Die kurz vor Abschluß stehenden Getreideernten auf der Nordhalbkugel haben die Siloläger gefüllt. In den Überschußregionen steigt das Verkaufsangebot, während in den Zuschußgebieten noch Zurückhaltung bei der zukünftigen Bedarfsdeckung vorherrscht. Dementsprechend sind in der 33. KW die Börsenkurse für Weizen um fast 15 €/t zurückgefallen und haben die bisherige Widerstandslinie von 215 €/t nach unten durchbrochen. An der führenden Chicagoer Börse stehen die gestiegene US-Ernte und Vorräte im Vordergrund.
Dabei spielen die eingebrachten kleineren Weizenernten in Russland, der Ukraine und EU-27 vorerst eine untergeordnete Rolle. Dieser Effekt wird sich erst später im weiteren Jahresverlauf bemerkbar machen. Auch die weltweite Maisernte wird kleiner eingeschätzt. Die globale Versorgungslage 2024/25 wird gegenüber den Vorjahren schwächer eingestuft.
Nachstehend die jüngsten Informationen aus dem USDA-Bericht:
USA: Die fast abgeschlossene Weizenernte wird nur noch auf 53,9 Mio. t eingestuft. Gegenüber dem Vorjahrergebnis von 49,3 Mio. t ist das jedoch ein beachtlicher Zuwachs. Dagegen fällt die Gerstenernte von über 4 auf 3,2 Mio. t zurück. Die in jüngster Zeit etwas schwächer ausgefallenen Bestandsbeurteilungen im Falle der noch ausstehenden Maisernte wird trotz kleinerer Anbaufläche auf rd. 385 Mio. t (Vorjahr 390 Mio. t) geschätzt.
Kanada: Die Weizenernte 2024 wird auf 35 Mio. t (Vorjahr 32,5 Mio.t) veranschlagt. Gerste und Mais bleiben mit -2 bis -3 % unter dem Vorjahr. Trockenheit hat in einem Drittel der Agrargebiete die Erwartungen gedämpft.
Russland: Die vergleichsweise frühe Weizenernte 2024 wird zurzeit auf rd. 83 Mio. t (Vorjahr 91,5 Mio. t) geschätzt. Der Export wird aktuell durch den bis Mitte Okt.24 geltenden Importstopp der Türkei beeinträchtigt, aber die russischen Exportzölle wurden gesenkt. Für das ganze Jahr 2024/25 sollen die Ausfuhren von vorjährigen 55,5 auf 48 Mio. t Weizen zurückfallen. Im Falle von Gerste und Mais wird mit einem Ernterückgang von -7 bis -9 % gerechnet. Üblicherweise werden die Exporte möglichst vor dem Wintereinbruch verstärkt auf den Markt gebracht, so dass die kleineren Ernten vorerst wenig preiswirksam werden.
Ukraine: Entgegen früheren ungünstigeren Erwartungen wird die Weizenernte auf 21,6 Mio. t (Vorjahr 22 Mio. t) geschätzt. Die Maisernte wird auf 27,2 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr mit 32,5 Mio. t zurückgenommen, liegt aber über den ukrainischen Prognosen; der Export wird unverändert mit 24 Mio. t vorausgesagt. Die Gerstenernte fällt um -15 % auf 5,3 Mio. t kleiner aus.
China: Das USDA geht von steigenden Mais-, Weizen- und Reisernten zwischen +1 bis +2 % aus. Zur Bedarfsdeckung werden verringerte 12 Mio.t Weizenimporte und unveränderte 22 Mio.t Maiseinfuhren vorausgesagt.
Indien: Die Weizenernten steigen um 3 %, die Reiserzeugung nur um 1 %, Gerste fällt um -10 % zurück. Weizen- und Maiseinfuhren bewegen sich um Null, dagegen werden steigende Reisausfuhren von 18 Mio.t prognostiziert.
Australien: Höhere Anbauflächen (+10%) und günstige Niederschläge im Südosten des Landes lassen eine um 15 % steigende Weizenernte auf 30 Mio.t in den Monaten Nov./Dez. 2024 erwarten. Davon sollen steigende 23 Mio. t exportiert werden. In Westaustralien sind die Aussichten jedoch weniger günstig.
EU-27: Das USDA kürzt die Weizenernte auf nur noch 128 Mio. t und die Maiserzeugung auf 60,5 Mio. t. Die Gesamternte beläuft sich auf 268,6 Mio. t, deutlich niedriger als im Vorjahr. Im Weizenhandel werden steigende 11 Mio. t Importe an Qualitätsweizen und verringerte Exporte an Weizen von 34 Mio. t mit Schwerpunkt Nordafrika vorausgesagt. Im Falle von Mais werden unverändert 18 Mio. t Einfuhren mit Schwerpunkt nach Spanien und nordwestliche EU-Veredlungsgebiete erwartet. Zu den Ertragsminderungen sind Qualitätseinbußen dazu gekommen.
Insgesamt setzt sich der mehrjährige Rückgang der weltweiten Versorgungslage 2024/25 fort. Maßstab ist der fallende 25,5 %ige Endbestand gemessen am Verbrauch. Das entspricht dem Stand des Jahres 2014/15.
ZMP Live Expertenmeinung
Die aktuellen Kursrückgänge sind dem Angebotsdruck in/nach der Ernte geschuldet. Im weiteren Verlauf des Jahres wird sich die weltweit fundamental knappe Versorgungslage als preisprägendes Element durchsetzen. Der internationale Handel wird durch politische und militärische Aktionen im Nahen Osten verunsichert. Risikoaufschläge sind die Folge.