Mit Ausnahme des Mittwochs ging es in dieser Woche für Mais und Weizen nordwärts. Durchaus deutliche Verluste am Mittwoch sorgten dafür, dass die Gewinne auf Wochensicht jedoch eher bescheiden ausfielen. Am gestrigen Donnerstag schloss der Frontmonat Weizen bei einem Schlusskurs von 235,00 Euro/t. Am vergangenen Freitag standen hier 234,50 Euro/t auf der Anzeigetafel der Pariser Euronext/Matif. Mais stieg in diesem Zeitraum von 232,50 auf 234,50 Euro je Tonne etwas deutlicher. Bis zum Mittag legen an der Matif die Kontraktpreise wieder deutlicher zu.
Was beständig im Getreidemarkt bleibt, ist die Sorge um die Zukunft des Getreideabkommens für die Ukraine. Russlands Präsident Putin äußerte sich am Montag kritisch zur Verlängerung und offizielle Vertreter der Regierung legten gestern noch einmal nach und wiederholten die russische Aussage nach einem baldigen Ende des Korridors. Das Ende des Getreidekorridors scheint aber zu mindestens erstmal in der aktuellen Entwicklung eingepreist zu sein. Spätestens mit den jüngsten Angriffen auf den Hafen in Odessa durch russische Raketen fehlt es den Marktbeobachtern an Hoffnungen für eine Prolongation des Korridors. Auf der anderen Seite spielt das Wetter eine immer größere Rolle. In vielen Teilen Europas ist es derzeit trocken, flächendeckende Niederschläge sind nicht in Sicht. Insbesondere auf Maisfeldern laufen bereits die Beregnungsanlagen aber auch beim Weizen nehmen die Sorgen um die Wettereinflüsse zu. So sah sich das Beratungshaus Strategie Grains gestern veranlasst, seine Prognose für die EU-Weizenernte um 1,3 Mio. Tonnen auf nun 128,7 Mio. Tonen nach unten anzupassen. Trockenheit und Hitze prägen auch die Großwetterlage in den Vereinigten Staaten. Insbesondere im Mittleren Westen, wo sowohl Winter- als auch Sommerweizen wachsen, fehlt es derzeit an ausreichender Bodenfeuchtigkeit. Da wo die Winterweizenernte bereits auf Hochtouren läuft, kommen die Farmer aber sehr gut mit der Ernte voran. Folglich ging es für Weizen und Mais in dieser Woche an der CBoT bergauf, insbesondere gestern sogar zweistellig. Auch hier ist allen voran das Wetter Grund für die Preisrally. Die US-Exportzahlen enttäuschen weiterhin und auch die US-Ethanolproduktion hat zuletzt nachgegeben. Gleichzeitig läuft die brasilianische zweite Maisernte und dürfte die aktuellen Preissteigerungen mittelfristig im Zaune halten.
Die festeren Entwicklungen an den Terminmärkten färben auch auf den Kassamärkten ab. Die Umsätze sind wieder etwas geringer, viele Erzeuger mit alterntiger Ware warten die aktuelle Preisrally ab. Die Großhandelspreise für Weizen, Gerste und Mais haben auf Wochensicht an den allermeisten Handelsplätzen um durchschnittlich 8 Euro je Tonne zugelegt. Die Gründe für den Anstieg sind die gleichen, wie sie auch an den Börsen angeführt werden. Die Trockenheit in vielen Anbauregionen des Landes und die Unsicherheiten der Getreideversorgung aus der Ukraine heraus prägen auch hier den Handelsverlauf.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 20.6.2023
Zum Wochenstart blieb die Börse in Chicago feiertagsbedingt geschlossen. Am Freitag der vergangenen Woche legten die Weizenpreise hier noch sehr deutlich zu. Heute zeigen sich an de CBoT kaum Veränderungen, die Kontrakte notieren marginal schwächer zum Start in den Taghandel. Ohne Vorgaben aus den USA schlossen die Weizenpreise am ersten Handelstag der neuen Woche in Paris an der Euronext/Matif hingegen deutlich fester. Der Frontmonat legte um 2,25 Euro auf 241 Euro/t zu. Am heutigen Handelstag werden diese Zuwächse teilweise wieder wettgemacht. Bis zum späten Nachmittag zeigen sich leichte Verluste für Weizen. Mais an der Matif legte gestern sehr deutlich zu. Um 5 Euro ging es für den führenden August-Termin nordwärts auf einen Schlusskurs von 242,25 Euro/t. Am heutigen Dienstag zeigen sich auch hier leichte Verluste, ähnlich wie im Weizenmarkt.
Das bestimmende Thema zum Wochenanfang ist die Wetterlage. Die Sorgen, insbesondere um Mais, sind über das Wochenende nicht kleiner geworden. Für den heutigen Dienstag und auch für morgen und Übermorgen sind jedoch Niederschläge in vielen Anbaugebieten vorhergesagt. Wie die gestern veröffentlichte neue Studie der EU-Agentur MARS aber deutlich macht, fehlt es insbesondere von Mitte-Frankreich bis hin zum Baltikum deutlich an Niederschlägen. Dies bestätigt auch der Dürremonitor des Instituts Helmholz. Mit sehr weniger Ausnahmen ist das pflanzenverfügbare Wasser in allen Regionen Deutschlands mehr als knapp. Gegenüber der Mai-Schätzung reduzierte der Prognosedienst MARS die Schätzungen zu den Hektarerträgen für Weichweizen um 1 Prozent auf nun 5,92 t/ha. Dennoch wird mit besseren Erträgen gerechnet als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Auch für Gerste und Roggen wurden gegenüber der Mai-Erwartung die Ertragsschätzungen zurückgenommen. Einzig Triticale konnte im Monatsvergleich mit einer höheren Schätzung aufwarten. Beim Mais erwarten die Experten von MARS nun Erträge von 7,61 t/ha, im Mai waren es 7,64 t/ha. Das Thema Trockenheit beschäftigt auch den amerikanischen Markt. 57 % der US-Maisflächen sind nach dem letzten Report vergangener Woche von Trockenheit und Dürre gefährdet. Wegen des Feiertages wird der wöchentliche Crop-Report erst am heutigen Tag veröffentlicht. Insbesondere beim Mais rechnen die Marktteilnehmer mit deutlichen Verschlechterungen der Zustandsbewertungen.
An den hiesigen Kassamärkten haben sich die Notierungen weitestgehend stabil entwickelt. Umsätze finden nur wenige statt. Auch für Kontrakte der kommenden Ernte ist beiderseitig das Interesse gering.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Zeichen stehen weiter auf anziehende Preise. In vielen wichtigen Anbauländern ist es trocken: Frankreich, die USA, teilweise auch kanadische Provinzen. Aber auch bei uns in Deutschland ist in vielen wichtigen Regionen seit mehr als drei Wochen kein Niederschlag mehr gefallen. Die geopolitischen Spannungen treiben die Kurse zusätzlich, wenngleich es auch bärische Signale und Argumente gibt. Doch unterm Strich bleibt eine bullische Stimmung am Markt sowohl beim Weizen als auch beim Mais vorhanden.