Auf Wochensicht haben sich die Preise für Weizen nur wenig verändert. Tage mit deutlichen Zuwächsen wurden wiederum durch Handelssitzungen mit größeren Verlusten wettgemacht. Gestern Abend schloss der führende September-Termin bei 222,50 Euro je Tonne und damit etwas leichter als am Mittwoch. Ähnlich zeigte sich auch die Bewegung beim Mais. Der meistgehandelte August-Termin schloss gestern Abend bei 214,50 Euro/t.
An den heimischen Kassamärkten wird derzeit wenig Ware gehandelt. Die Abgabebereitschaft der Landwirtschaft ist gering und auch die Bedarfe von Mühlen und Kraftfutterwerken zeigen sich zurückhaltend. Kaum Kontrakte wurden zuletzt für die neue Ernte abgeschlossen. Mit der Entwicklung der europäischen Bestände zeigen sich die Landwirte zumeist zufrieden. Hier und da machen sich Erzeuger wie Händler sorgen um die Qualitäten aufgrund von zu viel oder zu wenigen Regenschauern. Der EU-Prognosedienst MARS erhöhte jedoch jüngst die Ertragserwartungen Weizen, Gerste und gab erstmals auch für Mais eine Schätzung für die kommende Ernte ab. Beim Weizen sollen die durchschnittlichen Hektarerträge in Europa bei 7,72 Tonnen liegen, im Vorjahr wurden 7,61 Tonnen von den Feldern geholt und im Schnitt der letzten fünf Jahre 7,37 Tonnen. Beim Körnermais wird gegenüber dem Vorjahr ebenfalls mit höheren Erträgen kalkuliert. Statt 8,4 Tonnen wie 2022 sollen es mit der kommenden Ernte 9,66 Tonnen je Hektar geben. Der Durchschnittliche Ertrag der letzten fünf Jahre liegt bei 9,06 Tonnen. Auch für Gerste und Triticale werden bessere Erträge erwartet als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Die Europäischen Exporte haben in der vergangenen Woche zwar mengenmäßig nachgelassen, dennoch wurden im bisherigen Gesamtwirtschaftsjahr über 27,99 Mio. Tonnen Weichenweizen in Drittstaaten ausgeführt. Das sind 13 Prozent mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres und mehr als im gesamten Wirtschaftsjahr 2021/22 exportiert wurden. Dennoch bleibt die Konkurrenz aus Russland groß. Händleraussagen zur Folge haben jüngst US-Einkäufer in Deutschland und Polen Waren eingekauft. Der aktuelle Euro-Dollar-Verhältnis spielt den Europäern dabei in die Karten. Die US-Exporte hingegen zeigen sich weiterhin gering. Die wöchentlichen Exportmengen haben sich zuletzt etwas freundlicher gezeigt, überzeugen aber insgesamt nicht. Auf Wochensicht gaben die Notierungen an der CBoT darum auch nach. Der Zustand der Weizenfelder in den USA hat sich etwas verbessert. In den beiden wichtigen Anbaustaaten Kansas und Oklahoma sind jedoch lediglich 10 Prozent der Bestände in einem guten oder sehr guten Zustand. Im Durchschnitt aller Bundesstaaten sind dies immerhin 31 Prozent.
Das jüngst verlängerte Getreideabkommen für die Ukraine sorgte im Wochenverlauf bereits wieder für Aufsehen. Die Ukraine warf den russischen Inspektoren vor, die Inspektionen der Schiffe bewusst zu verzögern. Außerdem habe Russland einen Frachter daran gehindert in einen ukrainischen Hafen einzulaufen. Nachhaltig war das Störfeuer aus dem Schwarzen Meer bei der Preisfindung jedoch nicht.
In Brasilien hat die zweite Maisernte begonnen, wodurch insbesondere die Exportkonkurrenz zu den USA zunehmen dürfte. Wie aus Daten aus China ersichtlich wurden, verfüttern die Landwirte dort weniger Mais und setzten stattdessen den aktuell am Weltmarkt günstigeren Mais ein. Vor einigen Wochen zeigte sich diese Entwicklung bereits durch massive Stornierungen von US-Lieferungen nach China. Europas Importe bleiben hingegen dynamisch auf hohem Niveau. Bis zur letzten Woche wurden 23,98 Mio. Tonnen im bisherigen Wirtschaftsjahr importiert. Spanien bleibt der größte Nachfrager, mit deutlichem Abstand folgen die Niederlande und Belgien.
Getreide-Aktualisieren,
Getreide Update vom 30.05.2023
Nachdem das Getreideabkommen erneut verlängert wurde scheint sich die globale Marktlage etwas entspannt zu haben. Bereits in vier Wochen stehen neue Verhandlungen an, ob das Abkommen erneut verlängert wird. Größere Kursschwankungen erwarten die meisten Marktteilnehmer allerdings nicht. Das USDA rechnet zudem derzeit nicht damit, dass es zu heftigen Versorgungsengpässen kommen könnte. Die Analysten der US-Behörde erwarten eine weltweite Ernte von 78976 Mio. Tonnen. Das entspricht gegenüber der vergangenen Saison ein Zuwachs von knappen 740.000 Tonnen. Vor allem für die Länder Australien, der Ukraine und auch Russland erwartet das USDA jedoch mit einem Rückgang bei der Produktion. Die globalen Exportgeschäfte werden auf 209,7 Mio. Tonnen geschätzt, was einem Rückgang von 30, Mio. Tonnen entspricht (gegenüber der Saison 22/23).
Für die Europäische Union erwarten die Experten ein Plus bei der Getreideproduktion. Trotz des nicht idealen Wetters im Winter konnten sich die meisten Getreidebestände über dem Frühjahr merklich erholen. Nur in Spanien ist vielerorts zu trocken, sodass es hier zu Ertragseinbußen kommen könnte.
ZMP Live Expertenmeinung
Gute Ernteaussichten, eine aktuell nicht als besonders angespannt geltende Weizenversorgung und die Erwartungen an die globale Maisproduktion zusammen mit dem Start der zweiten Maisernte in Brasilien setzen die Getreidemärkte insgesamt weiter unter Druck. Spannend bleibt die weitere Wetterentwicklung in fast allen Teilen der Nordhalbkugel.