EU-Weizenkurse unter 200 € je t - Chicago behält die Oberhand – No return?
Ein monatelanges Unentschieden zwischen den Kursverläufen in Chicago und Paris ist zugunsten der bearischen Stimmung beim Chicagoer Weizen ausgefallen. Die Vorgaben aus den USA haben letztlich ausreichend hohen Druck ausgeübt, dass die Weizenkurse in Paris die Marke von 200 € je t deutlich unterschritten haben.
Maßgeblich verantwortlich für das Nachgeben der europäischen Weizenkurse waren die Einschätzungen des jüngsten USDA-Berichts, der die US-Notierungen deutlich unter die 6 US-$ je bu- Marke gedrückt hat. Zwar besteht immer noch eine beachtlicher Abstand zwischen den beiden Notierungen, ist aber überwiegend durch die unterschiedlichen Transportkosten zu den wichtigen Importländern im Mittelmeerraum zu erklären.
Die USA haben nach langer Abwesenheit wieder einen Weizentender nach Ägypten aufgrund der verbesserten Preiskonkurrenz für sich vereinnahmen können. Das hat zumindest fürs erste für eine Stabilisierung der US-Weizenkurse auf abgesenktem Niveau gereicht. Die Kältewelle in den USA hat noch zu keinem größeren erkennbaren Schaden am Winterweizen beigetragen. Auch die ungewöhnlich hohen Importkäufe Brasiliens wegen des argentinischen Lieferausfalls haben den Kursrückgang in den USA nicht aufhalten können. Diesbezügliche Börsenreaktionen sind bisher ausgeblieben.
Der monatelange Preisauftrieb für den EU-Weizen infolge des flott verlaufenden Exports von Weizen in die Mittelmeerländer muss sich den geringeren US-Preisvorgaben beugen, wenn man denn im Geschäft bleiben will.
Für eine grundlegende Umkehr der aktuellen Marktlage ist auf absehbare Zeit kein Anlass zu finden. Die wichtigsten Ernten sind gelaufen. Die restlichen noch ausstehenden Ernten des Getreidewirtschaftsjahres sind überschaubar, ohne die Kraft einer grundlegenden Änderung des Kursniveaus. Erst die Aussichten für die kommende Ernte 2014 verfügen über das notwendige Potenzial, Bewegung in den Markt zu bringen. Auswinterungen größeren Ausmaßes könnten zu solchen Veränderungen beitragen. Deren Schadenshöhe wird man jedoch erst zu Vegetationsbeginn mit ausreichender Sicherheit einschätzen können. Die ertragsbildenden Zeitspannen im Frühsommer sind noch zu weit weg, um eine sinnvolle Aussage ableiten zu können.
Sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die weitere Lagerung von Getreide durch fehlende Preisanstiege wenig wirtschaftlich erscheint, wird mit höherer Verkaufsbereitschaft und preisdrückenden Angebot zu rechnen sein. Die Käuferseite gibt sich gelassen und läßt verlautbaren, dass ihre Vorräte ausreichend hoch sind und der Anschlussbedarf in Ruhe geplant werden kann. Auch diese Perspektive liefert vorerst wenig Hoffnung auf einen Wiederanstieg der Kurse.