Apr. 2022: IGC schätzt Weltgetreide-Versorgung 2022/23 niedriger ein
Der Internationale Getreiderat (IGC) schätzt in seiner Apr.-2022-Ausgabe erstmalig die globale Getreideernte 2022/23 um -12 Mio. t auf 2.275 Mio. t niedriger als im Vorjahr. Der weltweite Verbrauch wird auf 2.302 Mio. t veranschlagt; das entspricht einer Steigerung von +21 Mio. t zum Vorjahr. Die rechnerischen Überhangbestände fallen um 27 Mio. t auf 581 Mio. t zurück. Die globale Versorgungszahl verringert sich auf 25,2 % Endbestand zum Verbrauch. In den vorhergehenden Jahren lag die Zahl zwischen 30 bis 28 %. Die Vorräte reichen für rd. 92 Tage, vor 3 Jahren waren es noch 105 Tage.
Die globale Weizenernte schätzt der IGC auf 780 Mio. t immer noch auf Rekordniveau. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt die Rücknahme nur 1 Mio. t. Der Verbrauch soll von 778 Mio. t auf 785 Mio. t im kommenden Jahr steigen. Die Vorratsbestände verringern sich um -5 Mio. t auf 277 Mio. t, die Versorgungszahl fällt von 36,8 auf 35,3 % Endbestand zum Verbrauch.
In den einzelnen Erzeugungsgebieten gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. In Kanada soll nach der hitzebedingten Mißernte des Vorjahres wieder 32 Mio. t Weizen geerntet werden. Russland erwartet 82 Mio. t bzw 10 % mehr als im zurückliegenden Jahr. Die US-Ernte soll ebenfalls um 10 % höher auf knapp 50 Mio. t steigen Dagegen wurde die Weizenernten in der Ukraine auf 19 Mio. t veranschlagt (Vorjahr 33 Mio. t). Australien soll nach der vorjährigen Rekordernte von 36 Mio. t nur noch 28 Mio. t. Die chinesische Weizenernte wird etwas niedriger eingestuft, während die indische Ernte um den gleichen Betrag höher ausfallen soll. Im Durchschnitt gleichen sich Mehrungen und Minderungen weitgehend aus. Aber die kriegsbedingten Verwerfungen führen zu Versorgungsängsten in den Importländern mit entsprechenden Folgen für die Preisbildung. Dazu kommen noch die Schätzungenauigkeiten zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr.
Die weltweite Maisernte schätzt der IGC auf 1.197 Mio. t bzw. um -13 Mio. t weniger im Vergleich zum Vorjahr. Der globale Maisverbrauch soll mit 1.218 Mio. t um rd. +17 Mio. t zum Vorjahr zunehmen. Die Vorratsbestände sollen im Verlaufe des Maiswirtschaftsjahres 2022/23 um rd.-21 Mio. t auf 265 Mio. t fallen. Die Versorgungszahl geht auf rd. 21,7 % Endbestand zum Verbrauch zurück. Noch vor 3 Jahren lagen die Überhangbestände bei rd. 26 % gemessen am Verbrauch. Die globalen Vorräte reichen zukünftig für 79 Tage, vor 3 Jahren waren es noch 94 Tage.
Die Maisernte in den USA als weltgrößten Produzenten und Exporteur wird auf 377 Mio. t geschätzt bzw. -8 Mio. weniger als im Vorjahr. In der Ukraine wird ein Rückgang von vorjährigen 42 auf 18 Mio. t geschätzt. Dagegen soll die brasilianische Maisernte im Frühjahr 2023 von 114 auf 123 Mio. t steigen und die Ausfuhren um rd. 5 Mio. t größer ausfallen. Eine um rd. 7 Mio. t höhere Maisernte wird auch für Argentinien vorausgesagt. .
Insgesamt ist festzustellen, dass die Versorgungslage 2022/23 beachtlich hinter den Vorjahren zurückbleibt. Weniger Erzeugung und ein höherer Verbrauch führen zu einem beachtlichen Abbau der Vorratsbestände. In der kriegsbedingt kritischeren Wirtschaftslage gewinnt die Versorgungssicherheit zunehmend an Bedeutung für die Markt- und Preisentwicklung. Das aktuell hohe Preisniveau mit doppelt so hohen Notierungen im Vergleich zu mehrjährigen Durchschnittswerten in der Vergangenheit unterstreicht diese Einschätzung. Preisauftrieb kommt auch von den hohen Frachtraten.
Die aktuell überhöhten Börsennotierungen sind in 1. Linie ein Spiegelbild der Versorgungsängste unter den derzeitigen Kriegsbedingungen. Die fundamentalen Angebots-Nachfragezahlen würden unter „normalen“ Verhältnissen zu weniger hohen Kursen führen, aber dennoch über dem mehrjährigen Durchschnitt liegen.