Der Getreidemarkt zeigt sich in dieser Woche vor allem von der WASDE, die das USDA am Mittwoch veröffentlicht hat, geprägt. Auch zunehmend spielt auch das Wetter eine Rolle. An der Euronext/Matif ging es Sicht der bisherigen Woche für den September-Kontrakt leicht südwärts, auch wenn sich gestern wieder freundliche Tendenzen zeigten. Auch heute starten die Kontakte für Weizen an der Pariser Börse wieder mit grünen Vorzeichen. Der meistgehandelte November-Termin beim Matif-Mais legte hingegen leicht zu. Auch hier zeigen sich zum Handelsstart am heutigen Freitag freundliche Tendenzen. Die Kassamärkte werden insgesamt als ruhig beschrieben.
Im WASDE-Report am Mittwoch hat das USDA vor allem die US-Ernte höher bewertet. Für Europa und auch für Argentinien wurden die Prognosen für das Wirtschaftsjahr 2023/24 jedoch nach unten angepasst. 138 Mio. Tonnen Weizen erwarten die Experten des US-Landwirtschaftsministerium nun für Europa. In der Juni-WASDE wurde die Weizenernte noch bei 140,50 Mio. Tonnen gesehen. Für Argentinien liegt das USDA mit seiner Schätzung um 1,9 Mio. Tonnen höher als es die Getreidebörse in Rosario gestern veranschlagt hat. Global wird die Weizenproduktion etwas geringer eingeschätzt als im Vergleich zur Juni-WASDE. Die Endbestände sinken von bisher 270,71 auf 266,53 Mio. Tonnen, denn neben der etwas geringeren Produktion werden die Verbräuche im Vergleich zur letzten WASDE höher bewertet. Insgesamt wird die Weizenernte dieser Saison höher erwartet als im Vorjahr. Auch beim Mais wird nach wie vor mit einer größeren Ernte im Vergleich zum Vorjahr gerechnet. Die Produktion in den USA wurde wegen einer höheren Anbaufläche nach oben angepasst, Marktteilnehmer zweifeln jedoch ob aufgrund der aktuellen Wetterentwicklung diese Prognose realistisch ist. Für Europa hat das USDA die Maisprognose von bisher 64,3 auf nun 63,40 Mio. Tonnen gesenkt.
Auch der Deutsche Raiffeisenverband gab in dieser Woche in seiner fünften Ernteschätzung eine erneuerte Prognose ab. Die Weizenernte soll nach Einschätzung des DRV nun bei 221,79 Mio. Tonnen liegen und damit um gut 3,2 Prozent unter der Vorjahresmenge. Auch bei Gerste wird weiterhin im Vergleich zum Vorjahr mit einer geringeren Ernte gerechnet. Letztere läuft gerade auf Hochtouren. Insbesondere in Westdeutschland und im Nordwesten wird von guten Erträgen berichtet, andernorts zeigen sich die Landwirte nicht immer zufrieden mit den geernteten Mengen. Die erste Ernte vom Weizen ist ebenfalls erfolgt, hier zeigten sich enttäuschende Proteinwerte. Beim Mais hat der DRV die Prognose nur leicht nach unten angepasst und rechnet nun mit einer Ernte von 3,72 Mio. Tonnen, was gegenüber dem Vorjahr allerdings ein Rückgang von 3 Prozent entspricht. Die Anbaufläche ist um 6 Prozent zurückgegangen. Für viele Maisbestände kamen die jüngsten Niederschläge rechtzeitig.
Im neu begonnenen Wirtschaftsjahr starten die Exporte von Weichweizen verhaltener als im Vorjahr. Bis zur 2. Kalenderwoche 2023/24 wurden 360.867 Tonnen Weich- und 5.500 Tonnen Hartweizen ausgeführt. Die Maisimporte bis zum 9.7. betragen 225.008 Tonnen.
In der kommenden Woche läuft das Exportabkommen für die Ukraine aus. Präsident Putin erneuerte gestern nochmals, dass Russland das Abkommen wohl nicht über den 18.7. hinaus verlängern wird. Signale, die in eine andere Richtung gehen, gibt es derzeit kaum. In Russland kommen, anders als in den USA, die Erntearbeiten gut voran. Auch hinsichtlich der Exporte ist man optimistisch. Für Juli wird weiterhin mit einem Rekordvolumen gerechnet.
ZMP Live Expertenmeinung
Das auslaufende Exportabkommen in der kommenden Woche kann den Markt noch einmal durcheinander wirbeln. Doch der Hauptfokus liegt auf die nun beginnenden Erntearbeiten und die weitere Wetterentwicklung. Insbesondere Mais benötigt auf beiden Seiten des Atlantiks weiter Niederschläge – wenngleich es regionale Unterschiede gibt. Ein echter Erntedruck ist noch nicht zu spüren.