Geplante Aufhebung russischer Exportsteuer – verstärkter Weizenexport erwartet
Die seit 1. Febr. 2015 verhängte russische Exportsteuer von rd. 35 € je t Weizen soll noch im Verlauf des Monat Mai 2015 überprüft und möglicherweise deutlich reduziert werden.
Eine politisch gewollte Reduzierung der Ausfuhren sollte die Inflation im Lande bekämpfen, die in 1. Linie durch den Importstopp auf fertige Nahrungsmittel aus westlichen Ländern entstanden ist. Einen nicht unwesentlichen Beitrag hat auch die schwache Wintersaat gespielt. Befürchtungen um eine Missernte 2015 mit der Folge einer knappen Versorgung wurden mit mehrfachen Hochrechnungen belegt.
Die Verteuerung der Weizenausfuhr hat dazu beigetragen, dass die russischen Exporte seit Febr. 2015 um knapp 60 % gegenüber dem Vorjahr zurückgefallen sind. Nur etwas mehr als 1 Mio. t Weizen wurden seitdem verschifft.
Sollte die Exportsteuer tatsächlich in voller Höhe wegfallen, werden russische Exportpreise zu den billigsten auf der ganzen Welt zählen. Damit wird die bisher hohe Wettbewerbsfähigkeit der EU unterlaufen.
Das Umdenken bei der russischen Regierung hat seinen Hintergrund in einer günstigeren als bisher erfolgten Einschätzung der kommenden Ernte. Überdurchschnittliche Auswinterungsschäden sind unterblieben. Günstige Niederschläge in jüngerer Zeit haben den Saatenstand deutlich verbessert. Frühere Ernteschätzungen in der Größenordnung von 85 Mio. t sind neueren Prognosen zwischen 90 bis 100 Mio. t gewichen. Die Vorjahresernte lag bei rd. 105 Mio. t.
Das Wetter ist jedoch nicht alles. Das Finanzierungsproblem der russischen Betriebe für die erheblich verteuerten Betriebsmittel wird dazu beitragen, dass das Ertragspotenzial nicht voll ausgeschöpft wird. Eine Wiederzulassung der Exporte könnte noch dringend gebrauchtes Geld in die Kassen spülen, ist die Hoffnung der politisch Verantwortlichen. Kommt aber ein bißchen (zu) spät!
Für die EU bedeutet die Veränderung der russischen Exportpolitik eine wettbewerbsbedingte Einschränkung der bisher flotten Ausfuhren. Die aktuellen Preisrückgänge könnten auf diese Weise nochmal verstärkt werden.