Erste Kältewelle überrascht Wintersaaten im östlichen Europa
Die bisherigen milden Temperaturen im Nov und Dezember 2015 haben dazu geführt, dass in den Gebieten mit ungünstigen Bestellbedingungen der Saatenstand sich deutlich verbessert hat. Das gilt insbesondere für die Ukraine und regional unterschiedlich in den südlichen Distrikten Russlands.
Der Nachteil der milden Witterung besteht aber darin, dass die Getreidepflanzen keine ausreichende Winterhärte ausbilden. Die Zellen der in vollem Saft stehenden Stengel und Blätter platzen bei niedrigen Minusgraden. Bei einem langsamen Übergang in die Frosttemperaturen wandeln die Pflanzen Stärke in Glukose um, so dass der Gefrierpunkt deutlich herabgesenkt wird. Auch eine ausreichend hohe Schneedecke verhindert, dass die Pflanzen den kalten Lufttemperaturen unmittelbar ausgesetzt sind.
Anhand der Wetterkarten sind für große Teile des osteuropäischen Raumes nur regional verstreute Schneedecken zu finden. Bis auf einen kleinen Streifen quer durch die Ukraine ist der Schutz nicht überall ausreichend . Das gilt auch für bestimmte westliche Teile Russlands.
In den letzten beiden Nächten von 2. bis 4 Januar sind die Temperaturen in diesen Gebieten auf unter -15 bis -25 Grad gefallen. Besonders stark betroffen ist die Ukraine, wo sich ein Kältepool zwischen -20 bis -25 Grad gebildet hat. Die angrenzenden Gebiete von Belarus und Russland sind ebenfalls einbezogen. In den weiter östlichen Teilen Russlands ist eine Schneedecke festzustellen.
In den Gebieten des Baltikums, Polens, Weißrussland und südosteuropäischen Ländern ist ein Kältestreifen von -10 bis -20 Grad in den Wetterkarten eingezeichnet. Auch für diese Gebiete könnten erhöhte Auswinterungsgefahren bestehen.
Die Wetteraussichten für die nächste Woche deuten jedoch auf einen vorübergehenden Rückzug der kalten Fronten hin. In 14 Tagen soll wieder eine weitere Welle frostiger Temperaturen auf Europa zukommen.
Ob und inwieweit der einmalige Kälteschock schon erhebliche Auswinterungsschäden verursacht hat, läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen. Erste Stimmen sprechen von geringen Schaderwartungen. Die weiteren Entwicklungen können zu einer Ver- und Entschärfung der Lage beitragen. Von zusätzlichen Beeinträchtigungen der Saatenstände über die bisherigen hinaus ist in jedem Fall auszugehen.