UkrAgroConsult schätzt russische und ukrainische Getreideernte auf bzw. über Vorjahresniveau
Anlässlich der gerade zu Ende gegangenen Schwarzmeerkonferenz mit hochrangiger internationalen Beteiligung, organisiert von der ukrainischen Agrarberatungsgesellschaft UkrAgroConsult in Kiew, wurden Prognosen für die kommende Ernte in Russland und der Ukraine abgegeben. Dabei spielten auch die Frage der politischen Unruhen sowie die neue Bedeutung der Krim eine Rolle. Der Titel der Konferenz trug die bezeichnende Formulierung "Black Sea Grain Expanding Horizons", war aber weder als Kampfansage noch ironisch gemeint.
Nach Aussagen der Marktexperten lagern in den ukrainischen Schwarzmeerhäfen rd. 1,1 Mio. t, die für den Export bestimmt sind. Insgesamt sollen sich die diesjährigen Ausfuhren auf 29,5 Mio. t addieren. Die Maisexporte sollen allein 18,5 Mio. t betragen und Weizenausfuhren werden auf knapp 8 Mio. t geschätzt. Der jüngste Kauf Ägyptens mit 55.000 t Weizen wird als ein Beweis für die ungestörte Abwicklung der Getreideausfuhren gesehen. Der Hauptausfuhrhafen Odessa liegt ungestört auf der ukrainischen Seite. Die Häfen auf der Krim sind von untergeordneter Bedeutung.
Die Unruhen in den Städten seien auf dem Lande gar nicht angekommen. Die Frühjahrsbestellungen laufen auf Hochtouren. Finanzielle Probleme bei der Aussaat und Düngung wurden nicht weiter bestätigt bis auf die Ausnahme der Krim.
Die Halbinsel trägt üblicherweise zwischen 1,5 bis max. 2 Mio. t an Getreide bei. Im laufenden Jahr schätzt man nur 1,3 Mio. t. Der übliche Saatgutbezug aus der Ukraine ist unterbrochen. Ebenfalls wurden die Betriebsmittel wie Dünger, Pflanzenschutz und Treibstoff abgeschnitten. Problematisch wird die dringend notwendige Süßwasserversorgung, die über ukrainisches Gebiet verläuft. Ohne Beregnung werden auch die übrigen Ernten wie Gemüse, Obst, Trauben in starke Mitleidenschaft gezogen.
Die kommende ukrainische Ernte wird von UkrAgroConsult auf 57 Mio. t geschätzt. Etwas niedriger als im Vorjahr. Begründung liegt in einer geschätzten Auswinterungsrate von 5 % und möglichen Trockenheitseinbußen aufgrund geringer Schnee- und Regenniederschläge. Inwieweit die Krim noch mitgerechnet wurde, wurde offiziell nicht bekannt gegeben.
Die russische Ernte 2014/15 wird von offizieller Seite mit 95 Mio. t beziffert. Allerdings sind dazu keine weiteren Einzelheiten erörtert worden. Dagegen wurde auf die in 5 Jahren erreichbaren 120 Mio. t und entsprechend wachsender Bedeutung des russischen Exports hingewiesen. Nach den bisherigen Klimadaten ist eine gut durchschnittliche russische Ernte nicht auszuschließen. Allerdings zeigen die früheren Erfahrungen mit dem Kontinentalklima in dieser Region, dass die ertragsentscheidende Phase erst noch bevorsteht.
Die Konferenz endete mit einer Mischung optimistisch-kritischer Einschätzungen.