MARS analysiert die klimabedingten Ernteergebnisse 2015 und die aktuellen Aussaatbedingungen in Europa
Das Agrarmeteorologische Institut der EU (MARS) analysiert seit Jahren die Klimadaten im europäischen Raum im Hinblick auf die Ertragsleistungen. In der jüngsten Sept.-15-Ausgabe werden die bisher schon festgestellten Ergebnisse weitgehend bestätigt. Nur beim noch nicht geernteten Mais werden geringfügige Verbesserungen in bestimmten Regionen erwartet.
Die europäischen Ernten 2015 wurden von 2 Hitzewellen geprägt. In der ersten Junihälfte 2015 erstreckte sich eine Hochtemperaturphase vom Südosten Spaniens über Südfrankreich, die zentralen und südlichen Balkanstaaten bis ins südöstliche Russland. In Nordeuropa lagen die Temperaturen etwas unter dem langjährigen Mittelwerten.
In der 2.Junihälfte hielten die überdurchschnittlichen Temperaturen in Spanien, Italien und in der Schwarzmeerregion an. Temperaturen von 38 Grad C waren streckenweise im Juli in weiten Teilen Zentraleuropas festzustellen, die insbesondere den Sommersaaten vor allem Mais zu schaffen machten. Dazwischen gab es Perioden mit unterdurchschnittlichen Temperaturen. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die frühreifenden Wintergetreidearten und –sorten vergleichsweise wenig Schaden davon getragen haben. Davon ausgenommen sind die schwachen Standorte mit wenig Wasserhaltevermögen.
Mit Anfang August begann eine zweite Hitzewelle in den zentralen und südöstlichen Regionen Europas, die insbesondere dem Mais in seiner Bestäubungs- und Kolbenbildungsphase beeinträchtigte.
Dagegen blieb der Norden Europas angefangen von Großbritannien bis nach Finnland von den Hitzewellen verschont. Die Temperaturen blieben 2 Grad C unter den Mittelwerten.
Im Monat Juni 2015 hat ein ausgesprochenes Regendefizit weite Teile Nordfrankreichs, Deutschlands, Polens, südosteuropäische Staaten bis die Ukraine hinein geherrscht. Die damaligen Befürchtungen einer Missernte haben sich nicht bestätigt. Der wesentliche Grund dürfte darin gelegen haben, dass insbesondere die niedrigen Nachttemperaturen vor einer großen Verdunstungsrate geschützt haben.
Im Juli fielen ausreichende Regenfälle in den südlichen Länderteilen Europas, die über die Ukraine bis nach Südrussland reichten.
Für den Monat September ist eine Zweiteilung des Wetters in einen feuchten westlichen Teil und einem trockenen Teil Osteuropas bis nach Russland hinein festzustellen. Insbesondere die Aussaatbedingungen in der Ukraine und Südrussland leiden unter Trockenheit. Das Zeitfenster zur Aussaat wird enger, weil eine ausreichende Bestandsentwicklung vor Winterbeginn notwendig ist, wenn man hohe Auswinterungsraten vermeiden will.
Angesichts der ungewöhnlichen Wetterbedingungen 2015 sind die Ernteergebnisse mit Ausnahme von Mais in den europäischen Ländern bis nach Russland hinein noch überdurchschnittlich gut ausgefallen. Die ursprünglichen Aussichten sahen sehr viel düsterer aus.
Die Aussaatbedingungen für die nächste Ernte machen aber bereits wieder Probleme.