedarf der Importländer zu decken. In steigendem Umfange kommen zu den bisherigen Hauptlieferanten die Schwarzmeerländer Russland, Ukraine und Kasachstan mit großen Mengen zu günstigen Preisen.
Man sollte sich der hohen Witterungsabhängigkeit der Ernteergebnisse bewusst bleiben. Eine durch La Niña bedingt angenommene Missernte beim US-Mais von 20 % bringt einen Ernteverlust von 75 Mio. t, der die globale Getreideversorgungsbilanz auf knappes Durchschnittsniveau runterdrückt.