Die Weizenpreise standen in dieser Woche unter Druck. Stand im neuen Frontmonat September 2023 am vergangenen Montag noch ein Schlusskurs von 241,50 Euro/t waren es gestern Abend noch 232,00 Euro/t. Mit Start in den Handelstag am Freitag zeigen sich erstmals in dieser Woche leicht positive Tendenzen. Auch an der CBoT ging es im Wochenverlauf südwärts, kurz vor Veröffentlichung der Mai-WASDE durch das USDA tendieren die Preise heute vorbörslich jedoch ebenfalls fester. Mais gab an der Euronext/Matif ebenfalls nach, verlor aber weniger stark als Weizen. Am Montag lautete der Schlusskurs 229 Euro/t, gestern Abend standen zur Schlussglocke in Paris 227 Euro/t für den Frontmonat Juni auf der Anzeigetafel.
An den heimischen Kassamärkten werden in überschaubaren Mengen Getreidechargen gehandelt. Der Bedarf der Mischfutterindustrie aber auch von Mühlen ist derzeit aber eher verhalten. Insbesondere in Anbetracht der jüngsten Kursrücksetzer zeigten sich viele Nachfrager nochmals zurückhaltend. Ebenfalls gedämpft ist die Nachfrage nach Weizen der kommenden Ernte. Vorkontrakte werden derzeit nur wenige geschlossen. Spekuliert wird dabei durchaus, wieviel Getreidemenge noch in der Erzeugerlagern liegt. Insbesondere im Süden geht man davon aus, dass Landwirte Mengen in die neue Ernte übertragen werden, während man im Westen und Nordwesten davon ausgeht, dass die verfügbaren Mengen bis zur Ernte bedarfsdeckend reichen dürften und der Überschluss auf die neue Ernte überschaubar bleibt. Die Exportmachfrage nach europäischen Weizen steht weiterhin in starker Konkurrenz zu Russland aber auch zu Lieferungen aus der Ukraine. Die wöchentlichen Exportmengen haben sich zuletzt rückläufig entwickelt. Insgesamt steht der Exportzähler mittlerweile bei 26,48 Mio. Tonnen, im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt 23,86 Mio. Tonnen. Die Maisimporte der Europäischen Union sind weiterhin hoch. Bis zum 7. Mai dieses Jahres wurden im laufenden Wirtschaftsjahr 23,22 Mio. Tonnen Mais und damit fast 10 Mio. Tonnen mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres importiert. 7,9 Mio. Tonnen kommen davon aus Brasilien, 12,8 Mio. aus der Ukraine. Jenseits des Atlantiks haben die Exportverkäufe und Exportverladungen für Weizen und Mais zuletzt enttäuscht. Beim Weizen ist die internationale Konkurrenz für die Amerikaner sehr groß und beim Mais kommen zunehmend sehr günstige Offerten aus dem Erntereichen Brasilien. Ergiebige Niederschläge in den Great Plains haben die Wachstumssituation der Winterweizenbestände weiter verbessert. Anfang der Woche hob das USDA die Zustandsbewertungen gut und sehr gut um 1 Prozentpunkt an, nichtsdestotrotz sind die Weizenbestände insgesamt in keinem guten Zustand. Die Sommerweizenaussaat ist wegen der Niederschläge ins Stocken geraten. Die Maisaussaat kommt hingegen sehr gut voran und läuft in einem höheren Tempo als im Vorjahr und im Schnitt der letzten fünf Jahre ab.
Neben den internationalen Wettbewerb bei den Getreidepreisen sorgt aber in erster Linie die Situation rund um das Getreideabkommen für Verunsicherung. Die Verhandlungen laufen, echte Ergebnisse wurden bislang aber nicht erzielt. Die Ukraine teilte über ihren Vize-Premierminister gestern mit, dass der Verlängerung eigentlich nichts mehr im Wege stünde, was ein Kremelsprecher umgehend dementierte. Russland werde eine Verlängerung nicht zustimmen, wenn die Forderungen Russlands nicht erfüllt werden würden.
