Eine überdurchschnittliche Getreideernte 2013/14 auf Weltebene wird immer wahrscheinlicher. Mit 1,951 Mrd t liegt das voraussichtliche Ergebnis um rd 168 Mio. t über dem allerdings sehr schlechten Vorjahr. Im Vergleich zum Vorvorjahr beträgt der Zuwachs rd 100 Mio. t. Wenn man die durchschnittlichen jährlichen Steigerungsbeträge der letzten 5 Jahre mit durchschnittlich + 50 Mio. t je Jahr betrachtet, dann bewegt sich die zweijährig gemittelte Zunahme im guten Mittelfeld der mehrjährigen Zuwachsraten.
Hohe Ernten sind jedoch nicht automatisch verknüpft mit einer guten Versorgungslage, denn dazu sind noch die Verbrauchs- und Vorratsentwicklungen zu berüksichtigen. Die sehr schwache Vorjahresernte hat tiefe Löcher in die Überhangbestände gerissen, die erst wieder aufgefüllt werden müssen. Für die Steigerung des Verbrauchs für die unmittelbare menschliche Ernährung, für Futterzwecke und für den industriellen Verbrauch (Mais für Bioethanol) sind mind. durchschnittliche Steigerungen (mit Ausnahme des Bioethanolsektors) zu berücksichtigen.
Zieht man von der Summe aus niedrigen Anfangsbestand und hoher Ernte die Verbrauchsmengen für 2013/14 ab, bleiben Endbestände übrig, die als Vorräte interpretiert werden können. Langjährige Erfahrungen lehren, dass diese Endbestände rd 20 % vom Verbrauch bzw. 385 Mio. t betragen sollen, wenn man eine duchschnittliche Versorgung mit Durchschnittspreisen knapp unter 200 € je t zugrunde legen will.
Für das Jahr 2013/14 errechnet sich aus den jüngsten Ernteschätzen jedoch ein Prozentsatz von nur 18,5 % bzw. 355 Mio. t. Es fehlen also rd 30 Mio. t bis zum Versorgungsdurchschnitt. Daraus folgt nach alten Marktregeln ein Preisniveau, dass im guten Durchschnitt der Jahre liegen sollte.
Allerdings kommen noch eine Reihe von Einflussfaktoren hinzu. Ausschlaggebend sind ausreichende Getreidezuwächse in den Exportländern wie USA, Schwarzmeergebiet, EU-28 und weitere Ausfuhrländer auf der Südhalbkugel. Die USA als weltgrößter Exporteur erwartet trotz aller Vorbehalte eine weit überdurchschnittliche Ernte. Im Schwarzmeergegbiet gilt das nur für Ukraine und Kasachstan, für Russland gibt es noch etliche Unsicherheiten überd den tatsächlichen Ernteausgang. Für Europa rechnet man ebenfalls mit einer überdurchschnittlich guten Ernte in der Größenordnung von 300 Mio. t (Vorjahr 276 Mio. t).
Im Vergleich zum schwachen Vorjahr steht also ein beachtliches Ausfuhrvolumen zur Verfügung, das die gestiegene Nachfrage der Importländer durchaus decken kann. Dennoch stehen die Mengen nicht wie in früheren Jahrzehnten im reichlichen Überschuß zur jeder beliebigen Bedarfsdeckung bereit..
Es bleibt also dabei, dass die nicht üppige Versorgungslage 2013/14 ein gehobenes Preisniveau erwarten läßt. Die überspitzt hohen Preise des Vorjahres können dabei nicht als Maßstab dienen.
Allerdings ist das Getreidwirtschaftsjahr 2013/14 noch nicht gelaufen. Überraschungen sind daher nicht auszuschließen.