Zu Beginn dieser Woche konnten Weizen und Mais an der Börse in Paris noch spürbar zulegen. Ab Mittwoch zeigten sich jedoch nachlassende Preise, wobei insbesondere Mais mehrheitlich auf der Stelle trat. Auf Wochensicht bleibt aber ein Plus in den Büchern stehen. Gestern Abend schloss der Weizen-August-Termin mit einem Settlement von 237,50 Euro/t, am vergangenen Freitag standen hier 235,25 Euro/t zu Buche. Mais gab mehrheitlich nach, hier steht auf Wochensicht ein leichtes Minus.
Standen in der vorherigen Woche vor allem noch die Angriffe auf ukrainische Hafenstädte im Fokus des Handels und trieben die Kurse gen Norden, werden in dieser Woche keine Angriffe mehr auf die Exportinfrastruktur der Ukraine gemeldet. Somit werden die Sorgen um einen globalen Engpass in der Getreideversorgung in den Hintergrund gerückt und die Marktteilnehmer konzentrieren sich mehr und mehr auf die weiteren fundamentalen Daten. So haben sich beispielsweise die Zustandsbewertungen für US-Sommerweizen mit Beginn der neuen Woche deutlich verbessert und auch die Winterweizenernte in den Vereinigten Staaten befindet sich auf der Zielgraden. In Europa laufen die Mähdrescher noch. Insbesondere in weiten Teilen Deutschlands und im Norden Frankreichs sind viele Flächen noch nicht geerntet worden, weil die sehr ergiebigen Niederschläge Ende Juli und Anfang August die Erntearbeiten deutlich unterbrochen haben. Insbesondere in Süddeutschland rechnen viele Marktteilnehmer damit, dass die noch stehenden Weizenbestände nicht den Qualitätsanforderungen für Mahlweizen entsprechen und es somit eine gute Versorgung mit Futterweizen geben wird. Entsprechend zurückhaltend zeigen sich vielerorts die Futtermühlen und Kraftfuttermischer in ihrer aktuellen Nachfrage nach Futtergetreide. Als Käufer sind derzeit aber durchaus Landhandel und Viehhändler aktiv. Die kommende Woche sind freundlichere und sommerliche Temperaturen gemeldet, so dass die Weizenernte damit auch in Richtung Zielgraden laufen könnte, sofern die Felder dann trocken genug und befahrbar sind. Für Frankreich erhöhte der statistische Dienst Agreste in dieser Woche seine Prognose für die Weichweizenernte auf 35 Mio. Tonnen. Damit würde das Vorjahresniveau um 5,6 Prozent übertroffen werden. Auch beim Körnermais wird von einer höheren Erntemenge trotz geringerer Anbauflächen ausgegangen. Hier erwartet die französische Behörde ein Ernteergebnis von 10,9 Mio. Tonnen und damit 2,2 Prozent mehr Menge als im Vorjahr. Von den Regenschauern profitiert haben dabei die Maisbestände in Europa. Diese zeigen sich aktuell in einer guten Verfassung, auch wenn regional damit gerechnet wird, dass die hitzebedingten Schäden aus Mai und Juni nicht wieder ausgeglichen werden. Die EU-Kommission hatte zuletzt in der Schätzung Ende Juni die europäische Ernte nach unten korrigiert. Erhöht hat sich hingegen die Prognose für Brasilien. Die Agrarbehörde Conab schätzt die diesjährige Ernte auf nun 130 Mio. Tonnen und hat damit ihre eigene Schätzung um 2,2 Prozent erhöht. Am heutigen Freitag veröffentlicht das US-Agrarministerium die August-WADE. Marktteilnehmer positionieren sich dafür bereits im Vorfeld und rechnen mit einer Kürzung der US-Maisproduktion, obwohl die Wetterverhältnisse sich verbessert haben und die Zustandsbewertungen am Montag um 2 Prozentpunkte erhöht wurden.
Bestimmend in den nächsten Wochen dürften vor allem die Ernten in Europa und den USA sein, aber auch auf Russland und die Situation in der Ukraine wird weiterhin gespannt geblickt. Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren ist, sind die russischen Exporteure wegen der unsicheren Lage auf dem Schwarzen Meer derzeit zurückhaltend, was Exportangebote angeht. Jordanien, Syrien und Ägypten sind derzeit mit größeren Ausschreibungen am Weltmarkt aktiv.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 15.08.2023
Die Getreidemärkte starten mit roten Vorzeichen in die neue Handelswoche. Gestern verlor der Weizen-Frontmonat an der Euronext/Matif 6,25 Euro/t und schloss bei 230,25 Euro/t ab. Auch zum Start des heutigen Handelstages tendieren die Kurse mit roten Vorzeichen. Mais schloss gestern mit einem Verlust von 5,75 Euro/t und einem Schlusskurs von 217 Euro im November-Termin. Während Mais an der CBoT gestern mit leichten Gewinnen den Handelstag beenden konnte, zeigen sich vorbörslich heute wieder Verluste. Auch Weizen tendiert heute wie gestern mit roten Vorzeichen.
