Die Weizenpreise standen in dieser Woche unter Druck. Der Frontmonat September an der Euronext/Matif schloss gestern bei 228 Euro/t. Am Freitag der vergangenen Woche standen noch 236,50 Euro/t auf der Anzeigetafel. Auch Mais hat zuletzt weiter nachgegeben. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch an den heimischen Kassamärkten.
Die Erntearbeiten in Deutschland laufen weiter. Noch immer stehen Weizen und Gerste auf den Feldern und werden mit Unterbrechungen eingefahren. Vielfach kommen die Partien zu feucht vom Acker, wegen des späten Zeitpunktes können Erzeuger darauf jedoch nicht immer Rücksicht nehmen. Das, was aktuell noch geerntet wird, entspricht meistens nicht den Anforderungen als Mahlweizen und auch bei der Sommergerste werden vielfach die Anforderungen zum Mälzen nicht erfüllt. Die Mischfutterindustrie reagiert darauf mit einer verhaltenen Nachfrage. Außerhalb bestehender Kontrakte wird nun wenig Ware umgeschlagen. In Norddeutschland wird vermehrt von Auswüchsen berichtet, im Süden zeigen sich auch einige Auswüchse, sind hier aber weniger deutlich als im Norden.
Der Internationale Getreiderat hat seine Prognose für die globale Weizenernte nicht verändert, erwartet jedoch höhere Verbräuche und senkte darum die Prognose der globalen Endbestände um 2,3 Mio. Tonnen auf 260,9 Mio. Tonnen nach unten korrigiert. Das russische Analysehaus IKAR hat seine Prognose für die russische Ernte nochmals um 1,5 Mio. Tonnen auf 89,5 Mio. Tonnen angehoben und auch APK Inform erwartet für die Ukraine eine etwas bessere Weizenernte. Das Analysehaus rechnet mit einer Ernte von 20,6 Mio. Tonnen Weizen und 25,5 Mio. Tonnen Mais. Die Weizenexporte sollen nach den Schätzungen trotz der aktuellen Schwierigkeiten 12 Mio. Tonnen betragen und beim Mais traut sich die Ukraine 18 Mio. Tonnen zu. Zuletzt hatten aber Angriffe auf ukrainische Häfen wieder für latente Sorgen um die Versorgung gesorgt. Wie es heißt, wurden Lagerhallen und Getreidesilos zerstört. In den USA laufen die Erntearbeiten beim Sommerweizen und die Resterntearbeiten beim Winterweizen weiter auf Hochtouren. Für die kommenden Tage ist heißes und trockenes Wetter – vor allem im Maisgürtel – vorhergesagt. Dies befeuerte zuletzt die CBoT-Maispreise. Medienberichten zur Folge hat Russland rund 9 Mio. Tonnen Weizen an Indien verkauft zu deutlich günstigen Konditionen. Die indische Regierung ist durch diesen Kauf offenbar bemüht die hohe Lebensmittelinflation auf dem Subkontinent entgegenzuwirken. Wegen der schlechten letztjährigen Ernte sind die Getreidespeicher in Indien nur sehr gering befüllt.
Für die globale Maisproduktion hat der IGC seine Prognose anders als beim Weizen erhöht und rechnet nun mit 900.000 Tonnen Mehrernte im Vergleich zur letzten Prognose. Die Ernte soll demnach bei 1,2 Mrd. Tonnen liegen, die Endbestände wachsen wegen einer geringeren Nachfrage um deutliche 6 Mio. Tonnen.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 22.08.2023
Nach den starken Kurszuwächsen vom Ende der letzten Woche ist Weizen an der Börse in Paris wieder schwächer in die neue Woche gestartet. In der ersten Handelsstunde am heutigen Dienstag ist noch keine ganz klare Richtung zu erkennen. Mais konnte hingegen gestern nochmals zulegen, wenngleich die Gewinne geringer ausfielen als noch am Freitag. Heute tendieren die Maispreise mit Start in den Handelstag der Euronext/Matif leicht schwächer.
Neben Gewinnmitnahmen spielten auch die Hoffnung auf eine Belebung der ukrainischen Seetransporte eine Rolle bei der gestrigen Handelssitzung. Wie es aus informierten Kreisen heißt für Versicherungen, Banken und die Regierung in Kiew ernstzunehmende Gespräche, um Getreidefrachter zu versichern und damit die Getreideexporte über das Schwarze Meer wieder anzukurbeln. Zudem sucht die Regierung aktiv nach neuen Fahrrouten über das Schwarze Meer. Wie es heißt, sind die Gespräche bereits weit fortgeschritten.
Die europäischen Exporte liegen derzeit unter dem Niveau des Vorjahres. Bis einschließlich der 7. Kalenderwoche des laufenden Wirtschaftsjahres wurden bisher 3,72 Mio. Tonnen und 1,195 Mio. Tonnen Gerste verschifft. Im Vorjahr waren es zum selben Zeitpunkt beim Weizen 4,18 Mio. Tonnen und bei der Gerste 1,63 Mio. Tonnen. Größer Lieferant innerhalb Europas beim Weizen ist derzeit Rumänien. Die Trockenheit im Frühjahr und Sommer mit der Hitzewelle zeigt sich aber beispielsweise in Spanien. Hier wurden bereits größere Mengen Getreide eingeführt.
Indien leidet derzeit unter einer der trockensten und wärmsten August-Monate seit über 120 Jahre. Offensichtlich verhandelt das Land derzeit vor allem mit Russland über die Lieferung von 9 Mio. Tonnen Weizen. Für Kanada rechnet die Agrarbehörde mit einer etwas geringeren Ernte von nun 33,2 Mio. Tonnen (-2,12) Mio. Tonnen und führt dies auf die jüngste Hitzewelle in der kanadischen Prärie zurück. An der CBoT ging es für Weizen gestern südwärts. Auch Mais schloss schwächer. Im wöchentlichen Crop-Report, der gestern Abend veröffentlicht wurde, wurden 58 Prozent der Maisbestände in der Kategorie „gut“ oder „sehr gut“ eingestuft. In der Vorwoche waren es 59 %. Die Ernte von Winterweizen ist bis zum 20. August zu 94 Prozent abgeschlossen, damit liegt das Erntetempo geringfügig hinter denen des Jahres und des Durchschnitts der letzten fünf Jahre. Im Rückstand gegenüber dem langjährigen Durchschnitt zeigt sich hingegen die Sommerweizenernte. Diese ist zu 31 Prozent abgeschlossen. 39 Prozent der Bestände werden als gut oder sehr gut bewertet und damit 4 Prozentpunkte weniger als vor einer Woche.
Sowohl beim Mais als auch beim Weizen enttäuschten, die gestern veröffentlichen Exportverladungen leicht. Beide lagen zwar leicht über den Werten der Vorwoche, jedoch deutlich hinter denen des Vorjahres.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Getreidemärkte stehen insgesamt unter Druck. Unsicherheiten bringen nach wie vor die Situation in der Ukraine. Das sich Russland jedoch besonders lieferfähig zeigt und weiterhin mit günstigen Konditionen am Weltmarkt agiert haben die Unsicherheiten und das Aus des Getreideabkommens kaum noch Auswirkungen. Die Erntearbeiten in Europa befinden sich zudem auf der Zielgraden. Auch wenn die Qualitäten insgesamt nicht mehr überzeugen, dürfte am Ende des Tages mehr als ausreichend Ware vorhanden sein.