Die Getreidemärkte zeigen sich in dieser Woche volatil. Oftmals ging es an einzelnen Tagen in einer weiten Handelsspanne munter nordwärts, doch unterm Strich konnten die Kontrakte bis zur Schlussglocke gestern Abend gegenüber dem Kurs vom Freitag vergangener Woche kaum Boden gutmachen. Mais zeigte sich dort stabiler. Weizen startet in Paris heute wieder mit Aufschlägen in den letzten Handelstag der laufenden Woche. Schlusskurs im Frontmonat Sep. 24 war gestern Abend bei 248,50 Euro/t. In der Handelsspitze konnten gestern aber schon 256,50 Euro/t registriert werden. Der Frontmonat Juni 24 beim Mais schloss gestern mit marginalen Gewinnen bei 213,25 Euro/t notiert damit jedoch 5,50 Euro fester als noch am Freitag der vergangenen Woche.
Der Fokus richtet sich mehr und mehr auf die kommende Ernte. Der WASDE-Bericht vom vergangenen Freitag gab den Weizenpreisen dabei durchaus Unterstützung. Die globale Produktion dürfte zwar höher ausfallen als 2023/24, wegen erhöhter Bedarfe sinken jedoch die Endbestände. Während in Kanada und auch den USA die Ernteaussichten freundlicher sind als im Vorjahr erwartet das USDA für Europa eine geringere Weizenernte, dafür aber eine höhere Maisproduktion. Das deckt sich auch mit der jüngsten Einschätzung der EU-Kommission. Neben der Produktionsaussichten spielt aber zunehmend das Wetter eine Rolle. Wiederholt sahen sich die russischen Analysehäuser IKAR und Sovecon gezwungen wegen der Witterung vor allem in Zentralrussland mit Frösten ihre Erntemengenerwartungen zu reduzieren. Die Prognosen liegen mittlerweile unter der Marke von 90 Mio. Tonnen. Strategie Grains hat für Europa seine Prognose um 1,7 Mio. Tonnen Weichweizen erhöht. Insbesondere in Spanien und Rumänien zeigen sich besser Ertragspotenziale, während Frankreich die kleinste Weizenernte seit 2021 einfahren dürfte. Das statistische Bundesamt teilte in einer Pressemitteilung gestern mit, dass die Winterweizenfläche in Deutschland um 8,3 Prozent gegenüber 2023/24 verringert hat. Die Anbaufläche wird mit 2,6 Mio. Hektar angegeben. Dafür wird rund 1,3 Prozent mehr Fläche für Gerste genutzt. Hafer, Sommergerste und Körnermais legen im Anbau ebenfalls zu. Auffällig ist wegen der vielen Umbrüche im Winter, dass die Anbaufläche für Sommerweizen sich mehr als verdreifacht hat. Wurden im letzten Jahr 30.400 Hektar für den Sommerweizen genutzt sind es in diesem Jahr nach den Zahlen des Statischen Amtes 99.900 Hektar und damit 228,5 Prozent mehr. Aus einer dreitägigen Feldtour in den USA gehen die Experten davon aus, dass die Erträge deutlich besser ausfallen als zunächst gedacht. In Kansas wird gegenüber dem Vorjahr sogar mit einer Verdopplung der Erträge gerechnet. Die US-Exportzahlen sowohl beim Weizen als auch beim Mais enttäuschten zuletzt. Die Maisaussaat kommt zuletzt gut voran, dürfte aber wegen Niederschlägen im Corn Belt in der kommenden Woche wieder etwas an Tempo verlieren.
An den Kassamärkten in Deutschland wird kaum noch alte Ernte gehandelt, dabei ist insbesondere Futtergerste durchaus noch gesucht. Mehr und mehr konzentrieren sich Erzeuger und Händler auf Kontrakte der kommenden Ernte.
Getreide-Aktualisieren,
Mit einem deutlichen Preissprung sind die Weizen- und Maispreise in die neue Woche gestartet. Gestern ging es für den führenden September-Termin um 9,75 Euro/t verglichen zum Freitag nordwärts. Mais legte um 9,25 Euro im Frontmonat zu. Heute startet der Weizen an der Euronext/Matif unverändert in den Handelstag. Auch beim Mais zeigt sich in der ersten Handelsstunde am heutigen Dienstag noch keine einheitliche Richtung. Anders sieht es da an der CBoT aus. Die Kurse tendieren hier heute etwas schwächer. Die starken Gewinne des Vortages werden aber nicht eliminiert.
Im Fokus des Getreidemarktes steht zu Wochenbeginn vor allem Russland. Die Fröste und die Kältewelle in Zentralrussland hat die Ernteaussichten deutlich reduzieren lassen. Alle großen Analysten rechnen mittlerweile mit einer Erntemenge deutlich unter der Marke von 90 Mio. Tonnen. Dazu kommt, dass es lange Zeit im Süden Russlands zu trocken war. Die Exportpreise sind Russland sind darum deutlich gestiegen. Dass die Ukraine am Wochenende mittels Drohnen russischen Hafeninfrastruktur angegriffen hat erhöht die Sorgen um weitere Eskalationen und einen Engpass bei der Getreideversorgung zusätzlich.
Auch in den USA werden die Zustandsbewertungen leicht nach unten korrigiert und aktuell mit 49 Prozent in der Top-Kategorie bewertet. Die Maisaussaat dürfte zudem durch eine Schlechtwetterfront im Maisgürtel deutlich an Tempo verlieren. Überhaupt hinkt die Maisaussaat etwas dem Vorjahr hinterher. Die Exportzahlen beim Weizen enttäuschten auch gestern, während die der Maisexporte gegenüber der Vorwoche gesteigert werden konnte.
An den hiesigen Kassamärkten ziehen die Preisforderungen ebenfalls an. Mehr und mehr rückt die neue Ernte in den Fokus, Notierungen für alterntigen Mais und Weizen gibt es kaum noch. Für Frankreich meldet die Agrarbehörde jüngst ein Anwachsen der Körnermaisfläche. Diese soll 2024 bei rund 1,36 Mio. Hektar liegen und würde einem Zuwachs von 10,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechend. Auch für Deutschland hat das Statistische Bundesamt in der letzten Woche eine höhere Maisanbaufläche gemeldet. Ebenso ist das Areal für Sommerweizen in der BRD um 228,5 Prozent gestiegen und wird mit den Umbrüchen und den schwierigen Aussaatbedingungen während der Herbstbestellung begründet. Körnermais und Silomais dürften nach Ansicht des statistischen Bundesamtes ebenfalls häufiger angebaut werden.
ZMP Live Expertenmeinung
Auch wenn Weizen in dieser Woche unterm Strich seitwärts tendierte, zeigt die aktuelle Marktlage, dass die Stimmung mitunter freundlich ist. Die globale Versorgungslage wird knapper eingeschätzt, dass zeigen die Zahlen des USDA. In Frankreich ist die Anbaufläche klein und der Zustand nach wie vor unterdurchschnittlich. Russlands Ernte dürfte nach allen Erkenntnissen kleiner ausfallen.