Am Freitag veröffentlichte das USDA seine August-WASDE. Die Überraschungen beim Weizen hielten sich wie erwartet in Grenzen. Die globale Produktionsprognose wurde gegenüber der Juli-Schätzung um 3,3 Mio. Tonnen auf nun 793,37 Mio. Tonnen gekürzt. Da auch die Verbräuche reduziert wurden sinkt die Prognose der globalen Endbestände nur geringfügig. Die Produktionskürzungen sind vor allem auf Europa und China zurückzuführen. Für Europa hatte das USDA im Juli noch 138,0 Mio. Tonnen vorhergesagt, nun sind es noch 135,0 Mio. Tonnen. Erhöht haben die Analysten hingegen die Produktionsprognose für die Ukraine, hier werden nun 21 Mio. Tonnen erwartet (Juli 17,5 Mio. Tonnen). Auch die Regierung in Kiew hatte zuletzt ihre Prognose für die Mais- und Weizenernte in dem Land aufgrund guter Wachstumsbedingungen nach oben angepasst, liegt aber jeweils knapp unter den Schätzungen des US-Agrarministeriums. Beim Mais wird die globale Produktion 2023/24 gegenüber der Juli-WASDE ebenfalls geringer eingeschätzt und soll nun bei 1.213,5 Mio. Tonnen liegen (Juli: 1.224,47 Mio. Tonnen. Kürzungen gab es vor allem in den USA selbst, aber auch in Russland und Europa. Hier rechnet das USDA mit einer Ernte von 59,70, im Juli waren noch 63,4 Mio. Tonnen vorhergesagt. Die europäischen Kurzungen werden vor allem auf die Hitzewelle in Südeuropa zurückgeführt, aber auch in Rumänien und Ungarn dürfte die Maisernte geringer ausfallen. Die geringeren Erntemengen führen auch zu einer Reduzierung der Prognose der globalen Endbestände. Wie beim Weizen werden höhere Produktionen in der Ukraine gesehen. Hier könnte das vom Krieg gebeutelte Land in diesem Jahr 27,5 Mio. Tonnen einfahren, wenn es nach den Schätzungen der USDA-Analysten geht. Für Russland gab es beim Weizen keine Änderungen im WASDE-Report, russische Analysehäuser wie IKAR und Sovecon haben ihre eigenen Schätzungen für das Land zuletzt jedoch deutlich nach oben angepasst. Insbesondere in der Wolga-Region werden hohe Erträge von den Feldern geholt. Für nachlassenden Preisdruck sorgten zuletzt auch, dass es keine Angriffe mehr auf ukrainische Häfen gab. Die Regierung bereitet derzeit einen humanitären Korridor vor und registriert Schiffe, die unter Aufsicht des ukrainischen Militärs in internationale Gewässer geleitet werden sollen.
Die Sommerweizenernte in den USA hat begonnen und die jüngste Wetterentwicklung hat das USDA dazu veranlasst am gestrigen Montag die Zustandsbewertungen nochmals anzuheben. Die Winterweizenernte befindet sich in den Vereinigten Staaten auf der Zielgraden.
Am effektiven Markt rechnen insbesondere ein West- und Norddeutschland die Marktbeobachter damit, dass die Weizenernte bis zum Wochenende überwiegend abgeschlossen sein wird. Der Druck der Landwirte ist mittlerweile groß und so werden auch noch zu feuchte Bestände derzeit gedroschen. Bei Triticale wird vermehrt insbesondere in Niedersachsen von Auswüchsen berichtet. Bestände mit Auswüchsen finden derzeit jedoch noch keine Käufer. Überhaupt zeigt sich die Mischfutterindustrie derzeit verhalten in ihrer Nachfrage nach Futtergetreide. In Folge der schwächeren Börsennotierungen haben sich mit Beginn der Woche auch die Großhandelspreise für Brot- und Futterweizen nach unten bewegt. Zum Wochenauftakt ging es im Durchschnitt um 3 Euro/t südwärts.
ZMP Live Expertenmeinung
Wegen der geopolitischen Lage kann von einem wirklichen Erntedruck aktuell nicht gesprochen werden. Dennoch sorgt die laufende Ernte auf der Nordhalbkugel für Preisdruck. Die verzögerte Ernte in vielen Regionen Europas dürfte an den Qualitäten nagen und damit insbesondere die Brotgetreidepreise stützen, während das Futterweizenangebot reichlich ausfallen dürfte. Die Maispflanzen haben ausreichend Regen bekommen, ein mindestens durchschnittlicher Hektarertrag wird damit wahrscheinlicher.