Für Weizen und Mais ging es in den letzten Tagen südwärts. Mit der Schlussglocke am gestrigen Donnerstag zeigten sich jeweils schwächere Preise als noch zur Schlussglocke am Montag. Weizen im meistgehandelten Dezember-Termin beendete die Handelssitzung gestern mit einem Settlement von 221,75 Euro/t, am Montag standen noch 240,25 Euro/t auf der Anzeigetafel der Börse in Paris. Auch an der CBoT stand Weizen unter Abgabedruck.
In erster Linie sorgten neue Spekulationen um ein Getreideabkommen für fallende Kurse. Bereits gestern und heute treffen sich die Außenminister der Türkei und Russland zu einem Arbeitsgespräch, bei denen es auch im die Getreidelieferungen der Ukraine gehen soll. Am kommenden Dienstag wird es dann ein Treffen zwischen den Präsidenten Putin und Erdogan in Russland geben. Besonders aussichtsreich erscheint eine Verhandlung über eine Fortsetzung jedoch nicht. Russland brachte eine Variante ins Spiel wonach russischer Weizen über die Türkei verschifft werden soll, mit dem Ziel dieses in ärmere Länder zu exportieren. An den Kassamärkten in Deutschland bleibt der Handel ruhig. Erzeuger sind zum einen wenig abgabebereit und sind mit der Sortierung der Qualitäten beschäftigt, zum anderen zeigt sich insbesondere die Kraftfutterindustrie bereits gut versorgt und fragt nur sporadisch Mengen nach. Auf Großhandelsebene zeigen sich darum auch wieder rückläufige Tendenzen. So bleiben auch die Mischfutterpreise derzeit überwiegend stabil. Die Europäischen Exporte haben in den ersten neun Wochen des neuen Wirtschaftsjahres nicht das Niveau vom Vorjahr erreicht. Bis jetzt wurden rund 4,48 Mio. Weichweizen ausgeführt, im Vorjahr waren es im selben Zeitraum bereits 6,31 Mio. Tonnen. Auch die Gerstenausfuhren zeigen sich auf geringerem Niveau. Wie in dieser Woche bekannt wurde hat Ägypten jeweils 120.000 Tonnen Mahlweizen in Frankreich und in Rumänien gekauft. Zuletzt konnten sich europäische Anbieter immer wieder gegen russische Offerten durchsetzen. In den USA ist die Winterweizenernte eingefahren, die Sommerweizenernte läuft noch und hinkt dem Vorjahrestempo weiterhin hinterher. Die US-Exportzahlen zeigen sich weiterhin enttäuschend. Die kanadische Statistikbehörde hat die Prognose für die dortige Produktion deutlich nach unten korrigiert und rechnet mit einer Ernte von 29,47 Mio. Tonnen, das sind 14 Prozent weniger im Vergleich zur vorherigen Ernte. Damit hat CanStat die Erwartungen des Marktes nochmals unterschritten und sorgte entsprechend für Unterstützung im Handel.
Auch beim Mais sorgten die Spekulationen und die Inhalte der kommenden Gespräche zwischen Putin und Erdogan zunächst für Unterstützung. Auf Wochensicht zeigt sich jedoch ein schwächeres preisliches Bild beim Mais. Aus der vorläufigen Erntebilanz des Bundeslandwirtschaftsministeriums wird mit einer Maisernte einschl. CCM von 4,2 Mio. Tonnen ausgegangen. Zumeist zeigen sich die Erzeuger hierzulande zufrieden mit der Entwicklung, aber nicht in allen Regionen konnten die Maispflanzen ihre hitzebedingten Schäden während des Sommers ausgleichen. Unterm Strich dürften die Erträge mindestens durchschnittlich ausfallen, das Gesamternteergebnis deutlich besserausfallen als im Vorjahr. Die US-Zustandsbewertungen sind am Montag reduziert worden, jedoch weniger stark als es der Markt gedacht hätte. Die Ethanolproduktion ist ebenfalls rückläufig, die Exporte zeigen sich solide. Problematisch insbesondere für die Maistransporte nach Mexiko ist das derzeitige Niedrigwasser am Mississippi.
Während sich die Kontraktpreise für Weizen und Mais an der CBoT heute vorbörslich freundlicher zeigen, sind die Kontrakte an der Euronext/Matif heute abermals schwächer in den Handelstag gestartet.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 5. September 2023
Zum Wochenauftakt richteten sich die Blicke vor allem auf das Treffen zwischen dem türkischen und dem russischen Präsidenten. Erdogan war nach Sotchi gereist, um über ein Comeback des Getreideabkommens zu verhandeln. Doch wie erwartet hat Russland wenig Interesse daran. Putin sieht vor allem seine Forderungen gegenüber dem Westen nach Lockerungen der Zahlungsverkehrsbedingungen für seine Getreideexporte nicht erfüllt. Stattdessen wurde aber über Wege gesprochen wie russisches Getreide in Ländern mit hohem Bedarf und ohne Westbindung exportiert werden könnte. Die Weizenpreise in Paris gaben gestern nochmals nach und zeigen sich auch heute mehrheitlich bis zum frühen Mittag schwächer. Handel fand im Dezember-Kontrakt zwischen 232,75 Euro und 235,00 Euro im Tagestief bzw. bisherigen Tageshoch statt. Mais zeigt sich heute ohne klare Richtung, gab aber auch gestern leicht nach. Keine Impulse gab es zum Wochenauftakt aus den Vereinigten Staaten. Der Handel hier blieb gestern feiertagsbedingt ausgesetzt. Mit Start in den vorbörslichen Handel zeigten sich zunächst schwächere Tendenzen beim Weizen, zum Mittag tendieren die Kontrakte jedoch uneinheitlich. Mais wird vorbörslich an der CBoT heute Mittag etwas fester gehandelt.
Neue Produktionsschätzungen gab es für die Ukraine. Der Getreideverband UGA hat am Montag aktualisierte Produktionsprognosen herausgegeben. Durch gute Anbaubedingungen werden die Flächenerträge für Mais und Weizen aber auch für Gerste und Raps deutlich angepasst. Insgesamt rechnet der Verband mit einer Getreide- und Ölsaatenernte von 80,5 Mio. Tonnen und hat damit seine bisherige Schätzung um 3,7 Mio. erhöht. Davon sollen 28 Mio. Tonnen auf Mais und 22 Mio. Tonnen auf Weizen entfallen. Auch die australische Agrarbehörde hat neue Ernteschätzungen veröffentlicht, dabei aber die Weizenaussichten nach unten korrigiert. Die Weizenproduktion soll nach den veröffentlichten Schätzungen um 800.000 Tonnen geringer ausfallen als bisher angenommen und die Ernte damit 25,4 Mio. Tonnen betragen. Dies ist auf die trockenen Wachstumsbedingungen vor allen in den südlichen Anbaugebieten zurückzuführen.
ZMP Live Expertenmeinung
Die leicht schwächeren Tendenzen setzten sich diese Woche fort. Entscheidet in der kommenden Woche werden die Gespräche zwischen Putin und Erdogan sein und den Markt in die eine oder andere Richtung treiben. Das Kassamarktgeschehen dürfte darum auch erstmal auf mengenmäßig geringem Niveau weiterlaufen.