Die Getreidepreise zeigen sich in dieser Woche weiterhin rückläufig, wenngleich die Dynamik der Preisrückgänge deutlich nachgelassen hat. Auch Mais gab auf Wochensicht nach. Schlusskurs beim September-Kontrakt Weizen war gestern bei 238,50 Euro/t. Mais schloss um mittlerweile meistgehandelten November-Kontrakt bei 212,50 Euro/t. Ähnlich erging es den Weizenkontrakten an der CBoT. Mais an der CBoT konnte hingegen auf Wochensicht zulegen.
In dieser Woche standen vor allem die Produktionsschätzungen für die kommende Ernte im Fokus der Marktteilnehmer. Das USDA veröffentlichte seine Juni-WASDE und reduzierte darin die globale Produktionserwartung der kommenden Saison um fast 8 Mio. Tonnen. Insbesondere wurde der Rotstift in Russland angesetzt, auch für die Ukraine erwarten die Analysten des USDA geringere Erntemengen als noch in der Mai-WASDE. Für Europa wurde die Ernteerwartung ebenfalls nach unten angepasst. Statt bisher mit 132 Mio. Tonnen rechnet das Agrarministerium nun mit 130,5 Mio. Tonnen. Das Exportpotenzial der EU wird dennoch mit 35 Mio. Tonnen etwas höher geschätzt. Erhöhte Prognosen gegenüber der letzten Schätzung zeigen sich für die USA und für Argentinien. Insgesamt dürfte die globale Weizenproduktion etwas höher ausfallen als 2023/24. In Russland zeigen sich langsam, aber sicher die Schäden durch die Kältewelle im April. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass zwischen 10 und 15 Prozent der Bestände nachhaltig beeinträchtigt wurden. Wie das Ministerium in Moskau aber mitteilte wurden bereits viele Flächen umgebrochen und neu mit Sommerweizen bestellt. Der Branchenverband Cocereal, der die europäischen Getreidehändler vereinigt, bestätigte seine bisherige Ernteprognose für 2024/25 weitestgehend. Die Weichweizenernte wird von dem Dachverband bei 122,6 Mio. Tonnen gesehen, was ein Minus von 2,7 % gegenüber dem Vorjahr entspräche. Strategie Grains senkte hingegen seine Prognose für die europäische Ernte um 1,7 Mio. Tonnen und erwartet nun 121,8 Mio. Tonnen Weichweizen. Damit wäre die europäische Ernte die kleinste der vergangenen vier Jahre. Europas Exporte haben bis zum 9.6. ein Volumen von 28,57 Mio. Tonnen erreicht und liegen damit weiter hinter dem Ergebnis des Vorjahres zu diesem Zeitpunkt zurück. 2022/23 wurden bis zu 50. Kalenderwoche des Wirtschaftsjahres 30,30 Mio. Tonnen Weichweizen in Drittstaaten ausgeführt. Auch Gerste wurde deutlich weniger exportiert als 2022/23.
Der Getreidehandelsverband Cocereal schätzt die kommende europäische Körnermaisproduktion auf 64,8 Mio. Tonnen und erhöhte damit seine bisherige Prognose um rund 1,5 Prozent. Bessere Flächenerträge für die zweite Maisernte der Saison deuten sich auch in Brasilien an. Wie die Agrarbehörde Conab mitteilte, erhöhte sie ihre Prognose um 2,3 Prozent auf jetzt 88,1 Mio. Tonnen. Dennoch dürfte die Gesamtproduktion um rund 14 Prozent kleiner ausfallen als 2023. Im WASDE-Report erhöhte das USDA die globale Produktionsaussicht leicht. Höhere Mengen werden beispielsweise in der Ukraine erwartet. Die Maispreise wurden zusätzlich durch eine gute Exportnachfrage gestützt und eine drohende Hitzewelle im Mittleren Westen sorgt für zusätzlichen Auftrieb bei den Maiskontrakten in Chicago.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Getreidepreise standen in dieser Woche unter Druck. Die Wetterentwicklungen in Europa sind zumeist gut und auch in Russland und in der Ukraine haben sich die Wachstumsbedingungen zuletzt verbessert, während die US-Winterweizenbestände und Maispflanzen in den kommenden Tagen mit Hitze zu kämpfen haben dürften. Was bleibt ist die große internationale Konkurrenz. Viel Luft nach oben haben die Weizenpreise scheinbar aktuell nicht.