USDA: Getreideversorgung im WJ 2021/22 nur teilweise kriegsbeeinträchtigt, aber ungünstige Aussichten 2022/23
Das US-Agrarministerium (USDA) hat in seiner Mrz.2022-Ausgabe die Weltgetreideernte 2021/22 auf 2.277 Mio. t etwas zum Vormonat erhöht. Ausschlaggebend war die Rekordernte in Australien, die aktuell um 2,3 Mio. t bzw. 7 % höher eingeschätzt wird. Der weltweite Verbrauch wird nur geringfügig auf 2.281 Mio. t korrigiert. Die Bestandsvorräte wurden mit rd. 607 Mio. t ein wenig verringert. Die Versorgungszahl erreicht unverändert 26,6 % Endbestand (Vorjahr 27,1 %) zum Verbrauch, ohne China abnehmende 14,1 %. An der bereits mehrjährig anhaltenden knappen Versorgungslage hat sich nicht wesentlich etwas verändert.
Allerdings kommt es beim globalen Welthandel zu einigen Korrekturen aufgrund des Krieges in der Ukraine. Die Änderungen bleiben jedoch für den Rest des Wirtschaftsjahres 2021/22 noch im überschaubaren Rahmen, weil ein Großteil der Handelsströme schon abgewickelt ist. Im Falle der Exporte der Ukraine wird ein Rückgang um 10 Mio. t bzw.12 % mit Schwerpunkt beim Mais vorausgesagt. Für Russland schätzt das USDA Ausfuhrminderungen von nur 3 Mio. t Weizen.
Auf der Importseite werden Einbußen bei den nordafrikanischen und den Ländern des mittleren Ostens vorausgesagt. Für die EU-27 erwartet man kleinere Einfuhrkürzungen im Falle von Weizen.
Für die Beurteilung der künftigen Markt- und Preisentwicklung auf dem Getreidesektor treten die ungünstigen Aussichten für das kommende Wirtschaftsjahr 2022/23 immer mehr in den Vorder-grund. Allerdings sind aufgrund der Ungewißheit über den weiteren Fortgang der Kriegsentwicklungen in der Ukraine nur unsichere Schätzungen möglich.
Das besondere Augenmerk richtet sich auf die beeinträchtigen Frühjahrsarbeiten hinsichtlich Bestellung der Sommersaaten und Düngungs- sowie Pflanzenschutzmaßnahmen in der Ukraine. Es fehlen die zur Verteidigung abgezogenen Arbeitskräfte, Treibstoff, Dünge- und Pflanzenschutz-mittel. Nur im Westen und Zentrum der Ukraine wird auf den Feldern noch gearbeitet. Erste Einschätzungen gehen von einer Halbierung einer durchschnittlichen Ernte aus, die gerade für die Eigenversorgung reicht. Exporte sind aufgrund der zerstörten Hafenanlagen ohnehin kaum noch möglich. Ein vollständiger Wiederaufbau wird Jahre in Anspruch nehmen.
Auch Russland wird nicht ohne beachtliche Einschränkungen im Getreidesektor davonkommen. Zwar ist die Versorgung mit Treibstoff und Düngemittel kein großes Problem, aber es fehlen die aus dem Westen bezogenen Pflanzenschutzmittel. Außerdem sorgen Importrestriktionen einiger Länder für eine Kürzung des bisher üblichen russischen Exportabsatzes.
An den Börsen hat der USDA-Bericht zunächst einmal für einen Kurssturz der spekulativ überhöhten Weizennotierungen geführt. In Chicago wird Weizen zurzeit knapp unter 400 €/t gehandelt, während in Paris die Notierungen bei 380 €/t stehen. Im Falle von Mais sind die niedrigen US-Kurse bei 270 €/t leicht erhöht worden. An der Pariser Börse werden leicht steigende 350 €/t Mais gehandelt.
Die hinteren Termine bis zum Herbst 2022 zeigen zwar niedrigere Kurse an, bleiben aber erheblich über der Linie von 250 €/t.