Die Weizenpreise zeigen sich in der ersten Aprilwoche unter Druck. Bis heute Mittag gaben die Notierungen weiter nach. Gestern stand noch ein Schlusskurs von 254,00 Euro je Tonne an der Euronext/Matif zu Buche. Auch an der CBoT haben die Weizenpreise in dieser Woche nachgegeben. An den Kassamärkten hierzulande ist es weiterhin ruhig. Auch weil viele Marktteilnehmer im Osterurlaub sind, sind die Umsätze überschaubar.
Die Nachrichtenlage ist auf der einen Seite prägt von den Entwicklungen in Russland. Mittlerweile haben drei namhafte Getreideunternehmen den Rückzug aus dem Russlandgeschäft verkündet. Russlands Regierung war dabei immer wieder bemüht zu betonen, dass der Rückzug keine Auswirkungen auf die Exportverladungen haben wird und aus eigener Kraft die wegfallende Kapazität aufgefangen werden könne. Zuletzt haben sich die russischen Exportpreise wieder etwas stabilisiert und konnten leicht zulegen. Auf der anderen Seite spielen auch die Anbaubedingungen in den USA eine wichtige Rolle. Nachdem das USDA in der letzten Woche eine leicht höhere Anbaufläche verkündet hat, stufte das Ministerium in seinem ersten wöchentlichen Crop Report die Zustandsbewertungen für Winterweizen auf 28 Prozent in der Kategorie gut oder sehr gut zurück. Das ist der niedrigste Wert seit 1989. Unter den Schneestürmen rund um Weihnachten haben die Bestände deutlich gelitten, ebenso unter den aktuell trockenen Bedingungen insbesondere in den südlichen Anbaugebieten der Great Plains.
Die Europäischen Exporte zeigen sich weiterhin auf hohem Niveau. Gegenüber der Vorwoche wurden sogar rund 20.000 Tonnen mehr exportiert. Mittlerweile steht der Exportzähler beim Weichweizen bei 23,14 Mio. Tonnen. Dass sind 1,63 Mio. Tonnen mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres.
Auch Mais zeigte sich in dieser kurzen Handelswoche mit roten Vorzeichen. Am gestrigen Mittwoch schloss der Frontmonat Juni an der Euronext/Matif mit einem Schlusskurs von 251,25 Euro. Am vergangenen Freitag standen noch 257,75 Euro/t auf dem Kurszettel. Dank hoher Importe ist die Marktversorgung trotz der mageren Ernte im letzten Jahr gut. Aktuell weist die Importstatistik der EU-Kommission ein Volumen von 21,2 Mio. Tonnen aus. Im Vorjahr zum selben Zeitpunkt waren es 12,31 Mio. Tonnen. Insbesondere Spanien und die Niederlande importieren große Mengen Mais, aber auch in Italien wurden bereits mehr als 2 Mio. Tonnen importiert. An der CBoT standen die Preise zuletzt unter Druck. Die Anbaufläche wurde in der vergangenen Woche bereits höher taxiert und freundliche Wetteraussichten lassen die Erwartung aufkommen, dass die Farmer mit der bereits begonnenen Aussaat zügig vorankommen. Gebremst wird der Preisrückgang von den nach wie vor guten Exportmöglichkeiten der Amerikaner. So konnte das USDA auch gestern wieder eine Flash-Sale über 125.000 Tonnen Mais an einen unbekannter Käufer verkünden.
Für eine gedämpfte Stimmung insgesamt sorgte der starke Anstieg der Rohölnotierungen auf allen Rohstoffmärkten. Nachdem die OPEC+ am Montag verkündete die Fördermengen deutlich zu reduzieren sind die Sorgen um die globale Konjunktur und die Entwicklung der Kerninflation wieder gestiegen.
Über die Osterfeiertage bleiben die Börse in Chicago und Paris geschlossen.
ZMP Live Expertenmeinung
Nach der Erholung der letzten Woche stand in dieser Woche wieder ein deutlicher Rückgang auf den Kurstafeln der beiden wichtigen Getreidebörsen. Wie die letzten Woche zeigen wird Russland so schnell nicht aus den Schlagzeilen der Getreidemärkte verschwinden. Mehr und mehr rückt nun aber der Blick auf die kommende Ernte.