Die Weizenpreise legten in der nun auslaufenden Woche wieder zu. Auch wenn sich am heutigen Freitag Verluste um ein halbes Prozent bis zum frühen Nachmittag zeigen, sind die Preise für Weizen und Mais höher als vor einer Woche. An der CBoT sind die Kurse ebenso gestiegen, wenngleich hier es vor allem beim Mais auf Wochensicht insgesamt einen volatilen Handelsverlauf gegeben hat. In Folge der gestiegenen Börsenpreise ging es auch an den Kassamärkten weiter aufwärts. Die Umsätze bleiben aber weiterhin klein. Die letzten Preissteigerungen haben die letzten Lagerreserven offensichtlich noch nicht mobilisieren können.
Der Themenmix für die Preissteigerung ist dabei auf beiden Seiten des Atlantiks derselbe. In erster Linie machen sich die Erzeuger und Markbeteiligten Sorge um die kommende Ernte. In Mitteleuropa war es insbesondere zwischen Mitte Mai und Mitte Juni besonders trocken. Niederschläge sind in vielen Anbauregionen nicht gefallen. So senkte am Anfang der Woche der EU-Prognosedienst MARS seine Prognose zu den erwarteten Hektarerträgen über fast alle Getreidearten. Für Weichweizen wurde die bisherige Prognose von 6,01 t/ha auf 5,92 t/ha gesenkt, liegt damit aber immer noch über dem langjährigen Durchschnitt von 5,81 t/ha. Der Deutsche Raiffeisenverband legte am Mittwoch dieser Woche nach und legte bei den Erntemengen und Hektarerträgen für Deutschland ebenfalls den Rotstift an. Besonders für Ostdeutschland werden hohe Einbußen in den Erträgen erwartet. Insgesamt rechnet der DRV nun mit einer Weizenernte von 21,87 Mio. Tonnen. Im Mai wurden noch 22,31 Mio. Tonnen erwartet. Trifft die Prognose zu, läge die eingefahren Weizenernte in Deutschland um 2,9 % hinter der Menge des Vorjahres zurück. Für Mais werden nun noch 3,74 Mio. Tonnen erwartet statt 3,95 Mio. Tonnen. Das schwache Vorjahresergebnis wird damit um 2,5 % unterschritten. Ein ähnliches Bild zeigt sich in den USA. Nach Daten des USDA sind per 20.6. 15 % der Sommerweizen- und 50 % der Winterweizenbestände von Trockenheit und Dürre betroffen. Die Zustandsnoten insbesondere für die Sommerkulturen wurden Anfang der Woche nach unten korrigiert. Beim Mais sind mittlerweile 64 % der Bestände von Dürre bedroht. Die EU-Exportzahlen sind weiterhin sehr gut und auch die Maisimporte in Europa zeigen sich dynamisch. Mit den jüngsten Preissteigerungen beim Mais an der CBoT sorgen sich die US-Exporteure aber zunehmend um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die große Ernte in Brasilien sorgt für preisliche und mengenmäßige Konkurrenz zum US-Corn. Zustandsbewertungen wurden ebenfalls deutlich nach unten angepasst und sind damit die geringsten seit 35 Jahren. Etwas entspannter ist den USA der Trockenstress bei der Gerste. Hier sind lediglich 11 Prozent der Flächen von Trockenheit bedroht. Für die kommenden Tage sind jedoch für einige Gebiete im Mittleren Westen und im Corn Belt Schauer gemeldet. Auch in Europa haben am Dienstag und Donnerstag Niederschläge für leichte Entspannung gesorgt. Die Exportzahlen der EU
Sicher ist man sich unterdessen, dass das Getreideabkommen für die Ukraine am 18. Juli auslaufen wird. Dies bestätigte nun auch ein ukrainischer Diplomat. Zuletzt waren die Exporte ohnehin zäh. Die Inspektionen der Schiffe wurden von russischer Seite deutlich verlangsamt. Wie Beobachter der Situation aber mittlerweile äußern, ist das Land mittlerweile nicht mehr so stark auf die Schwarzmeerroute angewiesen. Ein Großteil der Agrargüter verlassen über die Donau und über die Bahn das Land in Richtung Westeuropa. Weitere Mengen werden auch per LKW befördert.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 27.06.2023
Nach dem positiven Wochenrückblick der vergangenen Woche stehen die Getreidepreise zum Wochenauftakt wieder runter Druck. Zeigten sich am gestrigen Montag noch sehr marginale Kursrücksetzer bei einem durchaus volatilen Handelsverlauf. Am heutigen Dienstag schlossen die Kurse dann mit sehr deutlichen Verlusten. Für den Septembertermin ging es nach 0,75 Euro gestern heute um 9,75 Euro/t südwärts. Schlusskurs um 18.30 Uhr war zur Schlussglocke 236,50 Euro/t. Auch an der CBoT ging es deutlich südwärts. Hier verloren die Kontrakte sogar deutlicher als an der Euronext/Matif. Mais schließt im meistgehandelten Novembertermin bei 239 Euro/t mit einem Tagesverlust von 7,25 Euro/t. Entsprechend zeigen sich auch die Händler an den Kassamärkten verunsichert, die Notierungen fallen, die Umsätze bewegen sich auf einem mengenmäßig geringen Niveau. In allen Regionen Deutschlands läuft mittlerweile die Gerstenernte an.
