Wetterentwicklung verunsichert Börsianer - Zeit der Wettermärkte – Stand 20.06.2013
Die Börsenkurse für Getreide und Ölsaaten lassen zurzeit eine grundlegende Orientierung vermissen. Das ständige Rauf und Runter der Notierungen wird auf die unterschiedliche Einschätzung der zukünftigen Wetterentwicklung und dem unsicheren Status der Ernteschätzungen zurückgeführt. Dabei werden die negativen Erfahrungen des letzten Jahres wieder wach. Im Vorjahr wurde um die gleiche Zeit Mitte/Ende Juni noch von einer bärischen Marktentwicklung 2012/13 ausgegangen und dann kam eine wochenlange Dürreperiode in den USA und im Schwarzmeergebiet und die Bullen waren los.
Die jüngsten Wetterberichte prophezeien für die kommende Woche einen „Hitzedom“ für den Mittleren Westen der USA. Die Befürchtungen um eine ähnliche Entwicklung wie im vergangenen Jahr werden laut und äußern sich in hektischen Kurssprüngen nach oben.
Unterstützt werden die bullischen Kurse durch Meldungen von Prognose-Instituten (Informa Economics und Lanworth), deren jüngste Aussagen mit Unterstützung von Satellitenaufnahmen von deutlich geringeren Ernteschätzungen ausgehen als die letzten Ergebnisse der USDA-Prognose. „Lanworth“ rechnet für Russland mit einer Weizenernte von 52 Mio. t und für die Ukraine mit 19,1 Mio. t. Die um rd. 15 Tage vorgezogenen ersten Druschergebnisse im Schwarzmeergebiet sprechen jedoch günstige Erträge.
Für China wird das Ernteergebnis für Weizen um rd. 3 Mio. t niedriger gesehen. Ungewöhnlich ist die Beobachtung, dass China 200.000 t Weizen zur Lieferung in den Herbstmonaten gekauft hat.
Die globale Weizenernte wird auf 693 Mio. t bzw. 3 Mio. t unter den jüngsten USDA Zahlen geschätzt.
„Informa“ nimmt die US-Sojabohnenfläche um 530.000 acres auf knapp 77,8 Mio. acres zurück. Noch wird ausgesät. Die US-Bohnenernte bleibt bei geschätzten 91,6 Mio. t.
Börsenteilnehmer leiten daraus teilweise die Meinung ab, dass Weizen und Mais unterbewertet und Soja zu hoch eingestuft ist.
Die amerikanischen Kursänderungen färben teilweise auch auf Paris ab. Die jüngste Hitzewelle in Europa lässt das Getreide schneller abreifen, mit der Folge geringerer Ertragsaussichten. Zusätzlich verzerrt ein starker Eurokurs die Preisentwicklung.
ZMP-Einschätzung: Das Phänomen der Wettermärkte wird uns noch einige Wochen beschert bleiben, bevor eine klare Linie auszumachen ist.