Aug. 2020: USDA prognostiziert steigende Weltgetreideversorgung 2020/21
In seiner dritten Schätzung der globalen Getreideversorgung 2020/21 erhöht das US-Agrarministerium (USDA) die Produktion auf 2.230 Mio. t. Das Ergebnis liegt 2,7 % über dem Vorjahr. Auf der Verbrauchsseite werden 2.210 Mio. t vorausgesagt bzw. eine Steigerung um 1,9 %. Daraus errechnet sich ein Zuwachs der Endbestände auf 665 Mio. t. Die Versorgungszahl steigt von 28,9 auf 30,1 % Endbestand zum Verbrauch. Das liegt auf Höchstniveau.
Da China nur begrenzt am Welthandel teilnimmt, aber über mehr als die Hälfte der weltweiten Getreidevorräte verfügt, ist es zweckmäßig, die Versorgungszahlen ohne China zu kalkulieren. Die Kennzahl fällt dann zwar mit 17,4 % niedriger aus, bleibt aber im Mehrjahresvergleich ebenfalls auf Höchstniveau. Damit wäre 2020/21 eine weit überdurchschnittlich hohe Versorgungslage auf Weltebene zu erwarten mit entsprechenden Folgen für die Preisbildung.
Die globale Weizenerzeugung schätzt das USDA auf 766 Mio. t unwesentlich höher als im Vorjahr. Zunahmen werden insbesondere in Australien, Argentinien, Kanada, Indien und China voraus gesehen. Minderernten in der EU (-12,5 %), der Ukraine (-9 %), Nordafrika (-5,5 %) und den USA (-4,2 %) gleichen die Erzeugungszunahmen zu einem beachtlichen Teil wieder aus.
Der Weizenverbrauch wird auf leicht steigende 750 Mio. t geschätzt. Die weltweiten Endbestände wachsen damit um 6,8 % auf 316,8 Mio. t. Ohne China liegen die Überhangmengen zwar nur halb so hoch, steigen aber in einem ähnlichen großen Umfange. Die Weizenvorräte ohne China reichen für 90 Tage (Vorjahr 85 Tage). Angesichts der ausgeprägten Vorsorge-Verhaltensweisen einzelner Länder unter Convid-Pandemie-Bedingungen ist jedoch die hohe Versorgungslage möglicherweise noch zu relativieren. Die jüngsten Wiederanstiege an den Börsen weisen darauf hin.
Die weltweite Maiserzeugung wird um 5 % höher auf 1.171 Mio. t geschätzt. Die Steigerung wird hauptsächlich durch die USA mit einer vorausgesagten Ernte über 388 Mio. t verursacht, die um 12 % über Vorjahr liegen soll. In Mexiko soll die Maisernte um 30 % mehr liefern als im schwachen Vorjahr. Die Ukraine erwartet eine Erntesteigerung von 9,7 %.
Der globale Maisverbrauch wird um 3,6 % höher auf 1.165 Mio. t veranschlagt. Das USDA geht davon aus, dass die Maisverwendung zur Bioethanolerzeugung sich im kommenden Wirtschaftsjahr wieder stabilisieren wird. Auch im Futtersektor werden höhere Verbrauchsmengen vorausgesehen.
Die weltweiten Vorratsbestände für Mais steigen von 313 auf 315 Mio. t und reichen rechnerisch für 99 Tage. Ohne China beträgt die Reichweite 57 Tage im Vergleich zu 45 Tagen im Vorjahr.
Beim übrigen Getreide hat es nur geringfügige Erhöhungen gegeben.
Für die EU-28 schätzt das USDA eine Gesamternte von 298 Mio. t, davon 135 Mio. t Weizen. Der Export der Union soll von 48 auf 35,7 Mio. t zurückfallen. Die Importe sollen weitgehend gleich bleiben. Die EU-Überhangbestände errechnet das USDA auf rd. 28 Mio. t, nur 1 Mio. t unter dem Vorjahr.
In einer ersten Reaktion haben die Weizenkurse an der Chicagoer Börse angezogen und die kritische Marke von 5 $ je bushel (155,73 €/t) wieder erreicht. Die US Maiskurse zeigen eine gering abfallende Tendenz. In Paris stabilisieren sich die Weizen-Notierungen um das Niveau von 177,5 €/t mit leicht steigender Tendenz.