Die Zunahme der Netto-Short-Positionen bei den Weizen-Spekulanten in Chicago auf 47.460 Kontrakte bewirkt weiteren Druck auf die Weizenkurse.
Die aktuellen USDA-Schätzungen vom Sept. 2015 erwarten einen weiteren Anstieg der weltweiten Weizenbestände im Wirtschaftsjahr 2015/16 um 6 Mio. t gegenüber dem Vormonat, während sich die Grobgetreidebestände im gleichen Zeitraum um 2 Mio. t verringerten. Diese Zahlen lassen kaum erwarten, dass sich der Druck auf die hiesigen Weizenpreise nennenswert verringert. Hinzu kommt die „Exportfreude“ unserer Nachbarn, der baltischen Staaten und der Schwarzmeeranrainer, die ebenfalls auf die traditionellen Importländer der westeuropäischen Länder „zielen“. Selbstverständlich können sich auch noch die USDA-Zahlen verändern schließlich ist der Mais noch nicht geerntet und auch die Weizenernte der Südhalbkugel steht noch aus. Man sollte jedoch an der aktuellen Situation nicht ganz vorbei schauen: Einen Stock to use Ratio beim Weizen von 31,7% ist weit überdurchschnittlich (28,5% in den letzten fünf Jahren) und wurde zuletzt im Wirtschaftsjahr 2009/10 gesehen. Beim Grobgetreide liegt der Stock to use Ratio mit 17,6% ebenfalls weit über dem Durchschnitt von 16,4%.
Beim gesamten Getreide (ohne Reis) sollen zum zweiten Mal über 2 Mrd. t geerntet werden und alle Statistiker werden blass, weil sich eine dritte Rekordernte nacheinander andeutet. Der aktuelle Stock to use Ratio beim gesamten Getreide von 22,6% liegt auf überdurchschnittlichem Niveau in der Höhe von WJ 2009/10, wovon uns die schlechten Preise noch in Erinnerung sind.
Hinzu kommt, der Wachstumsmotor China stottert und die Weltwirtschaft boomt nicht gerade, was auch an dem Rohölkurs erkennbar ist. So ruhen die Hoffnungen der westeuropäischen Ackerbauern verstärkt auf der Währungspolitik (schwächelnder Euro) und auf dem EL Nino der zwar weit weg, aber verstärkten Einfluss auf die Ernten der Südhalbkugel nehmen kann. Und überhaupt, welche Vorhersagen sind schon sicher, insbesondere die Politik ist noch für manch eine Überraschung gut.
Auch beim Mais in Chicago wechseln immer mehr Spekulanten das Lager. Die Netto-Long-Positionen reduzierten sich um 29.724 Kontrakte auf nunmehr 47.261 Netto-Long-Positionen. Die Kurse bleiben damit unter Druck.