Auch wenn die Getreidepreise in dieser Woche an den meisten Handelstagen unter Druck standen, so zeigen sich zur Schlussglocke am gestrigen Donnerstag festere Preise für Weizen. Der Frontmonat September schloss mit einem Settlement von 233 Euro/t, am vergangenen Freitag standen 230,75 Euro/t auf der Anzeigetafel der Börse in Paris. Mais gab hingegen nach und schloss im meistgehandelten November-Kontrakt mit einem Kurs von 224,25 Euro/t nachdem am vergangenem Freitag noch 227,75 Euro/t für den Kontrakt festgestellt wurden.
Insbesondere in der Mitte und im Norden Deutschlands haben Niederschläge in dieser und in der vergangenen Woche die Aussichten für die Getreideernte kurzfristig verbessert. Vor allem die Maisbestände dürften davon profitieren aber auch für die Abreife beim Weizen kommen die Niederschläge gelegen. In Süddeutschland hingegen ist nur wenig Regen gefallen, hier sind die Sorgen um die bevorstehende Weizenernte und das Pflanzenwachstum beim Mais größer. Wegen der Wettersituation in den zurückliegenden Wochen hat der Deutsche Bauernverband in seinem Ernteauftaktgespräch die Prognosen für die hiesige Erzeugung gesenkt. Insgesamt rechnet der Verband mit einer Getreideernte von 40,9 Mio. Tonnen, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr von rund 5 Prozent entspricht. Der Deutsche Raiffeisenverband hatte zuletzt Mitte Juni eine Prognose über 42 Mio. Tonnen ausgegeben. Das Analysehaus Avaralis und das Unternehmen Intercerales hingegen gehen für Frankreich von außerordentlich guten Hektarerträgen aus. In Russland hat das Haus Agritel seine Prognose für die dortige Ernte von 83,2 Mio. Tonnen auf 85,7 Mio. Tonnen angehoben. Zwar herrschte auch in Südrussland zeitweise Trockenheit, dennoch seien die Bestände gut entwickelt. Hinsichtlich der Exportpreise in Russland meldete Sovecon zuletzt festere Preistendenzen. In den USA wurde am Dienstag der Handel wegen des Unabhängigkeitstages pausiert. Am Mittwoch ging es dann deutlich nach oben, insbesondere weil die Zustandsbewertungen für US-Weizen, insbesondere für Sommerweizen, überraschend und trotz einiger Niederschläge in den Great Plains nochmals nach unten korrigiert wurden. Zudem kommt die diesjährige Ernte im Vergleich zum Vorjahr nur sehr langsam voran. Die Niederschläge in den Great Plains und m Corn Belt haben auch die Maispreise nach unten getrieben. Gestern jedoch ging es deutlich nordwärts, auch weil nicht mehr alle Gebiete im Corn Belt von den Niederschlägen profitieren und in den kommenden Tagen hohe Temperaturen vorhergesagt sind. Währenddessen läuft in Brasilien die zweite Maisernte auf Hochtouren. Nach offiziellen Angaben sind rund 20 Prozent der Bestände eingefahren. In Europa hat in dieser Woche das französische Haus Strategie Grains seine Prognose für die EU-Maisernte um 900.000 Tonnen gekürzt und rechnet mit einer Erntemenge von nun 61,2 Mio. Tonnen. Die EU-Kommission hatte per Ende Juni eine Prognose über 63,95 Mio. Tonnen ausgegeben.
Die Gerstenernte ist in Deutschland mittlerweile überall angelaufen. In Niedersachsen behindern Regenschauer die Erntearbeiten. In Bayern zeigen sich regional sehr große Unterschiede in den Erträgen, wie der Bayrische Bauernverband gestern mitteilte. An den Kassamärkten zeigt sich in den Großhandelsnotierungen bereits stellenweise ein Erntedruck.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 11.07.2023
Die Getreidepreise starteten in die neue Handelswoche mit roten Vorzeichen und setzten damit ihren Trend der letzten Woche fort. Wenngleich: heute legen die Kontrakte sowohl an der Euronext/Matif als auch an der CBoT wieder deutlicher zu. Schlusskurs am gestrigen Montag im Frontmonat September war 229,25 Euro/t. Innerhalb der ersten Handelsstunde am heutigen Dienstag ging es für den Frontmonat bereits auf 233,25 Euro/t nordwärts. Mais schloss gestern ebenfalls schwächer, kann aber auch am heutigen Dienstag in der ersten Handelsstunde zulegen, wenngleich die Händler hier etwas vorsichtiger agieren.
