An der Euronext in Paris stehen derzeit die Preise unter Druck. Ein abgelehnter Exportauftrag für französischen Weizen nach Algerien belastet den Markt. Anstelle Frankreichs hätten Lieferanten aus Bulgarien, Rumänien und der Ukraine den Zuschlag erhalten, während Russland aufgrund hoher Preise auf dem Weltmarkt kaum konkurrenzfähig sei. Auch in Richtung Ägypten könnten sich für europäische Anbieter bessere Chancen bieten, da russische Exporteure preislich durch die Einführung der Mindestpreise benachteiligt seien. Die EU-Kommission hat ihre Weizenernteprognose für das laufende Jahr um zehn Prozent reduziert, was sich negativ auch auf die Ertragsprognosen auswirken könnte. Gleichzeitig sind die Saatbedingungen aufgrund der Witterungsbedingungen für Winterweizen in Russland, der Ukraine und Teilen der EU hinter den Erwartungen zurück. Am Kassamarkt treibt die Futtermittelindustrie die Weizennachfrage an, da Mais aus Osteuropa häufig mit Aflatoxinen belastet sei. Trotz dieser Nachfrage blieben die Exportmöglichkeiten für Weizen aufgrund hoher Preise und Qualitätsmängeln eingeschränkt. Statt Weizen verkaufen die Landwirte derzeit vermehrt Raps. Derweil wird die Maisernte der EU-27 werde nach Angaben der EU-Kommission 2024 voraussichtlich 58,2 Mio. t betragen, was 3,3 Mio. t weniger als im Vorjahr und 8,3 Mio. t weniger als der langjährige Durchschnitt (2019–2023) wäre. Grund für die geringere Ernte sind sehr unterschiedliche, meist jedoch ungünstige Vegetationsbedingungen: Während es im Westen häufig zu nass gewesen ist, hat im Osten und Südosten der EU große Trockenheit geherrscht. Zur Aussaat sind die meisten Anbaupläne umgesetzt worden, sodass die Maisanbaufläche mit 8,8 Mio. ha um 6,3 % größer als im Vorjahr ausgefallen ist. In den USA hatten die Vorboten der Präsidentschaftswahl sowie ein gesunkener US-Dollar zu kurzfristigen Preissteigerungen bei Weizen geführt. An der Chicago Board of Trade (CBoT) sank der Dezember-Kontrakt um 1,75 US-Cent auf 571,50 US-Cent je Bushel (194,42 €/t. In Brasilien haben sich die Maisexporte im Oktober auf insgesamt 6,406 Mio. t belaufen, was mehr als 2 Mio. t weniger als im Vorjahr gewesen sind. Ein südkoreanischer Importeur hat über Nacht 65.000 t Mais unbekannter Herkunft erworben, wobei die USA als möglicher Ursprung gelten würden. Algerien hat zudem eine Ausschreibung für 240.000 t Mais aus Argentinien oder Brasilien mit einer Angebotsfrist bis Freitag veröffentlicht.
ZMP Live Expertenmeinung
Der europäische Weizenmarkt leidet unter Konkurrenz aus Osteuropa, während Russlands hohe Preise europäische Exporte nach Ägypten begünstigen könnten. Sinkende EU-Weizenernten und schlechte Saatbedingungen dämpfen die Ertragsaussichten. Die Maisernte fällt trotz größerer Anbaufläche wegen unbeständigem Wetter niedrig aus. Geopolitik und Klima sorgen weiter für volatile Agrarmärkte.