bDie USA ist der weltgrößte Agrarexporteur –
Einführung von Schutzzöllen auf US-Importe – und die Gegenreaktion?
Der neu gewählte US-Präsident hat u.a. angekündigt, auf Warenimporte Schutzzölle von 20 bis 35 % zu erheben, um die US-Wirtschaft vor Billigimporten zu schützen. Auf diese Weise soll eine wachsende US-Wirtschaft wieder zu mehr Beschäftigung führen. Besonderes Augenmerk erfahren dabei Mexiko und China.
Die Einführung von Schutzzöllen ist jedoch keine Einbahnstraße, sondern führt zu entsprechenden Gegenreaktionen der betroffenen Exportländer. Im Agrarbereich sind die USA dabei besonders betroffen, gelten sie doch als weltgrößter Agrarexporteur.
Der Agrarexport macht rd. 20 % des US-Außenhandels in Höhe von rd. 140 Mrd. $ aus. Die Agrarexporte in Richtung China summieren sich auf eine Größenordnung von 22,5 Mrd. $ bzw. 16 %. Dabei liegt ein wesentlicher Schwerpunkt auf den Sojaexporten sowie Fleischausfuhren.
Die US-Agrarausfuhren in Richtung Mexiko erreichen rd. 18 Mio. $. Dabei liegen die Schwerpunkte auf Fleischausfuhren sowie Soja.
Auf der Importseite stehen 114 Mrd. $ an Agrargütern. Während der Import aus China kaum eine Bedeutung hat, sind die Einfuhren aus Mexiko mit einem Wert von 20,5 Mrd. $ durchaus beachtenswert.
Die einzelnen Agrarprodukte besitzen einen unterschiedlichen Stellenwert. Besonders herausragend ist der Sojaexport mit über 55 % Anteil an der US-Erzeugung. Gemessen am Welthandel besitzen die US-Ausfuhren einen Handelsanteil von rd. 30 %.China importiert rd. 62 % des Welthandels an Sojabohnen aus Nord- und Südamerika.
Gemessen am Welthandel verfügen die USA über einen Exportanteil von rd. 30 % bei den weltweiten Schweinefleischausfuhren und sind damit nach der EU die zweitgrößten Lieferanten. Die Exporte in Richtung China/Hongkong machen jedoch nur 15 % aus. Dafür ist der Anteil in Richtung Mexiko fast doppelt so groß.
Hohe Bedeutung haben auch die Ausfuhren von Magermilchpulver mit rd. 55 % der Erzeugung. Die Exporte sind jedoch auf viele Länder verteilt. China und Mexiko spielen eine nicht ganz so große Rolle.
Rind- und Geflügelfleisch stehen ebenfalls auf dem Exportprogramm mit beachtlichen Anteilen von über 10 bis 25 %. Im Rindfleischsektor importieren die USA in etwa die gleiche Menge wie sie exportieren. Die Verarbeitungsware kommt überwiegend aus Australien, Brasilien und Mexiko.
Die Einführung von Zöllen auf US-Importgüter wird ein Stein ins Rollen bringen, der sich nicht unwesentlich auch auf den internationalen Handel mit Agrargütern bemerkbar macht. Dabei können sich für die EU neue Absatzchancen ergeben, aber auch Nachteile, die durch Wettbewerbskämpfeum alternative Vermarktungswege für überschüssige US-Agrargüter zu entsprechenden Preisminderungen führen können. Im Falle von Soja wäre das von Vorteil, im Falle von EU-Fleischexporte sicherlich nicht.
Für die Ausgestaltung einer veränderten US-Außenhandelspolitik ergeben sich viele Optionen, deren Kombinationen heute noch unklar sind. Eines scheint jedoch deutlich zu werden: der Agrarhandel steht vor unsicheren Zeiten. Zu den Marktrisiken kommen noch weniger kalkulierbare Politikänderungsrisiken hinzu.