Französische Weizenernte so schlecht wie vor 40 Jahren
Der voranschreitende Weizendrusch in Frankreich bestätigt in erschreckender Weise die befürchtet schwache Weizenernte. Mittlerweile wird von einer Katastrophenernte gesprochen, wie sie zuletzt im Jahre 1976 anläßlich einer ausgeprägten Trockenheit stattgefunden hat.
Noch vor einem Monat wurde die Weizenernte Frankreichs auf rd. 37 Mio. t geschätzt. Im Jahr zuvor wurde ein Rekord in Höhe von knapp 41 Mio. t erreicht. Vor vierzehn Tagen wurden die Prognosen auf 32 Mio. t heruntergeschraubt.Heute geht man höchstens von 30 Mio. t aus.
Der Grund der schlechten Ernte besteht in den enttäuschenden Flächenerträgen. Im Durchschnitt der Jahre erwartet man Ergebnisse zwischen 7 bis 8 t /ha. In diesem Jahr reicht die bisherige Spannbreite zwischen 4 bis 5 t/ha in den Hauptanbaugebieten, wobei in den einzelnen Regionen noch beachtliche Unterschiede bestehen.
Die Ursachen für die miserablen Ergebnisse sind die anhaltenden Starkregenfälle in den zurückliegenden Monaten. Das Getreide wurde ins Lager gedrückt. Die feuchten Verhältnisse förderten den Befall mit Krankheiten und Schädlingen. Der ständig verdunkelte Himmel ließ zu wenig Sonnenschein durch, um als Energiequelle die Kornbildung und Kornfüllung zu fördern. Dementsprechend werden wenig Körner je Ähre und viel Schmachtkorn immer wieder bestätigt.
Die Weizenqualität reicht überwiegend nicht für die Ansprüche zur Brotherstellung. Die große Masse ist wenig wertvoller Futterweizen. Bei einem hohen Fusarienbefall ist selbst diese Verwendung nicht mehr möglich, sondern nur noch ein Fall für die Biogasanlage.
Die französischen Ernteeinbußen führen zu einem drastischen Einbruch beim Weizenexport. Frankreich exportiert etwa die Hälfte seines Weizens. Dennoch wird es kaum zu größeren Versorgungsengpässen kommen, weil in anderen Erzeugungsgebieten wie die USA, Russland, Spanien und Rumänien überdurchschnittliche Ernten herangereift sind. Die vorhandenen hohen Vorratsmengen sind in der Lage, den französischen Exportausfall fast vollständig zu kompensieren.
Daher werden sich die Preissteigerungen in Grenzen halten. An der Pariser Börse sind die Kurse zwar von 155 €/t auf 175 €/t angestiegen. An der Chicagoer Börse wurde zumindest ein weiterer Abschwung der Notierungen verhindert. Eine gewisse Stabilisierung ist jedoch eingetreten.
Eine kleine Erntemenge in Verbindung mit einem mäßig steigenden Preis führt zu drastischen Einkommenseinbußen bei den Getreideerzeugern. Die ersten Hilfeforderungen an den Staat werden zahlreicher.