Chinas wachsender Importhunger
Jahrzehntelang hat China streng darauf geachtet, dass ein Selbstversorgungsgrad von mindestens 95 % bei Getreide erreicht wird. Die Vorgabe gilt zwar immer noch, aber ihre Einhaltung wird nicht mehr so streng verfolgt, die aktuell leichte Unterschreitung im Jahre 2013/14 wird mit der besonderen Lage begründet. "Auf Dauer müsse man jedoch die Verhältnisse neu überdenken", wird diplomatisch eine neue Perspektive aufgezeigt.
Eine steigende Nachfrage vor allem aus dem Futtersektor überfordert die Möglichkeiten bedarfsgerecht steigender Eigenerzeugung. Dazu kommt auf der Angebotsseite, dass immer mehr landwirtschaftliche Nutzflächen verloren gehen und in zunehmendem Maße das Wasser knapp wird. In Einzeljahren verringern ungünstige Witterungsbedingungen ein ausreichendes Ernteergebnis. 2013 ist z. B. ein erheblicher Teil der Weizenernte durch Auswuchs und Pilzbefall verloren gegangen.
China’s Getreideimporte sind kontingentiert. Die Weizeneinfuhrquote endet bei 9,6 Mio. t und die Maisquote beträgt 7,2 Mio. t. Reis darf bis 5,3 Mio. t importiert werden. Nicht quotiert ist Sorghum, eine Hirseart für Futterzwecke und die Herstellung von Schnaps. Der Einfuhrzoll beträgt rd. 1 % innerhalb der Quote. Wird diese jedoch überschritten, werden 65 % Importzoll fällig.
Für das laufende Jahr 2013/14 werden die Obergrenzen der Einfuhrkontingente voll ausgeschöpft werden. Da der Bedarf damit noch nicht gedeckt sein wird, kauft man Sorghum in den USA und Australien in einer bisher geschätzten Größenordnung von 2 Mio. t.
Mit fast 20 Mio. t Getreideeinfuhren insgesamt steigt China damit zu einem der bedeutendsten Importeure auf Weltebene auf. Die immer noch nicht ausreichend gefüllten Vorratsläger lassen erwarten, dass sich an dieser Entwicklung so schnell nichts ändert. Für die kommenden Jahre sollen allein die Maisimporte zu Futterzwecken die Größenordnung von 20 Mio. t erreichen.
Die Herkunftsgebiete sind breit gestreut und reichen von Australien über Argentinien, der Ukraine bis nach Frankreich. Allein auf die USA will man sich nicht verlassen
Der Getreideimport Chinas ist zurzeit durchaus lukrativ, denn die chinesischen Inlandspreise sind je nach Standort bis zu 50 % höher als die Importware. Allein die Maispreise liegen 20 % über denen in den USA. Weizen wird in den USA bei rd. 300 $ je t gehandelt, in China liegt der Kurs über 400 $ je t.
Die Sojabohneneinfuhren Chinas betragen rd. 2/3 des Welthandels. Mehr als ein Drittel der globalen Milchpulvermengen kauft China auf. Von 7 Mio. Schweinefleischimporten ist China mit etwas über 1 Mio. t beteiligt. 20 Mio. t Getreideeinfuhren sind bei rd. 265 Mio. t Welthandelsvolumen erst 7,5 %, aber durchaus für die Marktpreisfindung von Bedeutung.