Auf Wochensicht legten die Kruse für Weizen an Matif und CBoT leicht zu. An einzelnen Handelstagen standen an beiden Tagen jedoch teilweise sehr deutliche Zuwächse. Der meistgehandelte September-Termin schloss am gestrigen Donnerstag bei 239,75 Euro/t und damit 3 Euro höher als noch am Donnerstag der vergangenen Woche. Anders sieht die Entwicklung beim Matif-Mais aus. Hier standen am Donnerstag der vergangenen Woche noch 235,50 Euro auf der Anzeigetafel für den Frontmonat Juni, gestern Abend waren es 229,25 Euro/t und damit 6,25 Euro weniger. An der CBoT legten sowohl Mais als auch Weizen auf Wochensicht zu.
Für den jüngsten Kursanstieg zeigen sich vor allem die neuerlichen Spannungen in der Ukraine verantwortlich. Russische Ziele wurden durch Drohnen angegriffen und sorgten für heftige Kritik aus der russischen Regierung gegenüber der Ukraine und gegenüber den USA. Dies führte dazu, dass die Weizenpreise anzogen. Auch rückten mit den neuerlichen Spannungen die Sorgen um die Fortführung des Getreideabkommens wieder in den Hintergrund. In der vergangenen Woche spielte der terminmäßige Auslauf per 18. Mai noch kaum eine Rolle im Handelsgeschehen. Wie die Türkei mitteilte, werden am heutigen Freitag Gespräche zu der Verlängerung geführt. Russland hatte zuletzt gestern zwar wieder das Abkommen kritisiert aber Gesprächsbereitschaft signalisiert. Für die Spannungen in den Nachbarländern zur Ukraine haben sich die beteiligten Länder, die EU und die Ukraine auf einen entsprechenden Mechanismus verständigt, der den Transit von ukrainischem Getreide durch diese Länder ermöglicht. Zum Ausgleich erhalten die betroffenen Länder wie Polen, Slowenien und Ungarn gesonderte EU-Fördermittel. Die Bedingungen dafür sind jedoch noch nicht bekannt.
Die EU-Kommission hat in ihrer jüngsten Einschätzung die Weichweizenproduktion auf eine Menge von 131,17 Mio. Tonnen leicht gesenkt. Insbesondere die Trockenheit in Südeuropa, vor allem in Spanien und in Teilen Südfrankreichs sowie Norditaliens führen zu den leichten Rücksetzern. Die Getreideernte insgesamt soll nach Einschätzung der EU-Kommission bei 284,5 Mio. Tonnen und damit über dem Niveau des Vorjahres und des fünfjährigen Durchschnittsliegen. Die Weichweizenernte wird wird auf 131,17 Mio. Tonnen geschätzt, im Vorjahr wurden 126,93 Mio. Tonnen Weichweizen europaweit geerntet. Die Erzeuger in Deutschland zeigen sich mit der Entwicklung ihrer Winterkulturen zufrieden. Abschlüsse für die kommende Ernte werden in geringem Umfang getätigt. Lagerbestände der alten Ernte dürften nach wie vor hoch sein. Weiterhin gehen für Markteilnehmer davon aus, dass Landwirte Mengen der letzten Ernte in die neue Ernte überschließen werden. Die Maisernte der Europäischen Union wird weiterhin höher als im Vorjahr geschätzt mit 64,66 Mio. Tonnen liegt die Ernte aber deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.
In Den USA waren die Wetterbedingungen in dieser Woche in den Great Plains positiv. Zuletzt hatte das USDA die Zustandsbewertungen leicht angehoben, wenngleich diese nach wie vor unterdurchschnittlich sind. Der Getreideanbauverband in Oklahoma geht für den Bundesstaat von einer der geringsten Weizenernten seit 1955 aus. Die Exportnachfrage nach US-Weizen ist weiterhin verhalten und bremst die Kursentwicklung immer wieder aus.
