USDA schätzt Weltgetreideernte 2016/17 höher ein – Geben die Getreidepreise nach?
In der jüngsten Schätzung zur Weltgetreideernte 2016/17 kommt das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) auf eine Produktionsmenge von 2.033 Mio. t, die um 44 Mio. t höher ausfällt als im Vorjahr.
Der weltweite Verbrauch wird um 58 Mio. t höher auf 2.022 Mio. t veranschlagt. Im Futtersektor soll der Zuwachs nur 23 Mio. t betragen. Ein fast gleich hoher Betrag geht in die unmittelbare menschliche Ernährung.
Bei hohen Anfangsbeständen wird am Ende des Wirtschaftsjahres eine weitere Steigerung der Überhangbestände errechnet. Die Versorgungszahl bleibt jedoch mit 24,6 % Endbestand vom Verbrauch auf etwa gleicher Höhe wie im Vorjahr.
Sollten sich die Schätzwerte bestätigen, wäre eine ähnliche Marktlage und Preisniveau wie im ablaufenden Jahr zu erwarten. Angesichts der ausstehenden ertragsentscheidenden Wachstumsphasen sind die geschätzten Zahlen noch mit Vorsicht zu handhaben.
Außerdem sollte der Hinweis auf den Chinaeffekt nicht fehlen. Von den Vorratssteigerungen auf Weltebene in Höhe von knapp 12 Mio. t entfallen allein auf China 13 Mio. t. Der chinesische Export ist jedoch weltweit bedeutungslos und kommt für die Versorgung des übrigen Teils der Welt nicht in Betracht.
Im Falle des globalen Weizenmarktes kommt das USDA auf 730 Mio. t bzw. rd. 4 Mio. t weniger als 2015/16. Allerdings trägt der um 25 Mio. t gestiegene Anfangsbestand dazu bei, dass das Angebot aus Ernte und Überhangbestand ausreichend groß ist. Der Verbrauch wird um 8 Mio. t höher geschätzt. Am Ende des Wirtschaftsjahres sollen die Vorräte nochmal um 14 Mio. t auf 257 Mio. t steigen.
Damit wäre eine weit überdurchschnittliche Versorgungslage im Weizenmarkt gegeben mit der Folge, dass die Preise deutlich niedriger tendieren müssen als im Vorjahr. Als unmittelbare Reaktion auf die veröffentlichte Schätzung fielen die Weizenpreise an der Chicagoer Börse, während die Kurse in Paris nur wenig Änderung aufwiesen.
Beim genaueren Hinschauen stellt man jedoch fest, dass es wieder mal China ist, das trotz Bemühen um Überschussabbau seine Weizenvorräte um rd. 22 Mio. t aufstockt. Klammert man China wegen minimaler Welthandelsbeteiligung aus der Versorgungsrechnung aus, fällt im Ergebnis die Vorratslage für den Rest der Welt um 7 Mio. t Weizen niedriger aus.
Im Falle des Maismarktes schätzt das USDA eine rd. 45 Mio. t höhere Ernte für 2016/17. Fast genau so hoch wird die Verbrauchssteigerung eingeordnet. Die Endbestände sollen leicht zurückgehen. Die Versorgungszahl Endbestand zum Verbrauch fällt um 1 Prozentpunkt. Dies könnte ein Signal für stabile Maispreise sein.
Als Folge der erheblich gesenkten Mindestpreise erhöht China t den Maisverbrauch um 10 Mio. t. und baut die überhöhten Vorratsbestände um 8 Mio. t. ab. Die chinesischen Überhangbestande bleiben immer noch bei 42 % des Verbrauchs.
In den führenden Exportländern werden im Durchschnitt höhere Ernten von 2,5 Mio. t erwartet. Dem stehen schwächere Ernteergebnisse bedeutender Importländer in der Größenordnung von 5 Mio. t gegenüber.
Für die EU schätzt das USDA eine um 7 Mio. t höhere Getreideernte 2016/17 von 318 Mio. t. Ein steigender Verbrauch und höhere Exportmengen sorgen dafür, dass die Endbestände wieder etwas kleiner ausfallen. In der USDA-Schätzung sind allerdings die jüngsten Wetterereignisse noch nicht in vollem Umfange einbezogen. Während in Frankreich und Süddeutschland Ertragsminderungen durch zu viel Regen zu erwarten sind, besteht ein deutliches Regendefizit in den nordostdeutschen Ländern über Polen bis nach Russland hinein. Gute Ernten sollen in Spanien und an der Westküste Frankreichs heranwachsen.
Fazit: Die USDA-Schätzung liefert zwar neue Orientierungswerte, deren Verbindlichkeit jedoch noch gering ist. In Chicago gaben die Weizenkurse nach, während sich die Maiskurse knapp behaupten konnten. Offen bleibt, inwieweit die aktuell schwächeren Notierungen auf den üblichen Wochenend-Mitnahmeeffekt zurückzuführen sind. In Paris änderte sich an den Börsenkursen nur wenig. Der weitere Kursverlauf wird entscheidend von den wechselnden Witterungsentwicklungen bestimmt werden