EU-Kommission Jan.-2016: hohe Weizenernte - schwache Maiserträge – ausreichende Versorgungslage
Die EU-Kommission hat ihre Versorgungsbilanz für Getreide aktualisiert. Die Korrekturen sind für einige Getreidearten doch deutlicher ausgefallen als man ursprünglich vermutet hat.
Zunächst ist die Gesamternte auf 306,5 Mio. t neu eingeordnet worden. Das vorjährige Rekordergebnis lag um rd. 21 Mio. t höher. Das Ernteergebnis bei Weizen wird unverändert gut auf rd. 158 Mio. t geschätzt, weit über dem Durchschnitt der letzten Jahre. Nochmals schlechter wurde die Maisernte auf nur noch 56,2 Mio. t eingestuft. Das Vorjahresergebnis lag bei knapp 78 Mio. t. Auch beim Roggen wurde mit 7,4 Mio. t nochmals nach unten korrigiert.
Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der geringen Niederschlagstätigkeit im Frühsommer 2015 zu beurteilen. Der Weizen wurde davon wenig betroffen, während der Mais erhebliche Ertragseinbußen hinnehmen musste. Der Roggenanbau auf schwachen Standorten hat ebenfalls deutliche Beeinträchtigungen erfahren.
Auf der Verbrauchsseite geht man von gestiegenen 283 Mio. t aus. Im Tierfutterbereich werden 173 Mio. t veranschlagt. Für die menschliche Ernährung werden unverändert 65,7 Mio. t angesetzt. Wenig Änderung gibt es in den übrigen Verbrauchssektoren.
Der Getreideexport wird um 8 Mio. t niedriger auf nur 44 Mio. t geschätzt. Rund 30 Mio. t Weizen sollen im Laufe des Jahres 2015/16 ausgeführt werden. Trotz niedrigen Eurokurses wird das EU-Absatzgeschäft mit Drittländern durch die preiswerte Konkurrenz aus den Schwarzmeerstaaten in Grenzen gehalten. Im Gegenzuge muss die schwache Inlandsernte beim Mais durch rd. 2 Mio. t höhere Einfuhren teilweise kompensiert werden. Das Versorgungsdefizit beim Mais wird entscheidend durch den Abbau der Lagerbestände von 9,3 Mio. t und einem um 2 Mio. t höheren Weizenverbrauch im Futtersektor ausgeglichen.
Am Ende des Wirtschaftsjahres sollen die Überlagerungsmengen um rd. 3,5 Mio. t auf 42,5 Mio. t geringer ausfallen. Dabei steigen Vorratsmengen beim Weizen um 5 Mio. t an während die Endbestände bei Mais und Roggen zusammen um rd. 10 Mio. t zurückgehen. Gemessen an früheren Jahren liegt die Versorgungskennziffer „stock to use ratio“ mit 15 % im oberen Mittelfeld.
Die gute Versorgungslage wird dafür sorgen, dass größere Preisniveauverschiebungen für den Rest des Wirtschaftsjahres nicht zu erwarten sind. Doch ganz ohne Preisschwankungen wird es nicht gehen. Das Risiko um Auswinterungsschäden ist angesichts der geringen Winterhärte der Pflanzen diesem Jahr höher zu veranschlagen. Die Gerüchteküche um die russische Exportsteuer schlägt Wellen. Die fortschreitende Trockenheit in den nordafrikanischen MAGREB-Staaten liefert Anlass für verstärkte Einfuhren, nicht zuletzt aus der EU kommend. Schon jetzt wird weltweit die kommende Weizenernte 2016 mit etwas über 700 Mio. t erheblich niedriger eingestuft. Nach einer El Niño-Wetterphase folgt im Sommer 2016 mit hoher Wahrscheinlichkeit das La Niña-Wetterereignis.
Die Risikopalette ist sicherlich noch größer.