Getreidepreise wieder auf Stabilisierungskurs
Weltebene: Die Getreidepreise reagieren zurzeit sehr empfindlich auf jede Änderung von Informationen zur weltweiten Versorgungslage mit kräftigen Kursausschlägen. Die jüngste USDA-Veröffentlichung (Fr, 12. Juli) mit erhöhten Weizenernten zur Vormonatsschätzung ließ die Börsenkurse für Weizen verstärkt durch den üblichen Wochenend-Vorsichts-Effekt von 225 auf 215 €/t an der Pariser Börse fallen; dem war ein entsprechender Rückgang an der Chicagoer Börse vorausgegangen. Aber schon ist in der laufenden Woche( 19.07) wieder eine stabilisierende Gegenbewegung erkennbar, die durch eine Nachfragebelebung, Angebotszurückhaltung und stockenden Russlandexporten wesentlich verursacht wird.
In den USA ist die Weizenernte bis auf 4 nördliche Staaten weitgehend abgeschlossen. Das Ergebnis fällt mit 54 Mio. t deutlich besser aus als in den letzten Jahren mit Ernten unterhalb der 50 Mio. t-Marke. Auch in Kanada wird mit einer überdurchschnittlichen Weizenernte gemessen an teilweise schwachen vorangegangenen Jahren gerechnet.
In Russland schreiten die Weizenernten weiter nach Norden und Osten in kritischere Erzeugungsstandorte voran, während in den südlichen Distrikten die Felder bereits weitgehend geräumt sind. Die veröffentlichten Ernteschätzungen variieren noch immer, bleiben aber mit mehr als -10 % erheblich unter Vorjahresniveau. Damit wird der weltgrößte Weizenexporteur die Ausfuhren begrenzen müssen.
Dagegen bewegen sich die Maiskurse in vergleichsweise stabileren Bahnen mit einer tendenziell anziehenden Preisentwicklung. Hintergrund ist eine wenig veränderte Einschätzung einer anhaltend knappen weltweiten Versorgungslage, die trotz jüngster Korrekturen hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleibt. Die Versorgungszahl liegt mit 25,5 % Endbestand zum Verbrauch unter früheren Werten.
EU-27: In den EU-Mitgliedstaaten befindet sich die Gerstenernte überwiegend im Endstadium. Frühere Erwartungen an ein hohes Ergebnis haben sich nicht in allen Erzeugungsgebieten bestätigt. Trotz größerer Anbaufläche bleibt aufgrund niedriger Hektarerträge die Gesamterzeugung von rd. 52 Mio. t unter mehrjährigen Durchschnitt. Die EU-Weizenernte wird auf 130 Mio. t (Vorjahre 135 Mio. t.) veranschlagt. Mais soll durchschnittliche 64 Mio. t liefern.
In Frankreich berichtet FranceAgriMer von einer weit unterdurchschnittlichen Weizenernte von 29 Mio. t im Vergleich zu Vorjahren mit durchschnittlich 35 Mio. t. Die Gesamternte mit 58 Mio. t wird ebenfalls unter früheren Mittelwerten von 65 Mio.t u.m. eingeschätzt.
Die jüngste DRV-Schätzung geht für Deutschland von einer Gesamternte von nur 41,5 Mio. t bzw. -2,7 weniger als im Vorjahr aus. Besonders schwach sind die Wintersaaten von Gerste und Weizen mit -6 bzw. -8 % weniger Erzeugungsmenge.
Getreide-Aktualisieren,
Getreidemärkte unter Druck
Europäische Ernten beeinflussen die Preise In Frankreich und anderen europäischen Ländern hat das unbeständige Wetter die Getreidemärkte in Bewegung gebracht. Gewitter und Regenperioden haben die Ernte beeinträchtigt, was zu Befürchtungen über die Qualität der Weizenernte 2024-25 führt. Diese Sorge spiegelt sich in den stabilen Preisen an der Euronext wider, obwohl die Exportkonkurrenz aus Westeuropa schwach ist. Während Mais in Frankreich von den Niederschlägen profitiert, leiden andere Regionen wie der Balkan und der Schwarzmeerraum unter Trockenheit und Hitzewellen. Diese gegensätzlichen Bedingungen beeinflussen die Maispreise und schaffen eine komplexe Dynamik auf den internationalen Märkten. Die aktuellen Entwicklungen zeigen die Abhängigkeit des Agrarsektors gegenüber Wetterphänomenen und unterstreichen die Bedeutung präziser Daten und Informationen für Landwirte, Händler und Investoren. Die Überwachung der globalen Getreidemärkte bleibt entscheidend, um fundierte Entscheidungen in diesem volatilen Umfeld zu treffen.
ZMP Live Expertenmeinung
Die eher knappe Versorgungslage im globalen Getreidemarkt hält das Preisniveau zwar grundsätzlich auf überdurchschnittlich hohen Niveau gemessen an mehrjährigen Mittelwerten. Aber der Markt befindet sich aktuell in einer sensiblen Phase, weil die entscheidenden Ernten auf der Nordhalbkugel immer wetterbedingten Risiken ausgesetzt sind. Je nach Ernteaussichten reagieren die Kurse sehr volatil. Zurzeit weisen die Signale auf eine eine stabilere Entwicklung auf ermäßigten Niveau hin.