Schätzungen von Getreideerzeugerverband und Staatsregierung unterscheiden sich um 15 und 20 Mio. t.
Der Verband der russischen Getreideerzeuger schätzt die russische Getreideernte auf nur noch 75 bis 80 Mio. t. Die Schätzung steht in einem erheblichen Widerspruch zu den staatlichen Prognosen die zurzeit auf 95 Mio. t lauten, wenngleich eingeräumt wird, dass es regionale Trockenschäden gegeben hat.
Trockenschäden gibt es in Teilen der Zentral- und Wolgaregion, im südlichen Distrikt mit Schwerpunkt Winterweizen und den Anbaugebieten im südlichen Sibirien mit Schwerpunkt Sommerweizen .
Die Weizenernte veranschlagt die Regierung immer noch oberhalb von 50 Mio. t. Die Produzentenvereinigung schätzt eine Größenordnung von 45 bis 48 Mio. t.
Die Getreidepreise in Russland sind aufgrund der hohen Ernteerwartungen kräftig gefallen. Das ist zwar günstig für den internationalen Export, der jetzt gerade zügig in Gang gekommen ist. Sollte jedoch der weitere Nachschub teilweise ausbleiben, wird man mit steigenden Preisen und abnehmender Wettbewerbsfähigkeit rechnen müssen. Die ab September 2013 einsetzenden staatlichen Interventionskäufe zur Wiederauffüllung der abgeschmolzenen Reservebestände dürften den Preisauftrieb nochmal beschleunigen.
Im Hinblick auf die Weltmarktsituation entwickelt ein bedeutender Ausfall der russischen Exporte eine doppelte Wirkung. Neben den Verknappung des Handelsvolumens, fällt ein Anbieter mit einem sehr niedrigen Preisniveau aus dem Rennen. Das würde dem im Augenblick stattfindenden Preisrückgang schnell eine andere Richtung geben. Aber noch bewegen sich die Schätzungen in einem dichten Nebelfeld von Meinungen, Interessenlagen und ganz wenigen festen Tatsachen.