Trotz widriger Umstände erwirtschaftet Russland eine große Getreideernte 2015/16
Russlands Getreideernte wird jetzt schon mehrfach auf rd. 100 Mio. t geschätzt. Die Weizenernte liegt nahe bei 60 Mio. t und das übrige Getreide soll über 40 Mio. t liefern Dabei waren die Vorzeichen alles andere als günstig.
Die Aussaat im Herbst 2014 hatte unter Trockenheit gelitten. Es wurde befürchtet, dass die dünnen Bestände hohen Auswinterungsraten ausgesetzt sein würden. Die schwache Kaufkraft des Rubel und die schwierigen finanziellen Verhältnisse der Farmen sollte für einen verringerten Einsatz ertragssteigernder Betriebsmittel beitragen. Die Schätzungen gingen von 80 bis 90 Mio. t aus.
Aber ein weniger strenger Winter, ein frühzeitiges Frühjahr mit ausreichenden Niederschlägen in den Hauptanbaugebieten des südlichen Distrikts hat für notwendigen Ausgleich gesorgt. Im Wolga-Distrikt und im Sibirischen Teil waren die Verhältnisse nicht so vorteilhaft. Die Freigabe der Exporte gegen Ende des Wirtschaftsjahres 2014/15 hat die Finanzkraft wieder verbessert.
Aber die günstigen Voraussetzungen enthalten einen dicken Wermutstropfen. Die neu gestaltete Exportsteuer drückt auf die Exportaktivitäten. Schon jetzt die Ausfuhren rd. 60 % unter dem Vorjahresniveau. Der Grund besteht in der Rechenmethode der Exporte, die bei einem stark schwankenden Rubelkurs keine verlässlichen Vorausgeschäfte zuläßt. Es kann passieren, dass bei Vertragsabschluss noch eine Gewinnberechnung möglich aber, aber zum späteren Fälligkeitszeitpunkt der zu berechnenden Steuer eine völlig andere Wechselkurssituation besteht.
Ein Neuberechnung der russischen Exportsteuer ist in Aussicht gestellt, jedoch bisher weder veröffentlicht noch in Ansätzen erkennbar geworden, wie sie zukünftig aussehen soll.
Russlands Exportgeschäfte sind zeitlich eingeschränkt, weil über die Winterperiode der Nachschub an die Häfen für Monate unterbrochen ist. Daher besteht immer höchste Priorität für Ausfuhren in der Nachernte- und Herbstperiode.
Preislich können russische Exporte gegenüber der europäischen und amerikanischen Konkurrenz immer noch mithalten. Die jüngsten Kursminderungen an der Pariser Börse haben jedoch zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der französischen Ausfuhren beigetragen. Es wird sich in den nächsten Wochen, welche Vorteile daraus für neue Ausschreibungen gewonnen werden können.
Der Exportwettbewerb zwischen Russland, der Ukraine und der EU zielt auf die Importregionen entlang der nordafrikanischen Mittelmeerküste und die Einfuhrregionen des nahen Ostens mit einem Volumen um die 80 Mio. t. Russische Exporte werden auf 30 Mio. t veranschlagt. Aus der EU sollen rd. 40 Mio. exportiert werden. Die Ukraine will ebenfalls 35 Mio. t in den Export schicken. Letztlich sind auch noch andere Länder auf der Warteliste, um die eine oder andere Verkaufsgelegenheit mitnehmen zu wollen.