Die Getreidepreise bleiben in der Osterwoche im Rückwärtsgang. Stand am Gründonnerstag beim Weizen im Frontmonat noch ein Schlusskurs von 251,25 Euro/t auf der Anzeigetafel der Börse in Paris waren es zur Schlussglocke gestern noch 247,25 Euro/t. Auch an der CBoT ging es auf Wochensicht südwärts. Mais verlor ebenso. Gestern schloss der Juni-Kontrakt in Paris mit 239,75 Euro um 5 Euro tiefer als am Mittwoch und im Vergleich zu letzten Woche Donnerstag gab das Getreide um 8 Euro je Tonne nach. Entsprechend zeigen sich auch die Kassamarktpreise in den hiesigen Kassamärkten für Futterweizen, Gerste oder Brotweizen schwächer.
Für Verunsicherung gleich zu Beginn der neuen Handelswoche sorgten durchaus die Äußerungen des russischen Außenministers Lawrow in Ankara. Zu einem Arbeitsbesuch in der Türkei hatte dieser sehr scharfe Kritik an den Bedingungen geäußert und forderte erneut Handelserleichterungen für russische Agrargüter. Durch einen Regierungssprecher wurde im Wochenverlauf die Kritik erneuert. Russland droht wie bereits bei vorherigen Gesprächen mit einem Ende des Abkommens. Dabei hat Russland hohe Exportmengen beim Weizen zu verzeichnen und drückt mit seinen Exportpreisen immer wieder auf die globale Preisentwicklung. Speziell für Weizen sorgte der am Dienstag veröffentlichte WADE-Report des US-Agrarministerium für keine nennenswerten Überraschungen. Die globalen Verbräuche und Produktionsmengen wurden lediglich leicht angepasst, die globalen Endbestände zum Ende des Wirtschaftsjahres geringfügig nach unten korrigiert. Für Europa erwartet das USDA eine geringere Exportmenge im Vergleich zu den bisherigen Prognosen. Bis zum 09.04. des laufenden Wirtschaftsjahres haben die EU-27 bisher 23,82 Mio. Tonnen Weizen in Drittstaaten exportiert. In Norddeutschland berichten die Exporthändler aktuell jedoch von einer geringen Nachfrage und kaufen darum derzeit nur verhalten Mengen ein. Das französische Agrarministerium hat am Donnerstag seine Prognose für Frankreichs Weizenausfuhren außerhalb der EU um 50.000 Tonnen auf 10,4 Mio. Tonnen reduziert. Das wären jedoch immer noch rund 18,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Gesenkt wurde durch das Agrarministerium in Paris ebenfalls die dortige Weizenanbaufläche auf 4,75 Mio. Hektar. Bislang wurden mit einer Anbaufläche von 4,85 Mio. Hektar gerechnet. An der CBoT drückten vor allem gestern eine schwache Exportnachfrage auf die Stimmung der Marktteilnehmer. Selbst die Wetteraussichten für die Great Plains konnten die Kurse nicht ins positive heben. In den südlichen Anbaugebieten wird von den Meteorologen weiterhin trockenes und warmes Wetter vorhergesagt. Das dürfte die ohnehin von Trockenheit geplagten Winterweizenkulturen weiter negativ beeinflussen. In den nördlichen Plains fallen hingegen ergiebige Niederschläge und lassen die Aussaatarbeiten von Sommerweizen stoppen.
Während die US-Weizenexporte verhalten sind, zeigen sich die Nachfragemengen nach Mais freundlicher. Am gestrigen Donnerstag konnte das USDA einen Einzelverkauf über 191.000 Tonnen Mais vermelden. Abnehmer ist hier China. Die wöchentlichen Exportbuchungen zeigten sich mit 527.000 Tonnen aber geringer im Vergleich zur Vorwoche. Die Ethanolproduktion ist zudem auf den tiefsten Wert seit Anfang des Jahres gefallen. Im WASDE-Report am Dienstag reduzierte das USDA vor allem die Produktionserwartungen für Argentinien. Auch die globale Maisproduktion wird geringer erwartet als bisher. Für Argentinien erwartet das USDA nun noch eine Menge von 37 Mio. Tonnen. Die Getreidebörse in Rosario senkte am gestrigen Donnerstag hingegen nochmals die Prognose auf 32 Mio. Tonnen und reduzierte damit ihre eigene Erwartung um 3 Mio. Tonnen. In Brasilien erwartet das USDA weiterhin eine Ernte von 125 Mio. Tonnen. Die brasilianische Agrarbehörde Conab hat ihre eigene Prognose auf 124,9 Mio. Tonnen gestern erhöht. Der Großteil der dortigen Ernte entfällt auf die zweite Maisaussaat.