Das Unwetter, das in einigen Teilen Deutschlands in der letzten Woche herrschte hat insbesondere in Mitteldeutschland große Schäden verursacht. Wie die Vereinigte Hagelversicherung mitteilte, kamen die meisten Schadensmeldungen an Getreidebeständen aus Nordhessen aber auch im nördlichen Bayern in vielen Regionen Nordrhein-Westfalens gab es ehrliche Schadensmeldungen. Insgesamt haben die Niederschläge aber insbesondere für Mais in weiten Teilen der Republik dringend benötige Bodenfeuchte gebracht. Weitere Niederschläge sind je nach Region in den kommenden Tagen angekündigt. Für die neue Unsicherheit sorgen wieder die Situation in Russland nach dem Aufstand der Söldnertruppe, die sich am Montag zunächst noch gar nicht im Handelsverlauf bemerkbar machten. Die politischen Unsicherheiten haben deutlich zugenommen und das färbt auch auf die Getreidemärkte ab wobei die Händler die Situation durchaus unterschiedlich bewerten. Jenseits des Atlantiks enttäuschten die wöchentlichen Exportverladungen, die gestern veröffentlicht wurden. In den Great Plains gab es am Wochenende in vielen wichtigen Anbauregionen ebenfalls sehr ergiebige Niederschläge, was zusätzlich auf die Stimmung drückt. Die Ernte von Winterweizen ist in Staaten wie Texas zu 74 Prozent abgeschlossen, in Arkansas sind sogar schon 85 Prozent eingefahren. Im nationalen Durchschnitt zeigt sich gegenüber dem Vorjahr eine langsameres Erntetempo mit 24 Prozent (Vorjahr 39 Prozent). Die Winterweizenbestände werden mit 40 Prozent in einem guten bis sehr guten Zustand bewertet und damit um zwei Prozentpunkte besser als in der Vorwoche. Die Sommerweizenbestände wurden die Zustandsbewertungen gegenüber der Vorwoche um einen Prozentpunkt in der besten bzw. zweitbestehen Kategorie zurückgenommen.
Die Maisbewertungen in den USA sind mit 50 % in einem guten oder sehr guten Zustand deutlich geringer als m Vorjahr und auch gegenüber der Vorwoche nochmals deutlich zurückgenommen worden. Für Erleichterung sorgen angekündigte Niederschläge in Teilen des Corn Belts – am Wochenende waren bereits teilweise sehr ergiebige Niederschläge gefallen.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Zeichen am Getreidemarkt stehen weiter auf steigende Kurse. Niederschläge, die lokal auch zu Unwettern geworden sind, haben für Entspannung in der Pflanzenentwicklung gesorgt. Dennoch hat die Trockenperiode zwischen Mitte Mai und Mitte Juni auf beiden Seiten des Atlantiks für Einbußen gesorgt. Insbesondere der Mais zeigt sich in den USA bereits deutlich bedroht.