Verschiedene Schätzungen zur EU-Getreideernte 2015/16
Der Wettbewerb um die möglichst zutreffende Schätzung der kommenden Ernteergebnisse ist im vollen Gange. Von den vielen Institutionen sind 5 ausgewählt, deren Zahlen frei zur Verfügung stehen.
Die EU-Kommission (EU-KOM) hat ihre Zahlen zum Monatswechsel Apr./Mai herausgegeben. Die Landwirtschafts-und Ernährungsabteilung der Vereinten Nationen (FAO) veröffentlicht zweimal im Jahr ihre Prognosen, erstmals mit Datum vom 07. Mai. Der Internationale Getreiderat (IGC) erstellt regelmäßig zum Ende eines Monats (Ende April) Schätzungen zu den Weltgetreideernten. Das gilt auch für das Handelshaus Archer Daniel Midlands (ADM) mit Sitz in Hamburg, vormals Toepfer International. Der Dachverband der europäischen Getreide- und Futtermittelhändler (COCERAL) veröffentlicht mehrmonatigen Abständen im Jahr Einschätzungen zum EU-Getreidemarkt.
Da jede Institution ihre eigene Erhebungs- und Auswertungsmethodik anwendet, ist der unmittelbare Vergleich weniger interessant, als vielmehr die Veränderungen zum Vorjahr bei gleicher Methodik.
Weitgehende Übereinstimmung besteht darin, dass die EU-Ernte 2015/16 in der Größenordnung von -15 Mio. t (FAO) bis 21 Mio. t (COCERAL) kleiner ausfallen wird. In der Mehrheit wird ein Rückgang um den Wert von -20 Mio. t geschätzt.
Die EU –Weizenernten bleiben trotz einer erwarteten Reduzierung zwischen -6,3 Mio. t (EU-KOM) und -9,6 Mio. t (COCERAL) die weltgrößte Angebotsmenge. Man wird sich auf ein Volumen zwischen 146 bis 149 Mio. t einstellen müssen.
Die restliche Getreideernte außer Weizen wird zwischen 156,3 Mio. t (COCERAL) und 161,5 Mio. t (FAO) eingeschätzt. Die Verschlechterungen zum Vorjahr werden zwischen den einzelnen Schätzern unterschiedlich intensiv veranschlagt. Den höchsten Rückgang prophezeit die EU-Kommission mit -13,7 Mio. t, direkt dahinter liegen COCERAL und ADM(vormalsToepfer). Die FAO ist deutlich optimistischer mit nur einem Rückgang von 7,5 Mio. t.
Die Prognosen sind zum jetzigen Zeitpunkt immer noch mit einigen Schätzfehlern insbesondere hinsichtlich der Flächenerträge behaftet. Die ertragsentscheidende Zeitspann steht aber noch in den Monaten Juni bis August bevor.
Die ersten Schlussfolgerungen einer weniger reichlichen EU-Ernte 2015 gemessen am Rekordergebnis der Vorjahres sind nicht von der Hand zu weisen. In Erwartung hoher Überhangbestände wird die Versorgungslage aber nicht in einen kritischen Bereich fallen.
Für die Beurteilung der Preisentwicklung ist der globale Getreidemarkt zu beleuchten. Der EU-Getreidemarkt ist ein integraler Bestandteil des Weltmarktes mit ausgeprägten Ex- und Importverflechtungen.