Schätzungen der EU-Getreideernten 2015 um 8,5 % niedriger als im Vorjahr, aber über Durchschnitt
Die EU-Getreideernte 2014/15 ragt mit 329 Mio. t weit über früheren Ergebnissen und aktuellen Schätzungen hinaus. Verantwortlich waren fast optimale Wetterbedingungen während der Vegetationsperiode, die für Höchsterträge gesorgt haben.
Ein solches Rekordergebnis steht für 2015/16 nicht ins Haus. Während noch in früheren ersten Schätzungen Zahlen von 310 bis 320 Mio. t die Runde machten, konzentrieren sich die Prognosen Ende Juli 2015 um die Marke von 300 Mio. t. Dabei liegen die Schätzung des europäischen Bauernverbandes (COPA) mit 296 Mio. t am niedrigsten und die des internationalen Getreiderates (IGC) mit 306 Mio. am höchsten. Die jüngste Prognose der EU-Kommission wurde auf 301 Mio. t gekürzt.
Die entscheidende Ursache für die Reduzierung der Schätzzahlen ist die ungünstige Witterungsperiode in den Monaten Mai /Juni 2015 in weiten Teilen Zentraleuropas. Das Niederschlagsdefizit hat die Kornausbildung deutlich geschmälert. Während die frühreifende Gerste noch im guten Durchschnitt abgeschlossen hat, werden erhebliche Beeinträchtigungen beim Weizen und Mais erwartet. Dennoch ist immer noch von einer mehr als durchschnittlichen Ernte 2015/16 auszugehen.
Eine um rd. 25 Mio. t niedrigere EU-Ernte in diesem Jahr wird teilweise abgefangen durch einen um 12 Mio. t höheren Anfangsbestand, der aus dem Vorjahr überlagert wurde. Der Verbrauch 2015/16 erhöht sich nur wenig. Der Export soll jedoch um rd. 5 Mio. t auf 40 Mio. t fallen. Die Endbestände werden um weitere 7,5 Mio. t gegenüber dem Anfangsbestand abgebaut. Damit wäre die Versorgungsbilanz auf niedrigerem Niveau wieder ausgeglichen.
Für die weitere Versorgungsentwicklung kommt es wesentlich auf den tatsächlichen Ausgang der Ernte, den sich ergebenden Möglichkeiten im Laufe des Jahres beim Exportgeschäft in Konkurrenz zu den Schwarzmeerländern und in Abhängigkeit vom Eurokurs sowie der Preisbildung auf der internationalen Ebene an.
Das Preisniveau dieses Jahres wird bestimmt durch die globale Versorgungslage, wobei den führenden Exportländern mit den USA, EU und den Schwarzmeerländern eine zunehmende Bedeutung zufällt. 40 % der weltweiten Getreidevorräte liegen in China fest, stehen für den Importbedarf nicht zur Verfügung. Um so mehr kommt es auf das Ausfuhrpotenzial der Exporteure an. Das jedoch fällt um 11 % geringer aus, im Vergleich zum gesamten Weltvorrat mit einem Rückgang von nur 2 %.