Für Spannung, zumindest beim Mais dürfte die heutige WASDE sorgen. Mehrheitlich wird damit gerechnet, dass die US-Vorräte überraschend hoch ausfallen könnten.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 16. Mai 2023
Zu Beginn der neuen Wochen zeigen sich die Getreidemärkte ganz im Zeichen des wahrscheinlichen gewordenen Endes des Getreideabkommens für die Ukraine. Die Zahlen des USDA im WASDE-Report hatten hingegen nur bedingt Einfluss auf die Weizenmärkte, deutlicher waren hier die Signale für Mais. Am ersten Handelstag der neuen Woche ging es für die Weizenkontrakte an Matif und CBoT nordwärts. Der September-Kontrakt an der Euronext/Matif in Paris schloss bei 239,50 Euro/t und damit um 4,75 Euro fester als zur Schlussglocke am Freitag. Mais legte in Paris um 2,75 Euro/t auf 229,25 Euro im führenden Juni-Termin zu. Mit Start in den heutigen Handelstag zeigen sich an der CBoT vorbörslich sowohl beim Weizen als auch beim Mais rote Vorzeichen, die die Zuwächse vom Montag aber nicht ansatzweise wettmachen. An der Matif starteten die Kontrakte heute am Dienstag jedoch wieder mit roten Vorzeichen in den Handelstag.
Die Aussichten für die Verlängerung des Getreideabkommens sind deutlich getrübt. Aktuell sind nach Angaben vieler Beobachter keine neuen Gespräche angesetzt. Zuletzt hatte am Donnerstag der vergangenen Woche der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine verkündet, dass die Einigung kurz bevorsteht, was jedoch umgehend vom Außenministerium in Moskau dementiert wurde. Russland erwartet für eine Verlängerung deutlich Zugeständnisse, unter anderem das die Landwirtschaftsbank wieder an das SWIFT-Abkommen angeschlossen wird. Ob sich die SWIFT-Länder darauf einlassen, ist jedoch mehr als fraglich. Am kommenden Donnerstag, 18. Mai, läuft das aktuelle Abkommen aus.
Im WASDE-Report erstmals Produktionsmengen, Verbräuche und Endbestände für das kommende Wirtschaftsjahr 2023/24. Global sollen nach der Einschätzung der USDA-Exporten 789,76 Mio. Tonnen Weizen produziert werden, was rund 0,8 % mehr im Vergleich zum Vorjahr sind. Die Endbestände schrumpften geringfügig. Für Europa rechnet das USDA mit einer Ernte von 139 Mio. Tonne Weizen, die russischen und australischen Ernteschätzungen wurden im Vergleich zum Vorjahr nach unten revidiert. Beide Länder haben in dieser Saison Rekordernten eingefahren. Die argentinische Weizenproduktion wird ebenfalls wieder besser eingeschätzt, nachdem Dürrebedingt die diesjährige Ernte kaum eine Rolle am Weltmarkt spielt. Die ukrainische Prognose wurde wie erwartet gegenüber den beiden Vorjahren nach unten korrigiert. Beim Mais wurde die globale Produktionsaussicht durch das USDA deutlich angehoben. Gegenüber dem laufenden Wirtschaftsjahr werden rund 6,04 Prozent mehr Maismenge erwartet. Sowohl die höhere US-Produktion als auch sich wieder normalisierende Ernteprognosen für Argentinien sind dafür in erster Linie verantwortlich. Wie erwartet wurden die Produktionsaussichten für die Ukraine konservativ angesetzt. Erwartet wird, dass das Land 22,0 Mio. Tonnen ernten wird und 16,50 Mio. Tonnen wird exportieren können. Für das laufende Jahr wird die ukrainische Produktion bei 27 Mio. Tonnen und die Exportmenge bei 25,5 Mio. Tonnen gesehen.
An den weiteren Rahmenbedingungen hat sich wenig geändert. Die Wachstumsbedingungen für US-Weizen haben sich zuletzt verbessert und die Bodenfeuchtigkeit in weiten Teilen Europas ist positiv. Dennoch befinden sich die US-Weizenbestände insgesamt in einem schlechten Zustand. An den Kassamärkten wird zu Wochenbeginn wenig Ware gehandelt. Berichtet wird, dass insbesondere die norddeutsche Futtermittelindustrie vermehrt auf Suche nach Getreide für Lieferungen im Juni ist, nennenswert scheinen diese Mengen aber noch nicht zu sein. Die Notierungen an den Kassamärkten zeigten sich für Weizen, Gerste und Triticale zum Wochenbeginn etwas fester.
ZMP Live Expertenmeinung
Der 18. Mai rückt näher und wird die kommende Handelswoche sowohl an den Börsen als auch an den Kassamärkten prägen. Was sicher beleibt ist der große internationale Wettbewerb beim Weizen aus Russland, beim Mais aus Brasilien. Mehr und mehr rückt zudem die kommende Ernte in den Fokus. Die Bedingungen für die Kulturen sind derzeit gut, die Prognosen zu mindestens für Europa freundlich.