Die Handelswoche stand auf den Getreidemärkten ganz im Zeichen der Aufkündigung des Getreideabkommens für die Ukraine. Die Auflösung selbst hat zunächst zu Beginn der Woche für nur wenig Reaktionen am Markt gesorgt, gleichwohl sich Käufer wie Verkäufer zurückhaltend zeigten. Die russischen Angriffe auf ukrainische Seehäfen, wie Odessa, und aus Auslegen von neuen Seeminen trieben die Kurse aber über die Marke von 250 Euro/t. AM gestrigen Donnerstag schloss der Frontmonat September an der Euronext/Matif bei 255,75 Euro/t nach einer volatilen Handelssitzung. Damit hat September-Weizen seit letzter Woche Freitag bis gestern Abend um 24,75 Euro/t zugelegt. Mais im meistgehandelten November-Kontrakt stieg von 228,25 Euro/t am letzten Freitag auf 248,00 Euro/t am gestrigen Donnerstag und legte damit auch um fast 20 Euro je Tonne zu.
Mit dem Auslauf des Getreideabkommens hatten die allermeisten Marktteilnehmer gerechnet. Vielfach war aber auch zu hören, dass wie bei der ersten Verlängerung, die Pause nur von kurzer Dauer sein dürfte. Das dem nicht so ist, zeigen die jüngsten Angriffe auf den Exporthafen von Odessa. Russische Drohnen und Raketen haben hier wichtige Hafeninfrastruktur getroffen und zerstört, darunter Getreidesilos und Kräne. Wie das Agrarministerium in Kiew mitteilte, sind bei den Angriffen rund 60.000 Tonnen Getreide vernichtet worden. Präsident Zelesky sprach zwar davon, die Schiffe weiterfahren zulassen, jedoch stellt sich dies als fragwürdig dar. Berichtet wird, dass Russland wieder vermehrt Seeminen im Schwarzen Meer auslegt. Der türkische Präsident sagte jedoch, dass es für die Türkei unmöglich sei in dieser Lage Schiffe in Richtung Ukraine fahren zu lassen. Zwar transportiert die Ukraine bereits große Mengen über Schiene und Straße, wie hoch die Kapazitäten aber ohne Seeweg sein können, bleibt die Frage im Marktes.
Neben der Situation rund um die ukrainischen Exporte spielen vor allem Wettermeldungen eine wichtige Rolle. Zwar hat das USDA die Zustandsbewertungen für Sommerweizen am Montag angehoben, insbesondere aber in Kansas und Minneapolis sind weiterhin warme und trockene Wetterbedingungen gemeldet. Auch in der kanadischen Prärie ist es derzeit trocken und Niederschläge sind zuletzt nur wenige gefallen. Die Winterweizenernte hängt zudem deutlich hinter dem durchschnittlichen Tempo hinterher. Für einen Preisdämpfer in den USA sorgen aber weiterhin schwache Exportzahlen. Insgesamt fehlt es den US-Exporteuren häufig an Wettbewerbsfähigkeit, auch wenn der Dollar zuletzt an Stärke verloren hat. Der Internationale Getreiderat hat in einer neuen Prognose gestern seine globalen Produktionsschätzungen um 2 Mio. Tonnen reduziert und rechnet nun mit der Erntemenge im laufenden Wirtschaftsjahr von 784 Mio. Tonnen. Hingegen haben russische Beratungshäuser wie Sovecon in IKRAR ihre Prognosen für die russische Ernte erhöht. In einigen Regionen hat in Europa bereits die Weizenernte begonnen. In Südeuropa und Südosteuropa haben die Bestände deutlich unter den warmen Temperaturen und auch unter der aktuellen Hitzewelle, die dort herrscht, gelitten, von hohen Ernteausfällen wird berichtet. In Süddeutschland zeigen sich bisher sehr unterschiedliche Erntemeldungen. Handel findet an den hiesigen Kassamärkten statt, die Mengen sind aber überschaubar, vielfach warten Käufer und Verkäufer hier die aktuellen Entwicklungen ab und zeigen sich zurückhaltend.
Die Maisentwicklung in den USA ist weiterhin geprägt von den Wetterdaten. An der Prognose des USDA aus dem WASDE-Report kommen vermehrt Zweifel auf. Regenschauer haben vielfach Entlastung gebracht. Per 18.7. gelten 55 % der Felder in den USA als von Trockenheit betroffen. Das sind zwar 9 Prozent weniger als im Vorjahr aber immer deutlich große Bestände. Mit der Trockenheit die aktuell vorhergesagt ist, reagierten die Corn-Futures in Chicago zuletzt auf Wochensicht steigend. Gewinnmitnahmen haben jedoch insbesondere am gestrigen Donnerstag belastet. Auch eher schwache Exportsales drückten auf die Stimmung.
Getreide-Aktualisieren,
Getreide-Update vom 25.07.2023
Auf den Getreidemärkten sind derzeit besonders zwei Themen im Fokus der Marktteilnehmer. Zum einen ist die Wetterlage sowohl auf dieser Seite des Atlantiks, als auch auf der anderen Seite durchaus als kritisch zu beurteilen. In den USA wird in den kommenden Tagen mit einer neuen Hitzewelle mit über 40 Grad gerechnet. Damit könnte die sich gerade erst leicht erholten Getreidebestände erneut unter der Dürre leiden. Hierzulande zeigen besonders im Norden des Landes wird aufgrund des fehlenden Regens im Mai und Juni mit Ernteeinbußen gerechnet. Erzeuger als Schleswig-Holstein berichten, dass mit rund 12 % weniger Hektarerträgen als im vergangenen Jahr gerechnet wird. Die Erntearbeiten laufen weiter an und genauere Ergebnisse werden in ein paar Wochen erwartet.
Ein anderer stimmungsweisender Faktor an den Agrarbörsen sind die wieder sich zu spitzenden Angriffe Russlands auf die Ukraine. Wichtige Infrastrukturen an der der Donau wurden bombardiert, sodass sich Händler zusehends Sorgen um die Exportverladungen machen.
ZMP Live Expertenmeinung
Dass der Getreidedeal platzt, war bereits eingepreist, Für die Rally sorgten aber die russischen Angriffe allen voran auf Odessa. Die globale Getreideversorgung ist wieder eingeschränkter, bis eine Lösung gefunden ist, wie die Mengen an Weizen, Mais und Raps aus der Ukraine gebracht werden können. Auf der anderen Seite steht die Wetterentwicklung in den USA, die besonders den Sommerweizenbeständen und dem Mais zu schaffen macht. In Europa beginnt die Ernte und sorgt ihrerseits für eine gute lokale Verfügbarkeit von Getreide. Die Marktlage ist volatil und die aktuelle Situation zeigt, wie schnell sich die Vorzeichen ändern. Wie aber schon in der letzten Woche deutet vieles auf einen festen bis festeren Getreidemarkt hin, trotz nach wie vor guten globalen Produktionsaussichten.