- US-Schätzung zur Getreideernte 2021/22: keine weiteren Preissteigerungen ?
Das US-Agrarministerium (USDA) hat seine 1. Schätzung zur Weltgetreideversorgung 2021/22 veröffentlicht. Die ersten Reaktionen waren sehr verhalten, Es gab etliche Preisrücksetzer: das bisher erreichte Preisniveau soll die Knappheitslage ausreichend widerspiegeln.
Die globale Gesamternte schätzt das USDA um 2,4 % höher auf 2.285 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr. Dem wird ein um 3 % steigender Verbrauch in Höhe von 2.278 Mio. t gegenübergestellt. Daraus folgt eine Absenkung der Endbestände um rd. 3,5 % auf 590 Mio. t.
Die Versorgungszahlen einschl. China fallen von 27,2% auf 26 % und ohne China von 15% auf 13,7 % Endbestand zum Verbrauch zurück. Das entspricht der Versorgungslage im Durchschnitt der Jahre 2013/14 bis 2014/15 mit damaligen Weizenkursen an der Marke von knapp 200 €/t. Unter den heutigen Marktverhältnissen insbesondere mit einem neuen starken Nachfrager China ist die Lage knapper einzuschätzen als die historischen Zahlen hergeben. Seinerzeit importierte China rd. 20 Mio. t, 2021/22 sind es 56 Mio. t Getreide.
Die weltweite Weizenernte schätzt das USDA auf Rekordniveau von 789 Mio. t bzw. +1,7 % höher als im Vorjahr. Entscheidenden Anteil daran hat die EU mit einer Zunahme von 6,4 % auf 134 Mio. t im Vergleich zum schwachen Vorjahr. Für Argentinien wird eine steigende Weizenernte auf 20,5 Mio. t (Vorjahr 17,6 Mio. t) vorausgeschätzt. Die Ukraine soll nach dem schwachen Vorjahr wieder die 29 Mio. t (Vorjahr 25 Mio. t) erreichen.
Schwächere Ernten werden in Australien Im Vergleich zum vorjährigen Rekordergebnis von 27 Mio. t (Vorjahr 33 Mio. t). Auch Kanadas Weizenernte wird niedriger geschätzt: 32 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr 35,2 Mio. t.
Entgegen früheren Erwartungen soll die russische Weizenernte bei 85 Mio. t verharren. Allerdings kommen aus Rußland Meldungen über eine geringere Ernteaussichten aufgrund der Auswinterungsschäden.
Den globalen Weizenverbrauch schätzt das USDA auf gleicher Höhe wie die laufende Erzeugung. Damit bleiben die weltweiten Vorräte rechnerisch auf unveränderten Niveau von 295 Mio. t bzw. 37,4% Endbestand zum Verbrauch. Steigende Verbrauchszahlen werden für die EU, Indien, Russland und Großbritannien erwartet. In China soll der Weizenkonsum leicht zurückgehen. Ohne China errechnet sich eine Versorgungszahl von nur 18,1 % Endbestand zum Verbrauch. Das liegt nur noch im knappen Durchschnittsbereich.
Die globalen Weizenausfuhren sollen um 3,1 % zulegen. Daran sind insbesondere Russland mit 40 Mio. t, die Ukraine mit 20 Mio. t, die EU mit 33 Mio. t, Australien mit 21 Mio. t und Argentinien mit 13 Mio. t beteiligt. Zusammen vereinen diese 5 Regionen fast zwei Drittel der Weltexporte mit Weizen.
Auf der Importseite steht Ägypten mit 13 Mio.t Weizeneinfuhren an der Spitze. Es folgen Indonesien mit 11 Mio. t, China und die Türkei mit jeweils weiteren 10 Mio. t. Der Rest verteilt sich auf viele kleine Einfuhrmengen und -Länder.
Die weltweite Maiserzeugung schätzt das USDA um 5 4 % höher auf 1.181 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr. Wesentliche Antriebskraft sind die vor Aussaatbeginn stark gestiegenen Maiskurse. Das gilt insbesondere für die USA mit einem erwarteten Zuwachs von 5,7 % auf 380 Mio. t. In der Ukraine erwartet das USDA sogar eine 24 %ige Steigerung auf 37,5 Mio. t aufgrund der günstigen Ausgangsbedingungen. In China soll die Maisernte um 8 Mio. t auf 268 Mio. t steigen.
Die Maisernten in Brasilien werden jedoch nur noch auf 118 Mio. t geschätzt, nachdem zu einer verspäteten Aussaat nach der Vorfrucht Soja jetzt auch noch anhaltende Trockenheit das Wachstum stark beeinträchtigt. Über das brasilianische Ernteergebnis ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Der globale Maisverbrauch soll nach den US-Schätzungen mit 1.181 Mio. t unter der Erzeugung liegen. Damit errechnen sich steigende Endbestände von 283,5 auf 292,3 Mio. t. bzw. eine weltweite Versorgungszahl von 24,7 %. Ohne China beträgt der Versorgungsmaßstab jedoch nur 10,6 % Endbestand zum Verbrauch und liegt damit im unteren Durchschnittsbereich. Gegenüber früheren Schätzungen anderer Institutionen fällt das Ergebnis jedoch etwas besser aus. Allerdings sind noch erhebliche Risiken bis zu den Ernten im Herbst 2021 zu überstehen.
Den weltweiten Maisexport erhöht das USDA um 6,7 %. Den größten Anteil an der Steigerung haben die südamerikanischen Länder Brasilien (40 Mio. t), Argentinien mit 38 Mio. t. Danach kommt die Ukraine mit 30,5 Mio. t. Die USA sollen ihre Maisausfuhren von vorjährigen 70 auf diesjährige 62 Mio. t reduzieren. Auf der Importseite dominiert China mit einem steigenden Einfuhrvolumen auf 26 Mio. t . Danach folgt bereits Mexiko mit 17 Mio. t und die EU sowie Japan mit jeweils 16 Mio. t. Die Konkurrenz ist weltumfassend groß.
Die Börsenkurse in Chicago bewegen sich nach einem kurzen Zwischenhoch von umgerechnet 230 €/t jetzt wieder bei 220 €/t Weizen. Die Maiskurse sind auf umgerechnet 245,3 €/t gefallen.
Für die EU-27 schätzt das USDA eine Gesamternte in Höhe von rd 288 Mio. t, davon 134 Mio. t Weizen. Im Vorjahr lag das vergleichbare EU-27-Ernteergebnis bei 279 Mio. t, davon 126 Mio. t Weizen. Bei ähnlicher Verbrauchssteigerung verändern sich die Endbestände nur unwesentlich. Die eher enge Versorgungslage soll weiter anhalten.