China ändert seine Getreidepreispolitik – noch viele Unklarheiten
Chinas Agrarpolitik ist mit wenigen Ausnahmen seit Jahrzehnten darauf ausgelegt gewesen, die Nahrungsmittelversorgung aus eigener Kraft zu gewährleisten. Eine steigende Bevölkerung mit wachsenden Einkommen der zunehmenden Mittel- und Oberschichten erfordert bei begrenzt verfügbarer landwirtschaftlicher Fläche von 800 qm je Einwohner höhere Anstrengungen, das Ertragspotenzial je Hektar zu erhöhen.
Dazu wurden neben einem geförderten steigenden Betriebsmitteleinsatz in den zurückliegenden 5 bis 7 Jahren die staatlich garantierten Mindestpreise für Mais und Weizen systematisch bis auf 350 $ je t erhöht. Die Produktion stieg und die Vorräte wuchsen., denn der Inlandsverbrauch ging nicht mit. Hohe Futterkosten im Inland machten die Veredlungsproduktion unwirtschaftlich mit der Folge, dass mit dem Rückgang der Schweine- und Geflügelsektor der Getreideverbrauch zurückblieb. Die hohen Preise bewirkten bei fast offenen Grenzen, dass in den Küstenregionen der Getreidebedarf vom halb so teuren internationalen Markt eingeführt wurde. Erst 2015 wurden Beschränkungen eingezogen.
Die Folge war ein steigendes staatliches Vorratslager von mehr als der Hälfte einer ganzen Jahresernte. Die teilweise unzulängliche Verwaltung läßt vermuten, dass rd. 20 % der Lagerbestände schon nicht mehr verwendbar sind.
Die Regierung hat in mehreren Verlautbarungen eine Senkung der Mindestpreise auf internationales Niveau angekündigt. Der Mindeszpreis für Mais soll um ein Drittel gekürzt werden. Für die betroffenen Farmer im Norden Chinas sollen Ausgleichsmaßnahmen greifen, die jedoch noch nicht näher konkretisiert wurden. Die Ankündigungen kommen reichlich spät, weil die Aussaat bzw. deren Planungen bereits weit voran geschritten sind.
Für das Wirtschaftsjahr 2016/17 wird mit einem mäßigen Rückgang der chinesischen Getreideerzeugung gerechnet. Die Getreideeinfuhren Chinas soll ebenfalls deutlich zurückgenommen werden. Der reduzierte Viehbestand verbraucht vorerst weniger Getreide.
Im Kassahandel sind die Maispreise bereits seit einigen Monaten kräftig eingebrochen, liegen aber immer noch über internationalem Niveau. Die verringerten Futterkosten führen bei hohen Veredelungspreisen wieder zu steigender Rentabilität. Allerdings wird es Jahre in Anspruch nehmen, den Viehbestand wieder auf das alte Maß zurückzubringen. Erschwerend kommen die steigenden Umweltauflagen dazu, die erheblich höhere Investitionskosten verursachen als das in früheren Perioden gefordert war.
Der politisch gewollte Vorratsabbau wird aller Voraussicht nach nicht in einem Jahr geleistet werden. Der chinesische Weltgetreidehandel wird in kleineren Dimensionen stattfinden als das in den zurückliegenden Jahren der Fall war. Nennenswerte chinesische Einflüsse auf die internationale Preisbildung sind eher nicht zu erwarten, es sei denn außergewöhnliche Ernteergebnisse treten auf den Plan.