Die Europäische Union hat mittlerweile 21,74 Mio. Tonnen Mais importiert. Im Vorjahr zum selben Zeitpunkt waren es 12,62 Mio. Tonnen.
Getreide-Aktualisieren,
Getreideupdate vom Mittwoch, 19.04.2023
Weizen startet freundlich in die neue Woche. Sowohl am Montag als auch am Dienstag legten die Preise an der CBoT wie an der Euronext/Matif deutlich zu. Davon profitieren auch die Kassamarktnotierungen in Deutschland. An beiden Handelstagen ging es um 6,00 Euro bzw. 4,50 Euro für den Mai-Kontrakt an der Euronext/Matif nordwärts. Schlusskurs am gestrigen Dienstag war im Frontmonat 256,00 Euro/t. Auch Mais legte an den ersten beiden Handelstagen deutlich zu, wird an den Kassamärkten aber nur noch in sehr überschaubaren Mengen mit regionalen Unterschieden gehandelt.
In erster Linie wurden die Getreidepreise von der Unsicherheit rund um die ukrainischen Getreideexporte angetrieben. So haben am Wochenende Polen und Ungarn Importverbote für Getreide aus der Ukraine verhängt. Auch die Regierung von Rumänien plant nach Medienberichten diesem Beispiel zu folgen. Gestern gab der polnische Landwirtschaftsminister jedoch bekannt, dass man sich mit der Regierung in Kiew geeinigt habe und ab kommenden Samstag wieder ukrainisches Getreide durch Polen durchgeleitet werden darf. Die massiven Über-Land-Exporte der Ukraine hatten insbesondere in den angrenzenden Gebieten zum Kriegsland für Preisverfall für die heimischen Erzeuger gesorgt. Die EU-Kommission kritisierte Polen und Ungarn für den Schritt, Importbedingungen seien Angelegenheit der Staatengemeinschaft insgesamt. Unsicherheit besteht auch mit Blick auf den Getreidekorridor über das Schwarze Meer. Zwar haben in Inspektionen der Schiffe in Istanbul wieder an Fahrt gewonnen, Russland lässt aber beinahe keinen Tag aus um das laufende Abkommen zur hinterfragen. Wie die Regierung in Moskau mitteilte, registriere man zwar sehr wohl die Bemühungen des Vereinten Nationen, erfolgreich aus russischer Sicht sei dieses Engagement jedoch nicht. In der kommenden Woche wird Russlands Außenminister Lawrow nach New York reisen, um die dem UN-Generalsekretär über die Verlängerung nach dem 18. Mai zu sprechen. Hoffnungen macht Lawrow dafür jedoch nicht.
An der CBoT werden die Weizennotierungen zusätzlich von den schlechten Zustandsbedingungen für die US-Winterweizenbestände gestützt. Das USDA gab gestern bekannt, dass nach Ansicht des Ministeriums lediglich 27 Prozent der Winterweizenbestände in einem guten oder sehr guten Zustand sind. Das sind nochmal ein Prozentpunkt weniger als vor einer Woche. Eine kommende Wetterfront mit viel Regen und möglichen Schneefällen sorgt zudem dafür, dass die eigentlich zügig gestartete Maisaussaat im so genannten Cornbelt in dieser und in der nächsten Woche deutlich ausgebremst werden könnte. Die US-Weizenexporte enttäuschten, währen die Maisverladungen, die das USDA am Montag bekannt gab, den Markt stützen.
Die europäischen Maispreise profitieren in erster Linie von der freundlichen Stimmung am Weizenmarkt und der Unsicherheit zum ukrainischen Getreideabkommen. Insgesamt bleibt die Maisversorgung in Europa aber weiterhin dank der hohen Importe komfortabel. Gleichwohl aufgrund der Anbauflächenschätzungen für die kommenden Ernte weiterhin nicht mit einer üppigen eigenen Versorgung zu rechnen ist.
Vorbörslich zeigen sich am Mittwoch beim Weizen an der CBoT leichte Preisrücksetzer. Auch die Corn-Futures tendieren vorbörslich heute schwächer.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Getreidemärkte zeigen sich in dieser Woche schwächer und insgesamt deutet vieles darauf hin, dass die Preise für Gerste, Weizen und Mais weiterhin unter Druck stehen. In inländische Nachfrage ist gering und die Konkurrenzsituation aus Russland und der Ukraine weiterhin hoch. Die neuerlichen Spannungen im Ukrainekonflikt und die immer wieder artikulierte Kritik aus Russland am Getreideabkommen sorgen aber für Unsicherheiten und könnten die Preisrichtung sehr schnell drehen.