Die Stimmung bei den Weizen-Spekulanten in Chicago wird immer "Verkäuferlastiger". Die Netto-Short-Positionen stiegen in der letzten Berichtswoche um 10.289 Kontrakte deutlich über die 100.000er Marke. Die Kurse in Chicago und Paris zeigten entsprechende Wirkung.
Wie es sich schon in den letzten Wochen andeutete geraten die Weizenpreise stärker unter Druck. Eine fast weltweite gute Niederschlagssituation hebt die Ertragserwartung und spricht im Moment gegen die Statistiker, die es als nicht sehr wahrscheinlich ansehen, dass drei Jahre hintereinander gute Produktionsbedingungen herrschen. Fakt ist: In den exportstärksten Weizenanbauregionen der Nordhalbkugel wächst zurzeit eine gute Weizenernte heran. Auch die Maisaussaaten gehen bei günstigen Bedingungen in der Exportnation Nr. 1, der USA, zügig voran, weit über die Hälfte des Maises (in Vorjahren 1/3) ist bei guten Bedingungen im Boden Hinzu kommt noch die russische Politik, die die erst im Februar dieses Jahres verhängte Exportsteuer (35 Euro/t) deutlich reduzieren oder gar abschaffen will. Im letztgenannten Fall gehören die russischen Exporte dann zu den günstigsten der Welt, was die Preise weiter unter Druck hält.
Wenn man bis vor kurzem der Meinung war, dass sich die Politik immer weiter aus der (direkten) Preisbildung zurückzieht, muss man vielleicht in Zukunft verstärkt davon ausgehen, dass politische (auch gesellschaftspolitische) Einflüsse die weltweiten Rohstoffkurse (indirekt) beeinflussen. Das bedeutet, dass die Kursverläufe aufgrund der der zunehmenden Witterungsextreme und der politischen „Schachzüge“ volatil bleiben und der Kurs-Zyklus noch variantenreicher wird.
Daher gilt es, sich verstärkt über Teilverkäufe einen auskömmlichen (Durchschnitts)Preis zu sichern. Dieses gilt insbesondere für diejenigen Betriebe, die zur Ernte 2015 noch nicht viel verkauft haben und spätestens in der Ernte verkaufen wollen/müssen. Aufgrund der guten Anschlussversorgung von der alten zur neuen Ernte sind auch keine besonderen Zuschläge für frühe Liefertermine aus der neuen Ernte zu erwarten.
Aus den genannten Gründen sinken auf dem heimischen Kassamarkt trotz der verbesserten Basis die Erzeugerpreise für die Ernte 2015 und erreichen den niedrigsten Kurs seit dem Oktober letzten Jahres.
Auch beim Mais nahm bei den Spekulanten die Verkäuferseite in der letzten Berichtswoche deutlich um 27.085 Kontrakte auf nunmehr knapp 100.000 Netto-Short-Positionen zu. Entsprechend zeigten auch die Maiskurse Wirkung.