Insgesamt hat sich die Wetterlage auf der Nordhalbkugel verbessert. Dennoch warnen zum Beispiel die Landesbauernverbände in ihren Erntekonferenzen vor zu viel Euphorie. Bereits bei der laufenden Gerstenernte zeigen sich regional sehr hohe Unterschiede von unterdurchschnittlich bis überdurchschnittlich gut. In Frankreich haben die Landwirte bis zum Wochenende laut Angaben der französischen Agrarbehörde bereits 10 Prozent des Winterweizens eingefahren. Auch in Russland kommt die Ernte wie zu hören ist bereits gut voran, hier wird vor allen in den südlichen Anbaugebieten bereits gedroschen. Nach den jüngsten Zahlen des USDA ist die Winterweizenernte in den USA zu 46 Prozent abgeschlossen. Das ist zwar sehr viel weniger als im Schnitt der letzten Jahre, dennoch sind die Farmer trotz Regenschauer in der letzten Woche weiter vorangekommen. Die Niederschläge in den USA haben nach Ansicht der Experten des USDA nicht die erwünschten Linderungen gebracht. So wurden die Sommerweizenkulturen lediglich um einen Prozentpunkt besser bewertet als im Vergleich zur Vorwoche. Gerechnet hatten die Marktbeobachter mit mindestens zwei Prozentpunkten. Für die morgige WASDE rechnen die Marktteilnehmer beim Weizen mit wenig überraschenden Nachrichten. Beim Mais sieht es da schon anders aus. Hier dürften sich die Probleme mit der Trockenheit widerspiegeln. Denn genauso wie beim Sommerweizen wurden die Maisnotierungen nicht in dem Umfang nach oben gesetzt, wie es aus den Wetternachrichten der letzten Tage hätte erwartet werden können. Die Experten des USDA gehen davon aus, dass die Niederschläge noch nicht nachhaltig genug waren und die Mengen zumeist nicht ausreichend waren. Die Niederschläge, die teilweise in Unwetter gemündet haben am Wochenende haben insbesondere in NRW und Niedersachsen sowie Brandenburg und Sachsen-Anhalt, teilweise in Meckelburg-Vorpommern gewirkt und die Bodenfeuchtigkeit deutlich verbessert. In Süddeutschland ist es weiterhin eher zu trocken und es fehlt an ausreichendem pflanzenverfügbarem Wasser im Oberboden.
Wegen des US-Feiertages in der letzten Woche wurden die Exportzahlen erst am Freitag veröffentlicht und wirkten entsprechend erst in dieser Woche. Sowohl beim Weizen als auch beim Mais lagen die verkauften Mengen jeweils oberhalb der Analystenschätzungen, vermochten aber an beiden Tagen – am Freitag wie am Montag – nicht Rücksetzer sind aufzuhalten.
Für Russland erwartet das Analysehaus Agritel eine höhere Weizenernte. Auch für die Ukraine verkündete der Getreideverband UZA höhere Erntemengen, die nun erwartet werden. So geht UZA von einer ukrainischen Weizenernte von 17,9 Mio. Tonnen aus, beim Mais werden 24,2 Mio. Tonnen erwartet. Ähnliche Werte hatte auch das USDA in der Juni-WASDE prognostiziert. In Argentinien hingegen läuft zwar die Maisernte weiter, die Getreidebörse in Buenos Aires bleibt aber bei ihren pessimistischen 34 Mio. Tonnen Erntemenge. Im Vorjahr wurden noch 52 Mio. Tonnen in Argentinien von den Felder geholt.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Getreidemärkte sind derzeit geprägt von den Wetterentwicklungen. Die geopolitischen Spannungen spielen nur noch am Rande eine Rolle. Zwar gibt es um die Zukunft des Getreideabkommens unterschiedliche Meinungen, insgesamt sind aber die Ertragsaussichten auf der Nordhalbkugel derzeit das bestimmende Thema. Volatilität an der Börse und ein vorsichtiges Agieren der Marktteilnehmer an den Kassamärkten dürften sich in den nächsten Wochen fortsetzen.