Neben der Entwicklung in der Ukraine stehen die Maispreise an beiden Börsen auch wegen der üppigen brasilianischen Ernte unter Druck. Die Dürre in Argentinien spielt in den Marktnachrichten kaum noch eine Rolle und ist vom Markt entsprechend eingepreist. Die US-Exportmeldungen am gestrigen Donnerstag zeigten, dass in der Woche zum 27.4. mehr offene Maisbestellungen storniert als neue abgeschlossen wurden. Auch hier drücken günstigere Offerten aus Brasilien auf die Stimmung. Die Aussaat in den USA kommt insbesondere in den südlicheren Anbaustaaten weiterhin gut voran.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 9.05.2023
Ging es zum Ende der letzten Woche noch nordwärts für Mais und Weizen wegen der Unsicherheit der Verlängerung des Getreideabkommens, zeigen sich zum Wochenauftakt wieder dunkelrote Vorzeichen. Gestern ging es für den meistgehandelten September-Termin um 2,25 Euro/t südwärts, am heutigen Dienstagmittag stehen bereits Verluste von 5,25 Euro/t für den September-Termin auf den Kurstafeln der Euronext/Matif. Auch für Mais ging es sowohl gestern als auch bis zum heutigen Mittag südwärts. M Tagestief wurde im August-Termin ein Kurs von 225,75 Euro/t gehandelt, Schlusskurs gestern war 228,50 Euro/t.
Die Unsicherheit im Bezug auf das Getreideabkommen hat noch nicht abgenommen. Wie die Vereinten Nationen mitteilten, wurden am Sonntag wie am gestrigen Montag keine Schiffe in Istanbul inspiziert. Die internationale Konkurrenz drückt aber weiterhin auf die Kurse. Insbesondere die russische Ernte sorgt für Preisdruck an den Börsen, die sich auch an den Kassamärkten widerspiegelt. Am morgigen Mittwoch veröffentlicht die EU-Kommission neue Export- und Importzahlen für Getreide. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat jüngst zudem die globale Versorgung als „relativ komfortabel“ eingestuft. Die globale Weizenernte wird mit 785 Mio. Tonnen auf dem bisher erwarteten Niveau eingestuft. Die Ertragsaussichten für Europa werden von der FAO als gut eingestuft, insbesondere die ergiebigen Niederschläge im April hätten den Getreidekulturen gutgetan. Jenseits des Atlantiks zeigen sich ebenfalls rote Vorzeichen für Weizen und Mais. Die Winterweizenkulturen in den Great Plains befinden sich zu 29 Prozent in einem guten oder sehr guten Zustand. Die jüngsten Niederschläge kamen den Beständen zugute, das USDA hob die Zustandsbewertung damit um 1 Prozentpunkt gegenüber der Vorwoche an. Die Sommerweizenaussaat stockt leicht, während die Maisaussaat sehr gut vorankommt und sowohl deutlich zügiger läuft als im Vorjahr wie auch im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die US-Exportverladungen der vergangenen Woche enttäuschten und lagen am unteren Ende der Markterwartungen. Die US-Maisexporte zeigten sich in der vergangenen Woche ebenfalls geringer als noch in der Vorwoche und sorgten mehrheitlich für Enttäuschung. In Argentinien ist die Maisernte mittlerweile im vollen Gange. Rund 20 Prozent der dürregeplagten Bestände sind abgeerntet. Die Getreidebörse in Buenos Aires hatte zuletzt eine Erntemenge von 36 Mio. Tonnen ausgegeben, warnte aber bereits davor, dass die Maisernte noch schlechter ausfallen könnte, als bisher angenommen.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Fokus der Getreidemärkte liegt wieder einmal am Schwarzen Meer. Die russischen Preise üben weiterhin Druck im Exportgeschäft der EU und der USA aus. Doch die Sorge um die Fortsetzung des Getreideabkommens und neue Eskalationen im Krieg selbst haben zuletzt die Preise angetrieben. Fundamental hat sich an de Anbausituation wenig geändert. Die EU-Ernte dürfte über den Mengen des Vorjahres liegen und auch der fünfjährige Durchschnitt wird übertroffen. Die US-Bedingungen haben sich verbessert, berauschend sind die Zustände insbesondere der Winterweizenbestände aber weiterhin nicht. Die nächsten Wochen bis zum 18. Mai versprechen also weiterhin Volatilität.