Coceral schätzt EU.-Getreideernte 2015/16 etwas höher ein
Der Dachverband der europäischen Getreide- und Ölsaatenhändler (COCERAL) hat in seiner jüngsten vierteljährlichen Ausgabe die EU-Getreideernte auf 307,3 Mio. t geschätzt. Das Ergebnis liegt etwa auf dem Niveau, dass der internationale Getreiderat (IGC) einige Tage vorher mit 305,1 Mio. t veröffentlicht hat. Die zu Anfang Sept.-15 erfolgte Schätzung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) kam nur auf rd 303 Mio. t.
Allen Schätzungen ist gemeinsam, dass die früheren Prognosen einer schwachen Weizenernte sich nicht bewahrheitet haben. Die jetzigen Ergebnisse liegen je nach Schätzer um 5 bis 10 Mio. t höher als noch vor 2 Monaten unter dem Eindruck mehrerer Hitzewellen, die Zentraleuropa in Mitleidenschaft gezogen hat.
Coceral schätzt die Weizenernte einschl. Durum auf 156 Mio. t. Die französische Ernte wird auf 42 Mio. t und die deutsche auf 26 Mio. t taxiert. Die britische Weizenernte erreicht knapp die Marke von 16 Mio. t und Polen bringt es trotz Niederschlagsdefizite noch auf 11,2 Mio. t.
Dem stehen jedoch die äußerst schwachen Vorhersagen für den Mais gegenüber. Coceral veranschlagt noch 59,5 Mio. t nach einer vorjährigen Rekordernte von 74 Mio. t Die niedrigste Schätzung stammt vom IGC, der nur von 57,6 Mio. t ausgeht.
Die größten Einbußen bei der Maisernte werden in Frankreich mit 4 Mio. t bzw. 23,5 % unter Vorjahresniveau erwartet. Für Deutschland rechnet man mit einem Rückgang von mehr als 1,3 Mio. t bzw. rd. 25 %. In Ungarn kalkuliert mit einer Minderernte in Höhe von 2,6 Mio. t bzw. rd. 29 %. Rumänien als 2.größter Maiserzeuger in der EU schätzt seine Maisernte um 3,5 Mio. t bzw. um 22 % geringer ein.
Die unterschiedlichen Auswirkungen des Wetters auf die einzelnen Getreidearten erklärt das agrarmeteorologische Institut der EU MARS mit dem jeweiligen Wachstumsstand der Pflanzen zum Zeitpunkt der Schlechtwetterbedingungen. Der Mais wurde in der ertragsentscheidenden Bestäubungs- und Kornbildungsphase getroffen, während der Weizen die kritische Ertragsphase bereits überwiegend durchlaufen hatte.
Die EU-Ernte liefert mit dem Weizenergebnis ein hohes Ausfuhrpotenzial, das mit über 30 Mio. t veranschlagt wird. Entscheidende Voraussetzung ist eine ausreichend hohe Wettbewerbsfähigkeit insbesondere gegen die Schwarzmeerländer.
Im Falle der Maisbilanz wird die Nettoimportsituation der EU von 8 Mio. t auf rd. 15 Mio. t fast verdoppelt. Ein beachtlicher Teil der EU-Weizenüberschüsse werden als Maisersatz in den Futtertrog umgelenkt werden.
Sollten die Weizenexporte tatsächlich die angepeilte Größenordnung erreichen, werden die hohen Überhangbestände zu Beginn des Jahres am Ende der Wirtschaftsperiode deutlich abgebaut sein. Viel Spielraum für Preissenkungen sind aus dieser Perspektive nicht zu erkennen.