FAO/OECD: in den nächsten 10 Jahren nicht mehr so hohe Agrarpreise möglich
Die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) prognostiziert für die nächsten 10 Jahre bis 2025 weniger hohe Agrarpreise im Vergleich zur zurückliegenden Zeitspanne.
Eine weniger stark steigende Weltbevölkerung und gemäßigte Einkommenssteigerungen auf der Nachfrageseite sowie eine steigende Produktivität in der Nahrungsmittelerzeugung sind die wesentlichen Argumente für die Einschätzung durchschnittlicher Agrarpreise, die etwa auf dem Niveau des Jahres 2016 angesiedelt werden können.
Die Einkommenssteigerungen sind immer noch groß genug, mehr und höherwertige Nahrungsmittel zu konsumieren. Während in den Industrieländern der Nahrungsmittelverbrauch stagniert bzw. leicht rückläufige Tendenzen aufweist, werden in den Schwellenländern mit steigender Kaufkraft höher veredelte Agrargüter nachgefragt. Selbst in den Entwicklungsländern ist mit einem deutlichen Mehrverbrauch an Grundnahrungsmitteln zu rechnen. die Zahl der hungernden bzw. unterernährten Menschen soll weiter zurückgehen.
Das erfordert bei begrenzt zunehmenden landwirtschaftlichen Flächen eine Verbesserung der Flächenproduktivität. Mehr als 80 % des Wachstums der Nahrungsmittelerzeugung soll durch Fortschritte der Nettoerträge erzielt werden. Nur in Südamerika und in Teilen Afrikas sind nennenswerte Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung mobilisierbar.
Der globale Handel mit Ernährungsgütern zwischen Überschuss- und Zuschussregionen wird wachsen. Dabei sind auf der Exportseite häufig nur wenige Ausfuhrländer festzustellen, die mehr als 70 % der Lieferungen bestreiten. Auf der Nachfragseite sind neben China und Japan auch viele kleinere Importländer vorhanden. Das Streben nach Autarkie ist zwar in allen Ländern vorhanden, kann aber nicht überall durchgesetzt werden.
Für das Jahr 2025 schätzt die FAO Weizenkurse in den USA, die um 9 % über dem Niveau von 2016 liegen sollen. Europäische Rapspreise auf der Basis Hamburg sollen um 8,1 % steigen. Aber europäische Futtergetreidepreise mit Ausnahme von Mais sollen aufgrund der wachsenden Nachfrage aus dem Veredlungssektor um 21 % über das aktuelle Preisniveau 2016 steigen.
Noch höhere Kurssteigerungen erwartet man bei den Eiweißfutterstoffen u.a. Sojaschrot mit Zunahmen von 27 %. Der ausschlaggebende Grund ist eine wachsende Kommerzialisierung im tierischen Veredlungssektor, bei der leistungsstarke Futterrationen verwendet werden.
Die höchsten Zunahmen bei den Agrarpreisen wird den Produkten des Milchsektors zugeschrieben. Vollmilchpulver soll um 27 % im Jahre 2025 teurer sein als heute. Im Falle von Magermilchpulver werden Kurssteigerungen von 40 % erwartet. Der steigende Pro-Kopf-Verbrauch in den Entwicklungsländern wird bei Milchprodukten auf +21 % geschätzt, wobei sich ein besonderer Schwerpunkt auf Milchfrischprodukte herauskristallisiert.
So hoch die Steigerungsraten auch ausfallen, sie erreichen nur das Durchschnittsniveau vergangener Jahre. Die in der Vergangenheit erreichten Spitzenwerte sollen höchstens unter kritischen Bedingungen mehrerer Einzeljahre denkbar sein. Ein ausreichendes Vorratspolster mildert kurzfristige Verknappungserscheinungen.
10-Jahresprognosen enthalten eine Vielzahl von Unsicherheiten und Ungewissheiten in klimatischer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Daher sind die Prognosen als eine erste Orientierungshilfe zu betrachten, die es fortlaufend weiter zu entwickeln gilt.